Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 199

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politisch nicht möglich. Unser Prinzip ist, dass jeder, der geeignet ist, in Österreich stu­dieren können muss. Wir haben einen ersten Schritt in Form der Sicherstellung von mehr Qualität gemacht, es werden aber noch weitere Schritte folgen müssen. (Beifall bei der ÖVP.)

18.19


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Dr. Lichten­ecker. – Bitte.

 


18.20.01

Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir können uns in diesem Kreis sicher auf Ziele einigen, etwa darauf, dass wir die Bedingungen für die Studierenden verbessern wollen, dass es gilt, ein hochwertiges Bildungssystem und auf jeden Fall auch eine Er­höhung der Studierendenzahlen, insbesondere aber auch der AbsolventInnenzahlen sicherzustellen. Ob die vorliegende Novelle das tatsächlich erfüllt, das sei dahinge­stellt, das ist mehr als fraglich – die Kollegen Van der Bellen und Grünewald haben die diesbezüglichen Argumente schon ausgeführt. Ich möchte noch einen wichtigen As­pekt dazu einbringen, Frau Ministerin, der in der Debatte immer wieder untergeht, näm­lich die soziale Situation der Studierenden.

Die soziale Situation der Studierenden führt in Österreich ganz wesentlich auch zu den Zahlen der Absolventinnen und Absolventen an den Universitäten, die weit unterdurch­schnittlich sowohl im OECD- als auch im EU-19-Vergleich sind.

Es ist auch sehr bedenklich, dass sich in den letzten 15 Jahren – und da richte ich mich auch an die Kolleginnen und Kollegen der Sozialdemokratie – in Bezug auf die soziale Herkunft der Studierenden sehr wenig verändert hat. Das heißt, es gibt sehr, sehr we­nige Studierende, die Eltern haben, deren Einkommen im unteren Segment angesie­delt ist. Und das ist für die letzten Jahre ein sehr, sehr schlechtes Zeichen.

Für die soziale Situation der Studierenden sind mit Sicherheit die Zahlen betreffend Er­werbstätigkeit und Stipendienbezieher aussagekräftig. Immerhin 61 Prozent der Stu­dierenden sind während der Studienzeit erwerbstätig; dazu kommt, dass 90 Prozent während der Ferien arbeiten.

Meine Damen und Herren, Sie wissen, wie das ausgeht. Ich erinnere mich an meine Studienzeit: Studentinnen und Studenten, die darauf angewiesen waren, während des Studiums überdurchschnittlich viele Stunden zu arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu sichern, haben oft das Studium abgebrochen oder sehr lange studiert. Und ich kann Ih­nen sagen, ich kenne aus meiner Studienzeit Leute, die heute noch immer an ihrem Studium arbeiten, und das hat mit der sozialen Situation zu tun.

Frau Ministerin, in diesem Zusammenhang komme ich auch auf den Bereich Stipen­dien und Studienbeihilfen zu sprechen. In Österreich beziehen gerade einmal 18 Pro­zent Studienbeihilfen, 7 Prozent Selbsterhalterstipendien und einige wenige Prozent Leistungsstipendien. 41 Prozent bekommen überhaupt keine Förderung, und das, Frau Ministerin, sollte geändert werden. Es wird zwar immer angekündigt, debattiert, aber letztendlich nicht in Angriff genommen. Das ist längst überfällig.

Wir Grünen schlagen diesbezüglich vor, den Bezieherkreis auf mindestens 35 Prozent zu erhöhen und die Stipendien um mindestens 20 Prozent zu erhöhen, um so sicher­zustellen, dass es für die Studierenden einfacher wird, das Studium zu bewältigen, positiv abzuschließen. Die Studienbedingungen müssen generell wesentlich verbessert werden.

Abschließend noch zum Thema Beratung Folgendes: Die Beratung, wie sie jetzt in der Novelle verankert ist, kommt zwar einer netten Geste gleich, aber die Studienberatung


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