Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll118. Sitzung / Seite 146

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der Statistik Deutschlands aufscheint. Aber jetzt volkswirtschaftliche Zusammenhänge zu erklären, das gebe ich auf, die müsste man im Solarium einspielen.

Kern der Frage ist: Was passiert, wenn Griechenland fällt? – Das erinnert daran, wie Herr Paulson schon im Frühjahr angekündigt hat, eine Bank müssen sie pleitegehen lassen, sonst sind alle Banken sicher, dass sie gerettet werden. Und die Amerikaner haben das durchexerziert. Sie haben jene Bank genommen, die die geringste inneramerikanische Verflechtung hat. Sie haben keine zu große Bank genommen, sie haben Lehman Brothers genommen. Die Administration beschäftigt eine Reihe von Experten, und die waren so was von schockiert, als sie gesehen haben, was passiert.

Angesichts der heutigen Verflechtung der Finanzmärkte war nicht Lehman das Prob­lem. Lehman hatte eine Eigenkapitalbasis, die heute Basel III bestehen würde. Lehman war nicht konkursfähig wegen Überschuldung, überhaupt nicht, die Bank war hoch profitabel. In dem Moment, in dem die Illiquidität eintritt, wird eine Reihe von Garantien schlagend, sodass in der nächsten Sekunde nach Lehman die größte Versicherungs­gesellschaft der Welt vor der Pleite gestanden ist, weil sie die Versicherungen auf jene Papiere gemacht hat, die gediced und gesliced und paketiert und als ABS und CDOs verkauft worden sind.

Wie schaut es mit Griechenland aus? Wer glaubt denn, dass das auf Griechenland allein beschränkt ist? – In Asien haben wir es im Jahr 1998 erlebt, in einem Land nach dem anderen; der thailändische Baht, der koreanische Won, dann der Ringgit. Und natürlich, in dem Moment, in dem es in einem Land gelingt, zieht die Karawane weiter und plündert das nächste.

Seien Sie sich gewiss, meine Damen und Herren, dort, wo es Milliarden zu holen gibt, wird die Finanzwirtschaft sie sich holen, und glauben Sie nicht, dass das nur Portugal und Spanien treffen wird!

Im Frühjahr 2009 – und diejenigen, die die Verantwortung getragen haben, wissen, was das geheißen hat – haben wir es gemerkt. Innerhalb von Tagen waren unsere Spreads oben. Die Situation war riskanter als jetzt in Griechenland. Es war die Europäische Union, die damals nach der Rede Sepp Prölls sofort 50 Milliarden € zur Verfügung gestellt hat. So wurde Österreich gerettet.

Seien wir froh, dass die anderen europäischen Länder nicht von Politikern geleitet werden, wie Sie welche sind, dann wären nämlich wir in der Bredouille gewesen! Ich hoffe für unser Land, dass das auch nie mehr geschehen wird. – Danke. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

16.07


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dr. Stummvoll zu Wort. Ich stelle die Uhr auf gewünschte 6 Minuten. – Bitte.

 


16.07.23

Abgeordneter Dkfm. Dr. Günter Stummvoll (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundes­ministerin! Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, es ist keine Frage, dass sich Europa und vor allem die Eurozone in einer wirklich ernsten Situation befinden. Erst unlängst – ich glaube, es war gestern – hat die „Financial Times Deutschland“ davon gesprochen, dass die Eurozone auf einen Höhepunkt der Staatsschuldenkrise hintreibt. Die neue Chefin des Währungsfonds, Christine Lagarde, frühere Finanzministerin Frankreichs, hat vorgestern in einem Interview den Bogen noch viel weiter gezogen und gemeint, die ganze Weltwirtschaft triftet in eine gefährliche Phase. – Vor dieser Situation stehen wir, daher würde ich mir eigentlich erwarten, dass niemand versucht, aus dieser Situation politisches Kleingeld zu wechseln. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

 


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