Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 233

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

kommenssituation gekommen ist. Der Median der Bruttojahresfraueneinkommen liegt noch immer bei 60 Prozent der Männereinkommen. Der Einkommensnachteil der Frau­en ist unterschiedlich je nach sozialer Stellung, nach Branchen und Berufsgruppen.

Beamtinnen verdienen 93 Prozent der mittleren Männereinkommen, bei den Vertrags­bediensteten sind es nur mehr 77 Prozent. Äußerst bedenklich ist die Situation in der Privatwirtschaft, wo wir bei den weiblichen Angestellten gerade mal die Hälfte der Ein­kommen der männlichen Kollegen und bei den Arbeiterinnen gerade nur 44 Prozent der mittleren Männereinkommen haben. Wenn wir nur die Vollzeitbeschäftigten für den Vergleich heranziehen, so sind das 66 Prozent.

Fest steht jedenfalls, dass politischer Handlungsbedarf besteht und das bisherige „Konzept“ – unter Anführungszeichen –, wonach der Privatwirtschaftssektor selbst da­für sorgen wird, freiwillig zu einer Einkommensgerechtigkeit zu kommen, gescheitert ist. Daher ist es klar, dass zukünftig positive und negative normative Anreizsysteme be­schlossen werden müssen und die Initiative der Frauenministerin, etwa im Rahmen des Gleichbehandlungsgesetzes auch private Unternehmen zur Erstellung eines Ein­kommensberichtes zu verpflichten, zu begrüßen ist.

Höhere Einkommenstransparenz, verpflichtende Quoten dort, wo notwendig, werden auch in Österreich zu mehr Einkommensgerechtigkeit zwischen den Geschlechtern führen. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

20.11


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Ab­geordnete Schittenhelm. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


20.11.54

Abgeordnete Dorothea Schittenhelm (ÖVP): Meine sehr geehrten Herren Präsiden­ten! Hohes Haus! Zunächst einmal ein Dankeschön an die Mitarbeiter und Mitarbeite­rinnen im Rechnungshof. Hier wurde wieder exzellente Arbeit geleistet, vor allem auch bei der Erstellung des Einkommensberichtes.

Dieser Einkommensbericht ist so wie auch der letzte, der ganz klar dokumentiert und aufzeigt, dass sich die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern nicht verringert haben, es ist sogar das Gegenteil der Fall. So wie die letzten Berichte zeigt auch dieser Bericht ganz klar auf, dass Frauen in vergleichbaren Beschäftigungsfel­dern wesentlich weniger verdienen als Männer. Das ist ganz wichtig.

Es wurde schon von der Vorrednerin gesagt, dass hier natürlich die Teilzeit hinein­schlägt, das ist ganz klar, aber dennoch gibt es auch bei Vollzeitbeschäftigung gravie­rende Unterschiede. Ich meine nur, dass wir uns hier eigentlich nicht einzig und allein über die Vollzeitbeschäftigung definieren können, sondern ganz klar fragen müssen: Wo habe ich denn durchgängige Berufszeiten? Wo habe ich ein durchgängiges Be­schäftigungsfeld in ein und demselben Unternehmen und Betrieb? Denn wenn ich eine Unterbrechung habe – ob durch Familie oder Pflegearbeit oder Ausstieg aus gesund­heitlichen Gründen, wie immer –, dann steige ich nicht wieder dort ein, wo ich vor drei, vier Jahren gehaltsmäßig ausgestiegen bin, und ich versäume natürlich auch die Bien­nalsprünge, die bei den Männern weiterlaufen und unweigerlich und klarerweise zu ei­ner Erhöhung der Gehälter führen. Das darf man hier nicht ganz außer Acht lassen.

Ganz interessant sind bei diesem Bericht auch die Stundenverdienste. Ich habe mir das angeschaut, denn aus diesem Vergleich geht der Einkommensnachteil der Frauen in Bezug auf den Stundenverdienst für Führungskräfte und in Handwerksberufen ganz klar hervor, und er ist sehr, sehr groß. In diesem Bereich erzielen die Frauen nur 69 beziehungsweise 73 Prozent des Stundenverdienstes, des Stundenlohnes der Männer.

Ich möchte hier auch ein Beispiel geben. Der mittlere Bruttostundenverdienst bei Büro­kräften, kaufmännischen Angestellten, also immer vergleichbare Arbeiten, für Frauen


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite