Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll113. Sitzung / Seite 183

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

sagen, jetzt gebe es endlich die Chance auf zwei eigene Häuser, müssten Sie sich auch andere Leitungen für die beiden Häuser suchen, denn gescheitert ist das Projekt nicht, es ist auf Eis gelegt.

Gescheitert ist es nicht, wie Sie es sich vorstellen, an der Unmöglichkeit der Ver­schmelzung der Identitäten, sondern ganz im Gegenteil. Sie haben ja schön aus diesem Papier zitiert, was die beiden Häuser gemeinsam machen wollten. Sie fragen, wohin die Reise geht – ja, das wäre eine spannende Reise gewesen. Es ist, wie gesagt, auf Eis gelegt, aber es wäre eine spannende Reise, eine über den Tellerrand hinaus. Das könnte wirklich zu Erkenntnissen, zu Erhellungen führen.

Frau Kollegin Unterreiner, Sie wollen aber das Volkskundemuseum gegen jede Aufgeschlossenheit eingrenzen, und Sie wollen es begrenzen, Sie wollen es auf den Begriff der eigenen Identität und auf eine identitätsstiftende Kulturinstitution reduzieren. (Abg. Dr. Hübner: Was ist da Schlechtes daran?)

Ich zitiere Ihnen zur Frage Identität Sami Ma`ari: Identitäten sind hoch komplexe, spannungsgeladene, widersprüchliche symbolische Gebilde, und nur der, der behaup­tet, er habe eine einfache, eindeutige, klare Identität, nur der hat ein Identitäts­problem.

Der Begriff Identität ist jedenfalls nicht so einfach zu definieren, wie Sie sich das vorstellen. Dieses Festlegen: Das ist unsere Identität, wir wissen, was unsere Identität und unsere Kultur ist!, genau dieses Festlegen impliziert immer ein Abgrenzen zu den anderen, immer ein Ausgrenzen. Und immer ist es dann ein bisschen getragen von dem „Mir san mir!“.

Dieses Konzept „Museum neu“ wollte sich eben nicht von anderen Kulturen abgrenzen, sondern einen Kontext, einen lebendigen Ort der Begegnung schaffen, mit unter­schiedlichen Lebenswelten, mit einem ständigen Dialog. Es wollte – ich zitiere auch – nicht ein Haus als Musentempel zur Pflege unveränderlicher Wahrheiten sein. Diese Fusion ist zurzeit auf Eis gelegt. Trotz alledem halte ich dieses Konzept für prinzipiell begrüßenswert, entgegen dem, was die Kollegin Unterreiner vorgebracht hat.

Wir haben aber im Unterschied dazu einen einstimmig angenommenen Antrag im Kulturausschuss gehabt, und das hat mich besonders gefreut. Es war ein Antrag zur Arbeit der Kulturinitiativen und KulturarbeiterInnen. Es ist dieser Abänderungsantrag jedenfalls getragen von der Anerkennung, was Kulturinitiativen in unserem Land leisten, welche Bedeutung sie haben für die kulturelle Vielfalt und für die Kultur­vermittlung bis hinein in die kleinsten Gemeinden. Es gibt zahlreiche Initiativen in den Gemeinden, die auch so etwas wie Gegenöffentlichkeit zu dem sonstigen kulturellen Mainstream darstellen.

Deren Arbeitsbedingungen sind manchmal schwierig. Wir wollen uns das genauer anschauen. Dazu hat ja auch die IG Kultur eine Kampagne gestartet. Ich freue mich, dass wir einen gemeinsamen Abänderungsantrag zum Antrag Wolfgang Zinggl geschafft haben und nun die interministerielle Arbeitsgruppe damit befassen und den Diskurs dazu fortsetzen. Dass das zum Schluss ein gemeinsamer Antrag war, freut mich im Besonderen. – Ich danke. (Beifall bei der SPÖ.)

17.40


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Zinggl. – Bitte.

 


17.40.45

Abgeordneter Mag. Dr. Wolfgang Zinggl (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Hohes Haus! Zunächst einmal bedanke ich mich auch ganz ehrlich und ausdrücklich für die Zusammenarbeit mit den anderen Parteien, insbesondere mit den Kultur­sprecherinnen und Kultursprechern der anderen Parteien, was diese Entschließung betrifft, die wir eingebracht haben, mit der wir die Bezahlung der KulturarbeiterInnen in


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite