Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll112. Sitzung / Seite 72

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gendeiner Weise mit eingebaut hätten, sei es mit einem Entschließungsantrag, sei es mit einer einfachen Regelung, was immer. Es wäre jedenfalls nicht schlecht gewesen. Und wichtig ist die Ausschussfeststellung, dass es im Rahmen der Gemeindeauto­nomie möglich sein wird, auch in Zukunft zusätzliche zweisprachige Ortstafeln aufzu­stellen, wenn das die Gemeinde so will. Das finde ich ganz, ganz wichtig, und das soll­te von uns hier auch bekräftigt werden. (Beifall bei der ÖVP.)

Nun, meine Damen und Herren, ich habe die Hoffnung, dass hier wirklich nicht ein Schlussstrich gezogen wird, sondern ein neues Kapitel aufgeschlagen wird. Damit ich nicht nur über die Ortstafeln rede: Da geht es um Schulen, um Erziehung – über 40 Prozent der Kärntner Volksschüler lernen heute Slowenisch, weil sie wissen, das ist eine Relaissprache, eine Schlüsselsprache, um sich die gesamte slawische Welt zu erschließen; es ist ja eine faszinierende Geschichte, ein „Öster-Reichtum“, der hier sichtbar wird –, da geht es um Kultur, da geht es um Radio, um Fernsehen, um die Förderung der diversen Einrichtungen, die die Volksgruppen haben.

Es geht auch um die Wirtschaft. Slowenien ist – was wenige Leute wissen – für uns Österreicher ein größerer und wichtigerer Handelspartner als Russland oder Indien. Das sei einmal hier erwähnt.

Nachbarschaft, gute Nachbarschaft bedeutet eigentlich sehr, sehr viel, und die sollten wir pflegen und nützen. Das könnte sogar ein Beispiel für andere sein! Das Zusam­menleben der Tiroler mit der italienischsprachigen Bevölkerung oder der Deutsch und Slowenisch sprechenden Kärntner könnte ein Beispiel sein für den Kosovo, für Bos­nien, für Mazedonien. Das ist möglich mit dieser Bereitschaft.

Ein letztes Wort – ich verdanke das Zitat Stefan Karner, der das in einem Moskauer Ar­chiv gefunden hat –: Der Oberrabbiner für Kärnten und Steiermark, David Herzog, der von den Nazis 1938 mit dem Tod durch Ertränken in der Mur bedroht wurde, hat einige spektakuläre und großartige Predigten gehalten, deren stenographische Mitschrift sich in einem Moskauer Archiv befindet, und er hat den Satz geprägt: Nur der hat das Le­ben wirklich verstanden, der Bäume setzt, unter deren Schatten er niemals sitzen wird.

Meine Damen und Herren! Wir setzen und pflanzen heute einen solchen Baum. Möge die Jugend, möge die Zukunft davon profitieren! – Danke vielmals. (Anhaltender Beifall bei der ÖVP und Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

11.38


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Strutz. – Bitte.

 


11.38.59

Abgeordneter Dr. Martin Strutz (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundes­kanzler mit den Vertretern der Bundesregierung! Herr Landeshauptmann mit der Ver­tretung der Kärntner Landesregierung! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist heute im Vorfeld in den Medien und auch hier im Parlament der Begriff „historischer Tag“ verwendet worden. Auch die Anwesenheit der Diplomaten, der Kärntner Landes­regierung zeigt, dass es ein besonderer Tag ist. Ob aber der heutige Tag tatsächlich diese Dimension bekommt, das wird erst die Zukunft zeigen. Das wird ganz wesentlich davon abhängen, wie wir in Kärnten mit diesem Gesetz – ich sage: mit dem Geist die­ses Gesetzes – umgehen werden.

Denn: Es hängt nicht so sehr von der plakativen Ortstafel ab, die an der Einfahrt und am Ende eines Ortes aufgestellt wird, sondern es geht um ein Miteinander der Kärnt­ner Bevölkerung mit der slowenischen Minderheit im täglichen Umgang. Es geht da­rum, wie wir zwischen Minderheit und Mehrheitsbevölkerung das tägliche Leben ge­stalten. Und deshalb ist es auch richtig und wichtig, dass die Amtssprachenregelung mit der Frage der Ortstafeln behandelt und ein für alle Mal beschlossen wurde.

 


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