Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll118. Sitzung / Seite 98

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Bereich, der hier heute von meinen KollegInnen, von den KollegInnen der anderen Fraktionen angesprochen wurde, auch nur im Entferntesten getan.

Tatsache ist, wir haben hier einen Bericht, der schon im Ausschuss sehr intensiv mit Expertinnen und Experten diskutiert wurde und in dem Ergebnisse drinnen stehen, die wir auch schon aus anderen Berichten kennen, beispielsweise aus dem Armutsbericht, beispielsweise aus dem Familienbericht, aus diversen Bildungsstudien – und das seit Jahren. Es genügt daher nicht, wenn Sie als Minister sich hier herstellen und uns diesen Bericht zitieren, sondern notwendig wäre es, dass Sie als ein Teil dieser Bun­desregierung (Abg. Grillitsch: Ein sehr wichtiger Teil!) wirklich einmal Aktion zeigten und tatsächlich auch einmal Maßnahmen setzten, Herr Kollege.

Wenn ich das Beispiel Bildung hernehme, so muss ich sagen, es ist altbekannt, dass die Anforderungen an die Jugendlichen, was Schule und Ausbildung betrifft, verschärft sind, dass sie unter extrem hohem Bildungs- und Leistungsdruck stehen, dass harter Wettbewerb herrscht. Das ist bekannt, das steht auch in dieser Studie wieder.

Es ist auch hinlänglich bekannt, dass Bildung vererbt wird. Das heißt, dass Bildungs­chancen vererbt werden, dass sich bei Haushalten, die existentielle Schwierigkeiten haben, die sozial oder bildungsmäßig benachteiligt sind, das auch an ihre Kinder vererbt; dass es eine Geschlechterfrage im Bereich der Bildung gibt. Da bringt es nichts, uns das hier wieder vorzubeten, sondern es ist notwendig, endlich Maßnahmen zu setzen.

Wenn Sie von der Querschnittsmaterie Jugend sprechen, dann kann ich Sie als Jugend­minister auffordern beziehungsweise einladen: Sprechen Sie doch als Jugendminister mit Ihrem „Querschnittskollegen“, dem Familienminister, der zufällig ebenfalls Sie sind (Heiterkeit bei den Grünen), und besprechen Sie einmal, wie Sie in einem Ihrer Aufgabenbereiche, nämlich im Bereich der Kinderbetreuung, für alle Kinder in Österreich Bedingungen schaffen können, die eben von Beginn an Bildungschancen von hoher Qualität gewährleisten, sodass es nicht von der Postleitzahl und vom Geld der Eltern abhängt, ob diese Kinder von Beginn an eine Bildungschance erhalten oder nicht. Besprechen Sie das als Jugendminister mit dem Familienminister und setzen Sie Taten anstatt nur Worte! (Beifall bei den Grünen.)

Der Kollege vorher hat schon erwähnt – und das ist beschämend für Österreich, muss ich Ihnen sagen –, dass es eine hohe Anzahl von Jugendlichen gibt, die ihren Wunsch­beruf nicht ergreifen können. Dabei geht es da nicht um irgendwelche Fantasieberufe, die man in irgendwelchen Hollywood-Filmen gesehen hat und die man ergreifen möchte; sondern da geht es um ganz banale Berufe, alle, die es in diesem Land gibt. Es gibt zahlreiche Jugendliche, die diese nicht ergreifen können, und das führt dann dazu, dass Jugendliche Ausbildungen, Lehrberufe und vieles mehr vorzeitig ab­brechen.

Was mich besonders freut – Kollegin Windbüchler-Souschill hat die Politikver­dros­senheit klar als Systemverdrossenheit definiert –, ist, dass Jugendliche sich nicht in ihr Schicksal fügen und sehr wohl aufstehen und sich wehren. Heute früh haben wir über die Studienbedingungen und die Universitäten gesprochen. Einer der Kollegen, dessen Namen ich mir nicht gemerkt habe, hat dabei gesagt, ja, an den Universitäten sind wieder Proteste und besetzte Hörsäle zu erwarten.

Dazu muss ich sagen: Gut so, dass die Jugendlichen sich nicht gefallen lassen, was diese Bundesregierung mit ihrer Zukunft macht; gut so, dass Jugendliche von all ihren demokratischen Möglichkeiten Gebrauch machen und sich zur Wehr setzen – ob das nun SchülerInnen-Demonstrationen sind, ob das die Besetzung des Audimax ist oder


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