Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll107. Sitzung / Seite 192

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wieder da ist, was mich freut, hat in Bezug auf Menschen, die er politisch angegriffen hat, von sogenannten Elementen gesprochen. (Zwischenruf des Abg. Kickl.) Wir kön­nen uns noch lebhaft an Zeiten erinnern – Sie haben von linkslinken Elementen ge­sprochen –, als Menschen zuerst mit solchen Attributen entwürdigt wurden und an­schließend zum Abschuss freigegeben wurden. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Weninger. – Ruf bei der FPÖ: Was ist mit den Kurden in Ihrem Land? – Abg. Ing. Ho­fer: Was ist mit den armenischen Völkermorden? – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Ich finde es bemerkenswert im negativen Sinn und ich finde es unerträglich, dass sich die Freiheitlichen immer wieder dieser Rhetorik und dieser Wortwahl bedienen. Die Fol­gen sind historisch bekannt. Und wir sollten so eine Sprachverwendung ächten. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Weninger. – Abg. Steibl: Da müssen auch Sie an Ih­rer Sprache arbeiten!)

Frau Kollegin, ich kann mich nicht erinnern, bei Menschen, die ich politisch kritisiert habe, jemals von „Elementen“ gesprochen zu haben. (Abg. Mag. Donnerbauer: Der Herr Kollege Pilz ...! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Vielleicht sollten wir das klar und deutlich festhalten. Und ich finde es erstaunlich, dass Sie, statt diese Sprache zu kritisieren, die Grünen angreifen. Aber das sagt auch einiges aus. (Abg. Grosz: Schwarz-Grün ist auch vorbei!)

Herr Kollege Kickl hat auch von Kriminalität gesprochen und hat wieder einmal ver­sucht, die Grünen in die Nähe von Kriminalität zu rücken. Herr Kollege Kickl, Sie haben von Schlepperkriminalität gesprochen und haben behauptet, die Grünen würden das unterstützen. Ich darf Sie vielleicht daran erinnern, dass die einzige rechtskräftig we­gen Verhetzung verurteilte Abgeordnete in Ihrer Fraktion sitzt. (Abg. Kickl: Das ist eine gerichtlich anerkannte Islam-Kritikerin!) Und bei den Grünen sind, soviel ich weiß, kei­ne rechtskräftig verurteilten Menschen wegen krimineller oder sonstiger strafrechtlicher Tatbestände vorhanden. (Abg. Grosz: Da wäre ich mir nicht so sicher, Frau Abgeord­nete!)

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Politik zu machen, das hat sehr viel mit Em­pathie zu tun, mit Empathie mit Menschen. Und Empathie bedeutet sehr oft, sich hi­neinversetzen zu können in Menschen, in Menschen, die vielleicht ein ganz anderes Leben führen als man selber, dass man aber trotzdem versucht, sich vorzustellen, wie es diesen Menschen gehen könnte, wie sie fühlen und wie sie leben, und zu schauen, ob man gemeinsame Lösungen für diese Probleme finden könnte.

Wir haben tausende Asylwerber und Asylwerberinnen, deren Asylverfahren zwei, drei, vier, fünf und manchmal sechs oder mehr Jahre dauern. Jetzt stellen Sie sich einmal vor – ich weiß, es ist schwierig für Abgeordnete dieses Hauses, mir geht es auch nicht viel anders, weil wir alle eine Beschäftigung haben, oft ein erfülltes Leben haben, wir haben viele Aufgaben, wir haben auch sehr viel Zeitmangel –, aber stellen Sie sich vor, Sie wären verurteilt dazu, zwei, drei, vier, fünf Jahre nichts zu tun, vom Staat Geld zu bekommen, dass Ihnen nicht erlaubt wird, einer Beschäftigung nachzugehen. Versu­chen Sie, sich das eine Minute einfach vorzustellen, was das heißen würde, was das für Probleme produzieren kann, auch psychische Probleme! Und wir haben auch viele Menschen, die unter psychischen Problemen leiden.

Wir hatten vor 2004 eine Situation, wo Menschen nach Erfüllung von strengen Krite­rien – das möchte ich auch betonen –, wenn sie eine Beschäftigung gefunden haben, für die sie die Qualifikation mitgebracht haben, wo Menschen nach einer strengen Prü­fung, wenn für diese Beschäftigung niemand anderer in Österreich infrage gekommen war, eine Beschäftigungsbewilligung bekommen haben. Und genau diese Situation hat dieser sogenannte Bartenstein-Erlass mit einem Schlag geändert.

Jetzt sind auch diese Menschen, die eine Qualifikation mitbringen, die in Österreich gebraucht wird, von einer legalen Beschäftigung ausgeschlossen. Das führt nicht nur


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