Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll118. Sitzung / Seite 96

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Österreich, meine Damen und Herren, ist die zweitniedrigste in der Europäischen Union.

Bestärken wir doch unsere Kinder und Jugendlichen in ihren Begabungen! Zwingen wir sie nicht in Berufe, in denen sie sich nicht wiederfinden! Nur was man gerne macht, macht man gut. Und unsere Verantwortung als Politiker, als Eltern, Großeltern oder Ausbilder steht auch fest: Fordern und fördern sind wichtiger denn je. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

13.32


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Lipitsch. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.32.53

Abgeordneter Hermann Lipitsch (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Zuhörer! Kolleginnen und Kollegen! Der vorliegende Sechste Bericht zur Lage der Jugend in Österreich ist ein hervorragendes Nachschlagewerk, das auf mehr als 600 Seiten wichtige Analysen als Grundlage für Entscheidungen beinhaltet und natürlich auch zielgerichtete Vorschläge.

Es ist ja heute schon mehrmals angesprochen worden, dass wir laut EU-Benchmark, was die Jugendarbeitslosigkeit in Österreich betrifft, sehr gut liegen und eine sehr hohe Beschäftigungsrate bei den Jugendlichen haben.

Meine Vorrednerin hat auch gesagt, 40 Prozent der Pflichtschulabgänger gehen in eine Lehre. Dieser Übergang zwischen Schule und Lehre ist oft problematisch, und es zeigt sich auch, dass sehr oft falsche Entscheidungen getroffen werden. Ich glaube, dass es sehr, sehr wichtig ist, diesen jungen Menschen gerade bei der Berufsorientierung Hilfe­stellung zu geben, damit sie die richtige Entscheidung treffen.

Wir haben 260 gesetzlich anerkannte Lehrberufe in Österreich. Für die zehn häufigsten bewerben sich 48 Prozent der männlichen Lehrlinge. Aber was noch viel schlimmer ist: Für die zehn häufigsten Lehrberufe bewerben sich 70 Prozent der Frauen, weil ihnen das einfach vom Elternhaus oder von der Beratung her so vorgegeben wird, dass das ein Frauenberuf oder ein Männerberuf ist.

Da hat man gerade in den letzten Jahren in der Beratung verstärkt bei technischen Berufen für Frauen angesetzt. Man versucht, Frauen oder Mädchen zu unterstützen, die Entscheidung zu treffen, auch in technische Berufe zu gehen. Und etwas, was mich persönlich immer wieder stört, ist – Kollege Lugar hat es kurz angesprochen –: Es wird immer so getan, als ob die Lehrlinge nichts könnten. Es wird immer von jenen gesprochen, die eigentlich nicht rechnen und nicht lesen können. Wir müssen den Lehrlingen wieder den Stellenwert geben, den sie brauchen. Das sind unsere Fach­arbeiter. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich habe selbst eine Lehre absolviert, und ich glaube, dass es wichtig ist, dass jemand, der eine Lehre absolviert hat, dann auch sagen kann: Ich bin ein Facharbeiter, ich bin nicht irgendwo zweite Klasse, ich bin etwas Besonderes, ich habe einen Beruf ausgelernt.

Da ist es ganz, ganz wichtig, diesen jungen Menschen bei der Berufsorientierung – es sind ja heute auch schon die Jugendorganisationen angesprochen worden, sei es die Gewerkschaftsjugend, die im Bereich der Berufsorientierung Bewerbungstraining macht, oder auch das Projekt „Stellenwert – Jugend will Arbeit“ der Katholischen Jugend sowie Jugendzentren – Hilfe zu geben, wenn es im Elternhaus nicht möglich ist, Entscheidungen herbeizuführen.

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite