Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll93. Sitzung / Seite 250

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denn Agrarpolitik ist nicht Sozialpolitik. Betriebe müssen weiterhin ausgeglichen und für Leistungen abgegolten werden. Denn nur ein lebendiger Raum ist durch den starken Motor der Bauernhöfe zu erhalten. (Beifall bei der ÖVP.)

20.31


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als vorläufig letzte Rednerin zu diesem Tagesord­nungspunkt ist Frau Abgeordnete Hakel mit 3 Minuten Redezeit zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


20.32.07

Abgeordnete Elisabeth Hakel (SPÖ): Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Kollege Schmuckenschlager! Wenn man von der Gleichstellung von Frauen und Männern im ländlichen Raum spricht, dann darf man nicht den Fehler machen, zu sagen: Die Gleichstellung funktioniert im ländlichen Raum, weil ohnehin 40 Prozent der Agrarbetriebe von Frauen geleitet werden. – Der ländliche Raum besteht nicht nur aus Bäuerinnen, der ländliche Raum besteht auch aus Frauen, die anderen Berufen nachgehen. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Der Frauenanteil in stark agrarischen Gemeinden liegt bei 49,8 Prozent. Das klingt zwar schön gerecht aufgeteilt, aber bei der Gleichstellung steht es hier nicht mehr so ausgeglichen. Die Abwanderung aus dem ländlichen Raum in die Städte ist bei Mädchen und Frauen im Alter von 18 bis 26 Jahren am häufigsten. Warum ist das so? Warum zieht es junge Frauen viel mehr in urbane Regionen? – Die Stadt-Land-Unter­schiede in der Bildungs- und Beschäftigungsstruktur sind zwei der Gründe, weshalb es Frauen zunehmend in die Stadt zieht. Zwar dürfen viele Frauen – wir haben es heute schon mehrmals gehört: 40 Prozent sind es genau – Agrarbetriebe leiten, allerdings wenn es um den Dienstleistungssektor in ländlichen Regionen geht, wenn es um die selbstgeschaffenen Klein- und Kleinstbetriebe geht, dann scheitert es leider meistens schon bei der Gründung, da Frauen über ein geringeres Grundkapital verfügen und so auch oft keinen Anspruch auf geförderte Kleinkredite haben.

Daher ist es auch besonders wichtig, dass sich Frauen ihren Arbeitsplatz selbst schaffen, gut informiert sind und bis in die Selbständigkeit begleitet werden.

Eine starke Benachteiligung in den ländlichen Gebieten zeigt sich auch – wir haben es heute schon gehört von einer Kollegin – bei der Kinderbetreuung. Während in Wien neun von zehn Einrichtungen mindestens acht Stunden täglich geöffnet haben, stehen im ländlichen Raum drei Viertel der Kindergärten weniger als acht Stunden pro Tag offen. Von der Mobilität, von dem nicht vorhandenen öffentlichen Verkehr möchte ich erst gar nicht zu sprechen anfangen.

Noch einmal zurück zu den Bäuerinnen: Auch da findet sich das Phänomen – wir haben es heute schon gehört –, dass, je weiter man die zunehmende Hierarchiestufe hinaufkommt, umso mehr der Frauenanteil schwindet. 40 Prozent der bäuerlichen Betriebe werden von Frauen geleitet; bei einer Betriebsgröße von 200 Hektar aller­dings nur mehr 17 Prozent der Betriebe.

Noch einmal zurück zu den Interessenvertretungen: Vielleicht gibt es einmal eine Nachfolgerin des Herrn Grillitsch, aber bei der Landwirtschaftskammer, bei den KammerpräsidentInnen gibt es durchwegs nur Männer, und in den regionalen Landwirtschaftskammern – wir haben es auch schon gehört – liegt der Frauenanteil lediglich bei 15 Prozent. (Abg. Grillitsch: Wir haben eine junge Vizepräsidentin!) – Aber keine Präsidentin, Herr Kollege Grillitsch. Das ist der Unterschied!

Auch da gilt es anzusetzen – und nicht nur immer alles oberflächlich schönzureden. (Beifall bei der SPÖ.)

20.35

 


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