Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll98. Sitzung / Seite 90

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Nachbarn darauf hinzuweisen, dass bei aller guten Nachbarschaft die Verletzung ös­terreichischer Lebensinteressen weder durch Prag noch durch Bratislava, noch durch Budapest, noch durch Laibach, noch durch Zagreb von uns toleriert werden kann, dass das von uns einfach nicht toleriert werden kann? Wenn es darum geht, ist Herr Berla­kovich plötzlich still. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Dipl.-Ing. Berlakovich.)

Glauben Sie wirklich, wir sind zum Schulterschluss bereit, wenn Sie vor der europäi­schen Atomindustrie am Boden liegen? Am Boden liegend, Herr Berlakovich, werden Sie keinen Schulterschluss erzielen! (Beifall bei den Grünen. – Neuerliche Zwischenbe­merkung von Bundesminister Dipl.-Ing. Berlakovich.) Dort sind Sie!

Wir versuchen nach wie vor, so wie es die österreichische Bevölkerung will, aus der Mehrheit (Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen), aus der überwiegenden Mehrheit gegen Atomkraft in der österreichischen Bevölkerung auch eine handlungsfä­hige Regierungspolitik zu machen. Wir haben einige Anträge dazu eingebracht, ich hof­fe dass zumindest einige wenige Ihre Zustimmung finden werden. (Präsident Neuge­bauer gibt neuerlich das Glockenzeichen.)

Ich hoffe, dass die Führung der ÖVP es endlich schafft, das Problem Schüssel in einer anständigen Art und Weise – durch den Parlamentsausstieg von Herrn Dr. Schüssel – zu lösen. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei den Grünen.)

12.55


Präsident Fritz Neugebauer: Der eingebrachte Entschließungsantrag steht mit in Ver­handlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Pilz, Glawischnig-Piesczek, Freundinnen und Freunde betreffend „Glaubwürdigkeit der österreichischen Anti-Atom-Politik“

eingebracht im Zuge der Debatte über die Erklärungen des Bundeskanzlers und des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft gemäß § 19 Absatz 2 GOG zum Thema „Aktuelle Perspektiven der österreichischen und euro­päischen Energiepolitik nach Fukushima“

Infolge der Atomkatastrophe von Fukushima hat die deutsche Bundesregierung be­schlossen, die im Herbst beschlossene Verlängerung der Atomlaufzeiten für drei Mo­nate auszusetzen. Das bedeutet keinen Atomausstieg Deutschlands, sondern lediglich eine 3-monatigen Aufschub der endgültigen Entscheidung.

Die deutsche Bundesregierung will die Laufzeit der deutschen Atomkraftwerke weiter­hin um durchschnittlich vierzehn Jahren verlängern. Dies wäre das Ende des deut­schen Atomausstiegs. Gleichzeitig plant die deutsche Regierung eine dramatische Sen­kung des Schutzniveaus für Atomkraftwerke, die Sicherheitsstandards sollen herunter­geschraubt, alte AKW nicht mehr nachgerüstet werden.

Der Atomplan der Regierung Merkel ist ein umwelt-, energie- und sicherheitspolitisches Fiasko. Er erhöht das Unfallrisiko dramatisch, ist energiepolitisch sinnlos und sicher­heitspolitischer Wahnwitz. Keines der deutschen AKW ist gegen Flugzeugabstürze und Terroranschläge geschützt. Laufzeitverlängerung und Senkung der Sicherheitsstan­dards haben nur einen Zweck: zusätzliche Milliardengewinne für die deutschen Atom­konzerne. Sechs bis sieben Mrd. Euro jährlich bzw. insgesamt mehr als 100 Mrd. Euro würden die Atomkonzerne abkassieren.

Der Fall „Schüssel“. In Österreich schweigen Bundeskanzler und Vizekanzler. Der Grund dafür: In Deutschland mischt ein Österreicher kräftig mit bei den deutschen


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