Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll99. Sitzung / Seite 187

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Ganz abgesehen davon bewirkt ein Hoax auch einen entsprechend dichten Daten­verkehr, der die Leitungen bremst. Hoaxes sorgen gerade bei Gesundheitsthemen für Verunsicherung bei den Menschen, denn sehr oft wird der Inhalt unreflektiert für bare Münze genommen, zum Beispiel die Bedrohung alternativer Heilmittel bis hin zu Ver­schwörungstheorien der Pharmaindustrie.

Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich dazu nur kurz anmerken: Natürlich sind all diese Behauptungen Unsinn und entbehren jeder sachlichen Grundlage! Vielmehr setzen sich im Rahmen des Codex die EU-Staaten vehement für eine weltweit ver­pflich­tende Kennzeichnung von gentechnisch modifizierten Lebensmitteln ein, und zwar zur Information und zum besseren Schutz der KonsumentInnen.

Dass bei vielen Menschen eine entsprechende Verunsicherung bleibt, wenn sie einmal einer Falschmeldung auf den Leim gegangen sind, ist natürlich klar. Daher beschließen wir meiner Meinung nach auch vollkommen zu Recht diesen Fünf-Parteien-Antrag, der den Gesundheitsminister ersucht, sich auf EU-Ebene für eine Sammlung, Analyse und konkrete Information über derartige Falschmeldungen über Lebensmittel und Ernäh­rung im Internet einzusetzen.

Kolleginnen und Kollegen! Kettenbriefe und Hoaxes sind kein adäquates Medium zur Kommunikation seriöser Anliegen. (Beifall bei der SPÖ.)

17.49


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Durchschlag. – Bitte.

 


17.50.12

Abgeordnete Claudia Durchschlag (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wenn man in der Geschichte zurückschaut, so sieht man, es hat immer schon Menschen gegeben, die die Leichtgläubigkeit Hilfe suchender Mitmenschen ausgenützt haben. Sie haben ihnen beispielsweise Wunder­mittel angedreht, sie haben ihre Ängste ausgenützt, manche haben sich einen Hoax, also einen Spaß daraus gemacht und die Wahrheit ein bisschen verdreht. Dass das im Zeitalter des digitalen Netzes wesentlich leichter ist und wesentlich schneller Verbrei­tung findet, macht die Sache sehr schwierig.

Gesundheit und Schönheit stehen bei vielen Menschen ganz oben auf der persön­lichen Wunschliste. Sie sind bereit, viel Geld dafür auszugeben, und sie holen sich ihre Informationen leider nicht nur von Fachleuten, sondern eben auch aus dem World Wide Web. Dort ist es möglich, zu allen Gesundheits- und Schönheitsthemen Infos zu finden. Die Seriosität der Informationen ist allerdings relativ schwer nachvollziehbar. Sie können beispielsweise zu Gesundheitsthemen Infos von Bürgerinnen und Bürgern, von Forschern, von Pharmafirmen, von Praktikern, aber auch von selbsternannten Experten und natürlich auch von Kriminellen finden, und da ist die Unterscheidung für die Laien sehr schwierig. Die TU Berlin hat ein Hoaxes-Verzeichnis angelegt, das die Falschmeldungen auf der einen Seite auflistet und andererseits auch Erklärungen dazu gibt.

Es gibt die Kettenbriefe, bei denen einem aber eigentlich schon der gesunde Men­schen­verstand sagt, was man davon zu halten hat. Aber Menschen, die in Notsituationen sind, sind einfach für Hilfe aus dem Netz, für Ratschläge sehr empfänglich und daher sehr oft willige Opfer.

Es gibt beispielsweise gerade in der Krebstherapie sehr viele Vorschläge; so zum Beispiel auch, was den Wirkstoff Amygdalin aus der Bittermandel angeht. Das ist angeblich ein Wunderheilmittel, aber es gibt überhaupt keinen einzigen seriösen wis-


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