Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll113. Sitzung / Seite 184

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diesem Land einmal genauer untersuchen wollen. Das ist sehr schön, dass da alle zuge­stimmt haben.

Wir weisen seit Jahren darauf hin, dass da einiges im Argen liegen dürfte. Wir wissen alle, wie wichtig die Kulturarbeit im ländlichen Raum ist. Es klingt alles immer so klein, aber wenn man sich ein bisschen die Zahlen anschaut, dann sieht man schon, da gibt es immerhin etwa 4 Millionen Beteiligte, kann man fast sagen, denn „Besucher und Besucherinnen“ ist das falsche Wort. Im Unterschied zur Hochkultur – das ist keine Hochkultur, das wissen wir schon – werden diese Teilnehmer und Teilnehmerinnen durchschnittlich mit 1 € vom Bund subventioniert. 4 Millionen Besucher/Besucherinnen stehen 4 Millionen € Ausgaben gegenüber – das ergibt, eine ganz leichte Rechnung, 1 € pro Besucher. Und das bei einem meiner Meinung nach doch sehr lebenswichtigen Substrat des kulturellen Lebens in Österreich. Die machen tatsächlich sehr viel Arbeit, und das Ganze für wenig Geld. Ich finde es daher sehr fair, dass wir uns das einmal genauer anschauen, und bedanke mich.

Allerdings habe ich ein wenig Sorgen, ob diese Entschließung, wiewohl sie von uns fünf Parteien beschlossen wird, dann tatsächlich umgesetzt wird, denn – Frau Minis­terin, ich erinnere Sie daran – wir haben hier vor einem Jahr, zumindest drei Parteien, die beiden Koalitionsparteien waren dabei, beschlossen, alle rechtlichen, organi­satorischen und finanziellen Vorkehrungen zu prüfen, die eine Zusammenführung des Volkskunde- und des Völkerkundemuseums als eigenständige Einrichtung ermöglichen sollen. Und bis heute weiß ich nicht, wie diese Prüfung ausgegangen ist. Ich höre immer wieder alles Mögliche dazu, aber vorgelegt wurde nichts.

Im Ausschuss wurde von Ihnen oder, ich weiß es nicht mehr genau, von einem Mitglied der Sozialdemokratischen Partei davon geredet, dass das Volkskundemuseum ausgestiegen ist. Vielleicht können Sie das heute klären.

Ich habe mich im Volkskundemuseum erkundigt. Die sind nicht ausgestiegen, sondern die sind nur ausgestiegen aus der Idee, das Ganze im Verband mit dem Kunst­historischen Museum zu belassen. Aber das war nicht die Intention des Ent­schließungsantrags, dort steht klipp und klar: eigenständig, und „eigenständig“ heißt nicht unter dem Deckmantel des Kunsthistorischen Museums.

Ich sage Ihnen ganz ehrlich, mit dem gleichen Recht, wie das Völkerkunde- oder eventuell das Volkskundemuseum in den Verband mit dem Kunsthistorischen integriert werden könnte, könnte auch das Palmenhaus dabei sein. Und genau diese chaotische Vermischung von allem und jedem in der Museumspolitik ist etwas, was ich unter Gehrer immer wieder gegeißelt habe, aber es verbessert sich in dieser Hinsicht gar nichts, es ist wirklich zum Auswachsen. (Beifall bei den Grünen.)

Also, ich hoffe, dass Österreich auch einmal erkennt, wie wichtig das Völker­kunde­museum ist. 10 Jahre lang steht es still, wird immer wieder nur saniert, steht leer – immer wieder eine kleine Ausstellung, damit es offiziell nicht ganz leer steht. Schauen Sie es sich an, ich habe es im Ausschuss schon gesagt: das Musée du Quai Branly in Paris mit 1,4 Millionen Besuchern im Jahr, zehn Ausstellungen pro Jahr, zweimal zum besten Museum der Welt gekürt. Die Zeitungen sind voll mit Berichten über ethno­logische und sozialanthropologische Museen. Das ist ein Run. Und was macht Österreich mit der fünftgrößten Sammlung der Welt auf diesem Gebiet? – Es schnarcht! (Beifall bei den Grünen.)

17.44


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Fuhrmann. – Bitte.

 


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