Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll107. Sitzung / Seite 44

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Herr Kollege Strache und Herr Kollege Bucher, Opposition heißt nicht zwingend, gegen alles und jedes zu sein, und das auch noch lautstark! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl: Nein, nur gegen euren Unfug!)

Aber jetzt, meine Damen und Herren, zur Sache und zurück zur vorigen Debatte: Man vergisst allzu schnell und verdrängt vielleicht auch manchmal, weil es nicht ganz so an­genehm ist, Vergangenes. Es ist gerade einmal 2,5 Jahre her, dass in Amerika die ver­meintlich renommierte Investmentbank Lehman Brothers in Konkurs gegangen ist. Welt­weit die Folge davon war eine Finanz- und Wirtschaftskrise, wie wir sie seit den drei­ßiger Jahren nicht mehr erlebt haben.

Das hätte verhindert werden können! Wenn die amerikanische Regierung damals re­agiert hätte, eingegriffen hätte, hätte das verhindert werden können. Und das sei auch eine Mahnung an all jene, die jetzt gescheit daherreden – Herr Strache, Herr Bucher – und sagen: Lasst doch diese oder jene Bank in Konkurs gehen!

Hätten wir das bei der Hypo tun sollen? (Zwischenruf des Abg. Strache.) Wir alle, die Österreicherinnen und Österreicher würden gerade für die Bank, für die Sie die Ver­antwortung tragen, Milliarden zu zahlen haben – deutlich mehr als wir jetzt bei der Griechenland-Unterstützung brauchen! Sie hätten das zu verantworten, aber reden ge­scheit daher. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Bucher: Der Treichl hat euch eh gesagt, was er für eine Meinung hat!)

Oder wenn ihr jetzt sagt: Lasst Griechenland Pleite gehen, schmeißt doch diese Pleite­länder aus der Eurozone! – Na wunderbar! (Abg. Bucher: Das habe ich nicht gesagt! Genug gezahlt, habe ich gesagt! – Die Abgeordneten Grosz und Hagen halten eine orangefarbene Tafel mit der Aufschrift „Genug gezahlt!“ in die Höhe.) Genug gezahlt, höre ich dann vom Herrn Bucher.

Lehman Brothers zeigt uns ganz deutlich: Die Folgen von politischem Nichthandeln sind immer schlimmer als die Folgen solidarischer Hilfeleistung! – Das ist die Wahrheit, mei­ne Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Bucher: Ihr helft ja den Spekulan­ten!)

Aber, meine Damen und Herren, wir können auch nicht zur Tagesordnung übergehen. Für die Banken braucht es strengere Regeln und strengere Kontrollen. (Abg. Bucher: Wer hindert euch daran?) Und es braucht bei den Banken auch eine saubere Differen­zierung zwischen Investmentbanken und Strukturbanken. Basel III ist mit Sicherheit ei­ne gewisse Gefahr für die Strukturbanken, weil da eben nicht differenziert wird bei den Eigenkapitalvorschriften und sonstigen Bestimmungen.

Unsere heimischen Banken haben uns auf ihrer Seite, wenn es darum geht, bei Ba­sel III überschießende und unsinnige Regelungen zu verhindern. Aber den Investment­banken, die diesen ganzen Salat verursacht haben, muss man ganz fest die Fesseln an­legen und sie unter strenge Kontrollen stellen – aber nicht unsere heimischen gut arbei­tenden Strukturbanken! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Bucher: Auf geht’s! – Abg. Stra­che: Was macht ihr seit Jahren? Warum seid ihr seit Jahren untätig in dieser Frage?)

Daher, meine Damen und Herren, habe ich kein Verständnis für die unqualifizierten und undifferenzierten Äußerungen eines Spitzenbankers in Österreich gegenüber der Politik in dieser Pauschalität. Das ist nicht in Ordnung! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Stra­che: Er hat mit Sicherheit die ÖVP-Finanzminister gemeint!)

Aber, Herr Bundeskanzler, ich hätte mir auch von Ihnen ein bisschen mehr Fingerspit­zengefühl erwartet. Wenn Sie bei der Replik nämlich davon reden, dass die Banken – und ich nehme an, Sie haben die heimischen gemeint – die Suppe künftig selber aus­löffeln sollen, dann muss ich sagen: Dann wären wir wieder bei Lehman Brothers. Das glaube ich nicht! Ich hoffe auch, dass Sie das nicht gemeint haben. Da gehört eine et-


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