Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 174

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zumachen. Wir überweisen Millionen, um die Kernenergie auszubauen, und haben überhaupt keine Idee, wohin mit dem Atommüll. Es gibt ja nach 50 Jahren noch nicht einmal eine Idee, wo man Endlager bauen könnte. Es gibt sogar Experten, die sagen, auf der Erde gibt es kein Endlager, denn dieser Müll wird in etwa 100 000 Jahre oder noch länger zu betreuen sein. Und es gibt keine Region, die 100 000 Jahre lang so sta­bil ist.

Jetzt gibt es von einem Wissenschafter ein Konzept – das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen –, dass man den Atommüll in die Sonne schießt. Das kos­tet in etwa 1 000 Milliarden €. Da wird eine Rakete gebaut, in die der Atommüll hi­neinkommt, dann wird sie in die Sonne geschossen, und dann ist das endgelagert und für alle Zeit aus unserem Bewusstsein. Solche Dinge muss man sich einmal vorstellen! Das ist geplant, und das alles mit Geldern, die auch von Euratom bereitgestellt werden.

Deshalb: Kümmern wir uns doch um die wirklich wichtigen Dinge! Kümmern wir uns darum, denn wenn wir die richtigen Maßnahmen einleiten, dann brauchen wir gar keine Atomenergie. Alleine wenn wir uns die Beleuchtung anschauen: 15 Prozent des Ge­samtstrombedarfs geht für die Beleuchtung drauf. Bei der Beleuchtung – das wissen wir – können wir 70 Prozent einsparen. Das heißt, wir bräuchten in den nächsten fünf Jahren kein einziges zusätzliches Kraftwerk weltweit, wenn wir nur im Beleuchtungsbe­reich endlich einmal etwas täten.

Oder: in den Haushalten. Da sind 70 Terawattstunden einzusparen. Da könnten wir eine Atomenergiebehörde abschaffen und auf der anderen Seite eine Energiebehörde ins Leben rufen, die genau diese Projekte angeht: Wie können wir Energie einsparen, sodass wir keine zusätzlichen Kraftwerke brauchen? – Wenn es zusätzliche Kraftwerke sind, dann gibt es, wie von mir schon ausgeführt, mit der Biomasse, mit der Windkraft, mit der Sonnenenergie genug Alternativen, die nicht nur bei Vollkostenrechnung güns­tiger sind als die Atomkraft. Wenn man die Vollkostenrechnung nimmt, dann sind sie um ein Vielfaches günstiger als die Atomkraft.

Deshalb, Herr Minister: Ich weiß, Sie haben nicht allzu viel Tatendrang. Ihnen liegt mehr das Wort als die Tat, aber ich würde Sie doch bitten: Schauen Sie, dass Sie end­lich einmal in die Gänge kommen und hier etwas bewegen, auch auf europäischer Ebene! Der erste Schritt dazu wäre, aus Euratom auszusteigen und dieses Geld sinn­voll einzusetzen. Da gibt es genug Möglichkeiten. Gehen Sie an die Arbeit! (Beifall beim BZÖ sowie des Abg. Dr. Pirklhuber.)

16.49


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Dr. Plassnik zu Wort. Ich stelle die Uhr auf 7 Minuten. – Bitte.

 


16.49.58

Abgeordnete Dr. Ursula Plassnik (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Ich gehe davon aus, dass jeder von uns Ver­ständnis für die Sorgen der österreichischen Bevölkerung im Hinblick auf die Nuklear­energie und ihre Auswirkungen hat. Was mich an der Debatte allerdings einigermaßen bedrückt, ist genau der Aspekt, den Klubobmann Cap hervorgehoben hat. Es geht of­fenbar um die Frage: Wer ist der wildere Atomgegner? Und das, so glaube ich, ist eine Debatte, die wir so nicht führen sollten.

Die österreichische Bundesregierung fährt seit vielen Jahren einen sehr unzweideuti­gen Anti-Atomkurs – und das auf allen Ebenen und in allen zur Verfügung stehenden Foren. Das ist der einzig konstruktive Weg, wie wir auf Dauer auf der einen Seite mehr Sicherheit leisten können und auf der anderen Seite mehr Bewusstsein schaffen kön­nen für das, was uns gefährlich erscheint.

 


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