Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll112. Sitzung / Seite 69

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Die Gemeinsamkeit hat sich ja auch in der Art und Weise der Verhandlungen gezeigt. Das Gemeinsame hat in Österreich gewonnen. Die Überzeugung, dass auch in Kärn­ten Gemeinsamkeit und Vielfalt gleichzeitig existieren können, kommt in der zweiten Strophe der Landeshymne zum Ausdruck, wo es heißt: „mein freundlich Heimatland“. – Es ist dies daher ein wichtiger Tag für Kärnten, ein wichtiger Tag für Österreich! (Beifall bei SPÖ und ÖVP, bei Abgeordneten der FPÖ sowie des Abg. Dr. Pirklhuber.)

11.24


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Muttonen. – Bitte.

 


11.25.03

Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Meine Herren auf der Regierungsbank! Werte Mitglieder der Kärntner Landesregie­rung! Sehr verehrte Gäste auf der Galerie! Mich als Kärntnerin begleitet diese unge­löste Frage rund um die Ortstafeln, solange ich mich erinnern kann. Sie war immer prä­sent, sei es in Diskussionen mit Freunden, in der Diskussion mit Schülern, auf politi­scher Ebene oder einfach, wenn man durch das Land gefahren ist. Der Streit, ob zwei­sprachige Ortstafeln oder nicht, war so emotionalisiert, dass ein Herangehen an dieses Thema mit einem kühlen Kopf kaum mehr machbar erschien.

Und doch hat sich in den letzten Jahren in Kärnten einiges verändert. So wurden Platt­formen gegründet, die sich mit dem Miteinander beschäftigt haben; zum Beispiel die Plattform „Pro Kärnten/Za Koroško“ mit dem Slogan: „Weil wir die Zukunft in der Zu­kunft suchen“ oder die sogenannte Konsensgruppe – Vertreter sind hier anwesend –, bestehend aus ehemaligen Kontrahenten. Diese Gruppe hat zur Verblüffung vieler be­gonnen, die Vergangenheit mit all den Wunden auf beiden Seiten aufzuarbeiten. Sie hat für ihre gute Arbeit große Anerkennung bekommen, nicht nur von der Bevölkerung, sondern auch auf lokaler und internationaler Ebene. So hat sie den Kulturpreis der Stadt Villach erhalten und auch den vom Europaparlament vergebenen Europäischen Bürgerpreis.

Immer mehr Kinder werden für den zweisprachigen Volksschulunterricht angemeldet, da der Wert einer zweiten Landessprache mittlerweile erkannt wird. Die Vorzüge von Zweisprachigkeit liegen ja auf der Hand, man kann sich in einer anderen Kultur frei be­wegen, hat also einen größeren Wirkungskreis, und letztendlich kann Mehrsprachigkeit sowohl beruflich als auch wirtschaftlich Vorteile mit sich bringen.

Zum Erlernen einer Sprache gehört aber auch die Auseinandersetzung mit dem an­deren, dem scheinbar Fremden.

Meine Damen und Herren! In Wirklichkeit findet in Kärnten diese Auseinandersetzung ja schon längst statt, und dabei spielen Kunst und Kultur eine große Rolle. Das geht von gemeinsamen Festen wie dem Rosentaler Pohaca Fest – das ist eine köstliche Süßspeise – über das slowenische Kärntnerlied bis hin zu großartigen Schriftstellern und Schriftstellerinnen, Malern und Malerinnen, TheatermacherInnen, MusikerInnen, GaleristInnen der slowenischen Volksgruppe, die mit ihrem künstlerischen Beitrag Wesentliches für das Verständnis und das Sichtbarmachen der Volksgruppe geleistet haben, sehr oft im Dialog mit deutschsprachigen Künstlerinnen und Künstlern, aber im­mer vor zweisprachigem Publikum.

Durch sie haben wir auch gelernt, dass die Präsenz einer zweiten Volksgruppe eigent­lich der Ausdruck eines Privilegs ist, denn die kulturelle Vielfalt ist dadurch einfach grö­ßer und bunter.

Still und leise und mit Selbstverständlichkeit hat die interkulturelle Kompetenz der Be­völkerung die der Politik langsam überholt. – Und dann, meine Damen und Herren, die-


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