Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll118. Sitzung / Seite 100

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nutzen die Zeit nach der Matura oder nach dem Schulabschluss für ein Freiwilliges Soziales Jahr. Mit der Verlängerung der Familienbeihilfe um ein Jahr haben wir sicher­lich einen zusätzlichen Anreiz dafür geschaffen.

Wichtig für Jugendliche ist, dass sie als wertvolle Stütze anerkannt werden und wir ihnen das Gefühl geben, dass nicht nur ihre Mitarbeit gefragt ist, sondern auch ihre Mitbestimmung. Das Wichtigste ist, dass wir jungen Menschen etwas zutrauen, und zwar ohne Vorbehalte. Verantwortung aus der Hand zu geben, loszulassen und darauf zu vertrauen, dass Erziehung, Betreuung und Bildung die richtigen Stützen in den ersten Lebensjahren waren, das muss jeder lernen, der selber Kinder hat. Wir alle wissen, dass das nicht immer leicht fällt, es ist aber schlichtweg notwendig.

Ebenso gilt das für die politische Mitbestimmung der Jugendlichen. Wir müssen Hand in Hand mit den jungen Menschen Konzepte entwickeln und sie dabei als kompetente Mitgestalter anerkennen. Ich bin immer wieder überrascht, wie sehr sich heutzutage die Jugendlichen über ihre eigene – und nicht nur über ihre eigene – Zukunft Gedan­ken machen und wie konstruktiv sie gemeinsam an Lösungen mitarbeiten und diese erarbeiten können. Man muss sie allerdings auch lassen.

Mit der Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre – der Herr Bundesminister hat die Zahlen schon ausgeführt – ist das politische Interesse durchaus gestiegen. Das ist erfreulich, zumal unser demokratisches Gefüge nur dann funktionieren kann, wenn sich alle Generationen aktiv daran beteiligen. Unsere Aufgabe ist es daher, jungen Menschen nicht Steine in den Weg zu legen, sondern ihnen mehr freie Bahnen zur Verwirklichung ihrer Ideen zu lassen. Dazu braucht es nicht immer hohe finanzielle Unterstützung, sondern vor allem unseren Mut, diese Ideen auch zuzulassen.

In diesem Sinne stimmen wir dem Jugendbericht gerne zu. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

13.48


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als vorläufig letzte Rednerin zu diesem Tagesord­nungspunkt gelangt Frau Abgeordnete Schönpass zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.48.28

Abgeordnete Rosemarie Schönpass (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Ge­schätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste! Der Jugendbericht umfasst mehr als 600 Seiten. Ich erlaube mir nun, abschließend ein paar Details zum Thema Jugend und Sexualität herauszugreifen. Mit Schlagwörtern wie Generation Porno oder sexuelle Verwahrlosung wird das Thema Jugendsexualität oft problematisiert. Dahinter steht die diffuse Angst, dass junge Menschen Sexualität nicht mehr mit Liebe verbinden.

Pornographie ist tatsächlich für viele männliche Jugendliche Bestandteil ihres alltäg­lichen Medienkonsums. Sie kann natürlich Auswirkungen auf die Sexualmoral haben und zur Herausbildung falscher und einseitiger Rollenklischees führen. Gleichzeitig dürfen wir aber nicht übersehen, dass viele Heranwachsende mit Migrationshinter­grund mit sehr überkommenen Werten in Bezug auf Sexualität und Partnerschaft aufwachsen und über sexualpädagogische Angebote häufig schwer zu erreichen sind.

Die Beschäftigung mit Jugendsexualität ist ganz grundsätzlich eine Gratwanderung. Einerseits gilt es natürlich Risikogruppen und besorgniserregende Entwicklungen zu identifizieren, andererseits muss eine Skandalisierung vermieden werden. Der Großteil der heutigen Teenager lebt Sexualität wesentlich verantwortungsbewusster als die Generationen davor. Das größte Problem in diesem Zusammenhang ist, dass der


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