Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll107. Sitzung / Seite 50

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

recht in Österreich ist. (Abg. Hagen: Vielleicht in der Steiermark den Landeshauptmann fragen?) Sollen wir da mutiger sein? Sollen wir das weniger komfortabel machen? Sol­len wir die Steuersätze anheben?

Ich warte da auf Wortmeldungen, die für uns wirklich hilfreich sind, damit wir in dem Punkt auch weiterkommen. (Abg. Strache: Tun Sie endlich etwas! Reden Sie Mut, Herr Cap! Reden Sie Mut!)

Der Hintergrund ist ja in Wirklichkeit ein ganz anderer: Es geht um die Erhöhung der Aufsichtsratsgagen und darum, einen Themenwechsel herbeizuführen. – Es war näm­lich unsensibel und gegenüber den Kunden und den Österreicherinnen und Österrei­chern ein ganz schlechtes Signal, in dieser Zeit die Aufsichtsratsgagen zu erhöhen. Das ist die Wahrheit! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Strache: Da bin ich bei Ihnen!)

Und durch den Themenwechsel sollte auch eine zweite Sache nicht berührt werden. Jetzt geht die Flucht in Richtung Basel III, aber auch darüber kann man diskutieren. Übrigens ist auch da die Politik nicht involviert, das machen Experten und Beamte, aber gut, wollen wir einmal darüber hinwegsehen.

Wenn die Banken jetzt prognostizierte 4 Milliarden € Gewinn erwarten – 4 Milliarden €! –, dann wird es wohl möglich sein, dass bei den Leistungen, mit denen wir den Banken ge­holfen haben, nämlich dass wir alle gemeinsam hier ein 100-Milliarden-€-Haftungspa­ket beschlossen haben, weil wir gesagt haben, es ist wichtig, dass wir ihnen helfen, denn es geht um die Einlagensicherung, um die Sparbücher – da sind wir ja voll d’ac­cord –, die Banken eine Bankenabgabe in der Höhe von 500 Millionen € leisten kön­nen. Eigentlich ist es bei der Gewinnerwartung der Banken gerechtfertigt, dass man so­gar über eine höhere Bankenabgabe nachdenkt. Das wird doch wohl noch möglich sein in diesem Land! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Hagen.)

Wissen Sie, da bin ich einfach nur für eine ehrliche Debatte: eine Debatte, in der diffe­renziert wird, eine Debatte, in der Verteilungsgerechtigkeit angesprochen wird, eine De­batte, in der man auch über die Reichen und die Superreichen in diesem Land reden kann. Und da erwarte ich mir übrigens von den Banken, dass sie Bündnispartner sind, zum Beispiel wenn es darum geht, auf europäischer Ebene Regelungen bei den Fi­nanzmärkten und bei den Ratingagenturen zu erreichen, dass wir bei der Finanztrans­aktionssteuer Schritte setzen, damit die Spekulation besteuert wird. (Abg. Strache: Aber warum bringt ihr da nichts weiter? Ihr redet immer nur darüber!)

Es gibt nämlich viele Banker – oder Bankiers – in Österreich, die sagen: Wir sind Struk­turbanken, wie das Klubobmann Kopf gesagt hat, und wir sind eigentlich Konkurrenten in einer schiefen Konkurrenz zu den Investmentbanken. – Und da wollen wir Regelun­gen haben. (Abg. Bucher: Ja, sehr gut! Tut endlich etwas, dann unterstützen wir euch! – Abg. Strache: Aber es passiert nichts!)

Den Mut hätten wir gerne, dass dieser Mut ... (Abg. Bucher: Wo ist der Mut?) – Wir ha­ben den Mut! Wir wollen das machen, ja! Aber, Klubobmann Bucher, wir haben 23 neo­liberale, konservative Regierungen in Europa, die eben ein Fehlverständnis von Markt­wirtschaft haben, die lieber zuschauen, wie sich die Marktwirtschaft selbst abschafft, die lieber zuschauen, wie überall Sozialleistungen eingeschränkt werden. (Abg. Bu­cher: Fangt in Österreich an, bei uns! Da fangt an, aber nicht auf europäischer Ebe­ne! – Zwischenruf des Abg. Grosz.)

Wir haben Privatisierungsideologen, die nicht die Frage stellen: Welche Privatisierung ist richtig, welche ist zweckmäßig?, sondern die einfach drauflosprivatisieren, aus ideo­logischen Gründen – siehe Austria Tabak, wo am Ende der Privatisierung heraus­kommt, dass Hunderte Leute ihre Arbeitsplätze dort verlieren. – Na, das ist keine sinn­volle Privatisierung! Die muss betriebswirtschaftlich, volkswirtschaftlich Sinn haben. Und


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite