Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll116. Sitzung, 13. September 2011 / Seite 116

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Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Deimek. – Bitte.

 


16.28.39

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren hier und zu Hause an den Fernsehgeräten! Natürlich ist es notwendig, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen. Darüber herrscht Einstimmigkeit, da sind alle der gleichen Meinung. Aber: Einer der wichtigen Unterschiede besteht darin, Kollegin Moser hat das schon gesagt, dass es um die Wahrheitspflicht geht. Ein Untersu­chungsausschuss hat die Wahrheitspflicht.

Was hinter vorgehaltener Hand diskutiert wird, nämlich vielleicht wieder einen Unter­ausschuss des Rechnungshofausschusses oder etwas Ähnliches wie zu den ÖBB zu machen, ist erstens absolut inakzeptabel. Denn, ich erinnere mich: Wir hatten dort Aus­sagen des Herrn Huber, der diversen Vorstände der Rail Cargo und auch Informa­tionen über ehemalige Abgeordnete der ÖVP, was alles im Bereich der Korruption ge­wesen war. Alle Aussagen standen einander diametral gegenüber. Keiner hat irgend­etwas gewusst. Genau das ist absolut skandalös. Das geht nur mit einem Untersu­chungsausschuss mit Wahrheitspflicht. (Beifall bei der FPÖ.)

In diesem Zusammenhang vielleicht noch eine kleine Korrektur zur Kollegin Moser: Sie haben gesagt, wir konzentrierten uns nur auf die Telekom – nicht nur auf die Telekom. Wenn Sie sich unseren Antrag genau anschauen, dann sehen Sie, dass Punkt 6 lautet: Prüfung, ob in der Causa Telekom Querverbindungen zu anderen möglichen Korrup­tionsskandalen wie zum Beispiel der Causa BUWOG oder der Vergabe des Digital-Be­hördenfunkes Tetron bestehen und so weiter.

Wir sehen das durchaus umfassend, weil das Umfassende ja das ist, was das Ganze erst interessant macht. Es macht es nicht irgendwann am Ende interessant, nach der Justiz, wenn sich alle der Aussagen entschlagen haben, wenn möglicherweise irgend­welche Staatsanwälte irgendetwas untersucht haben, wenn daraufhin möglicherweise irgendwelche Urteile gefällt wurden. Es geht darum, was jetzt bereits an Schaden ent­standen ist – und der Schaden für die Republik und für die Demokratie ist nicht unbe­trächtlich. Er ist gewaltig.

Meine lieben Damen und Herren von der SPÖ und von der ÖVP! Es geht nämlich, da­rum, dass Sie etwas wie eine Art Systemerhalt in der Republik, in der Demokratie ge­schaffen haben, aber nicht zum Nutzen der Demokratie und nicht zum Nutzen der Re­publik, sondern zum Eigennutzen.

Fangen wir beim Herrn Mensdorff-Pouilly an! (Zwischenruf bei der ÖVP.) Ich bestreite gar nicht, dass er möglicherweise etwas mit der ÖVP zu tun haben könnte. Es geht um etwas ganz anderes. (Zwischenruf des Abg. Kopf.) Das ganze System in dieser Re­publik – von der Gesetzwerdung, von den Verordnungen, von irgendwelchen Erlässen, von Vergaben, von Firmenakquisitionen oder von irgendwelchen Verkäufen – ist be­gleitet von Herrschaften, wie Mensdorff-Pouilly oder anderen Lobbyisten. Und dieses Begleiten kostet Geld.

Manchen fällt gar nicht mehr auf, dass das Geld ist, das unnötigerweise ausgegeben wird, das unnötigerweise verwendet wird, und das im Endeffekt die Wirtschaftlichkeit unseres Staates schädigt. Es sind nicht nur Gelder, es sind auch Personen. Es wurden heute die Interessenvertretungen erwähnt. Ja bitte, wer macht denn das Ziehharmoni­ka-System?

Wenn Wahlen verloren gehen, dann gehen die ehemaligen Abgeordneten in irgendwel­che Interessenvertretungen, in die Wohnbaugenossenschaften oder in sonstige Ver­einigungen, die man im Hinterkopf hat, die regelmäßig über den Staat finanziert wer-


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