Wenn Sie das anschauen, was wir hier mit der Jugendvertretung und mit anderen an Beratungsangeboten entwickelt haben – da muss ich sagen: nicht ich, sondern auch schon andere vor mir –, dann sind wir, auch was die Finanzierung, was die Struktur anbelangt, im Bereich der Jugend gut aufgestellt! Das sehen Sie weniger, aber das können Sie auch den Daten entnehmen, wenn Sie eines bedenken: Im Endeffekt ist die Jugend auch in einem Spannungsfeld, insbesondere natürlich, was die Werteveränderungen und die gesellschaftliche Entwicklung anbelangt, auch geprägt durch die Demographie.
Sie sehen das allein schon dann, wenn Sie daran denken: Wir haben derzeit in Österreich unter 20 Jahren einen Anteil an der Bevölkerung von 21,2 Prozent; noch im Jahr 1988 waren es 4 Prozent mehr. Wir haben – dazu gibt es heute auch eine APA-Aussendung – eine Entwicklung hin zu einer Altersgesellschaft: Wir werden in rund 20 Jahren kaum mehr als 18 Prozent Jugendliche in dem Alter haben, was natürlich bestimmte Fragestellungen im Hinblick darauf aufwirft, wie wir unsere Sozialeinrichtungen, wie wir andere Elemente der Politik finanzieren und die Verteilung entsprechend entwickeln.
In diesem Zusammenhang ist es – es wird sehr oft zitiert – ganz einfach unrichtig, dass hier eine bestimmte Politikverdrossenheit gang und gäbe wäre. Ich weiß nicht, ob Sie das auch so sehen, aber ich merke es an den Mails, an den Anrufen, an den Diskussionsveranstaltungen. – Übrigens, Herr Kollege Lugar: Wenn Sie von Beispielen und von „Verbrechen“ an der Jugend und so weiter reden, finde ich, dass das auch nicht die richtige Sprache ist. Man sollte doch auch in dem Bereich etwas adäquater auftreten. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)
Zurück zu dem, was das politische Interesse anbelangt: Wir haben eine Tendenz, die so ausschaut, dass im Jahr 2004 9 Prozent der befragten 16- bis 18-Jährigen sehr interessiert an der Politik waren. 2008 waren es 23 Prozent, die sehr interessiert waren. Das heißt, das Element, dass mit vielem von dem, was jetzt passiert, jemand vielleicht nicht einverstanden ist, mag schon stimmen, aber die Jugend ist durchaus bereit, bevor man gestaltet wird, selber in die Gestaltung einzugreifen. Ich finde das ausgesprochen positiv.
Selbst unsere Entscheidungen, was das Wahlalter anlangt – dieses auf 16 Jahre herabzusetzen –, zeigen eine richtige Entwicklung. Wie auch der Jugendbericht bestätigt, nimmt die Auseinandersetzung mit Politik zu, wir haben eine Wahlbeteiligung, die besser als bei den Erwachsenen ist. Das heißt, wir haben auch – und darüber ist ja auch im Rahmen des Jugendberichtes befragt worden – eine positive Äußerung, was die Demokratie anbelangt. Natürlich gibt es Systementwicklungs-Notwendigkeiten, aber im Prinzip ist die Jugend positiv zur Demokratie eingestellt.
In dem Zusammenhang: Wir werden natürlich auch Auseinandersetzungen haben, was die Nutzung des Internets anbelangt – die „Piraten“ sind Ihnen allen ja noch vom letzten Sonntag her ein Begriff –, aber selbstverständlich werden diese Tendenzen in Richtung einer besseren Mitgestaltung der Jugend auch ihre Auswirkungen haben.
Meine Damen und Herren, ich möchte mich jetzt nicht darauf konzentrieren, das Positive darzustellen. Es ist vieles im Jugendbericht enthalten. Ich halte das nicht für weiterführend, das sehen wir sowieso, insbesondere, was die Auseinandersetzung und auch die positive Einstellung zum System insgesamt anbelangt, sondern ich möchte mich den wichtigsten Problemfeldern widmen, und zwar deswegen, weil man daraus auch den Handlungsbedarf ableiten kann.
Das erste und wichtigste Themenfeld ist sicherlich die ganze Frage Bildung, Ausbildung und Arbeitsplatz. Da können wir erfreulicherweise feststellen: Was die Arbeitsmarktentwicklung insgesamt anbelangt, haben selbst in der Wirtschaftskrise unsere
HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite