Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll130. Sitzung / Seite 56

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be auch schon mehrmals zum Ausdruck gebracht, dass ich das sehr anerkenne, was er in diesem Bereich versucht. Sicher: Wir stehen im europäischen Vergleich nicht so schlecht da, aber – und das ist schon ein großes Aber – die Jugendarbeitslosigkeit ist in Österreich trotzdem in den letzten zehn Jahren um 5 Prozent gestiegen. Und – wie­der ein großes Aber –: Die Jugendarbeitslosigkeit liegt im Schnitt immer über der Ar­beitslosenquote der gesamten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Österreich. Al­so: So rosig ist die Situation da keinesfalls.

Noch etwas kommt dazu: Selbst wenn es jungen Menschen gelingt, einen Job zu fin­den, dann handelt es sich in den seltensten Fällen um einen fixen, unbefristeten Job. Junge Menschen unter dreißig sind überproportional häufig in sogenannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen beschäftigt. Konkret sind es 14,4 Prozent aller Beschäf­tigten, die atypisch arbeiten, aber bei den Unter-Dreißigjährigen sind es mehr als ein Drittel, die nur geringfügig beschäftigt sind, freie Dienstverträge haben, teilzeitbeschäf­tigt sind, et cetera. Damit können wir sicher nicht zufrieden sein.

Herr Minister! Ich hoffe wirklich, dass uns viele der Programme, die Sie uns heute wie­der angekündigt haben, insgesamt ein Stückchen weiterbringen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in allererster Linie endlich eine gute Bildungsreform brauchen und natürlich auch faire und gute Jobs für die Jugend in Österreich und in Europa. Wenn Sie auf diesem Weg sind, werden Sie die Grünen als Unterstützer und Unterstützerin­nen sicher dabei haben. (Beifall bei den Grünen.)

11.12


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Klubobmann Bucher. – Bitte.

 


11.12.12

Abgeordneter Josef Bucher (BZÖ): Herr Präsident! Schön, dass wir in Anbetracht der schwierigen Zeiten, in denen wir uns befinden, auch einmal über Europathemen sprechen können. Das Thema, das wir uns vorgestellt hätten, wäre natürlich das pri­märe Thema gewesen, nämlich die Eurokrise und was Österreich macht, wie sich Ös­terreich darauf vorbereitet.

Natürlich ist Beschäftigung wichtig, ist Jugendbeschäftigung wichtig, ist Geld wichtig für die Bildung, für die Ausbildung unserer jungen Menschen, damit sie eine Perspektive haben.

Herr Bundesminister, wenn Sie heute so glorreich hinter uns Stellung nehmen, alles beschönigen und sagen, dass wir in Österreich eine vorbildliche Beschäftigungspolitik haben, von der sich andere Länder nur etwas abschauen können, dann dürfen Sie ei­nes nicht verschweigen, nämlich dass wir, was die Beschäftigtenzahl betrifft, auch die meisten Frühpensionierungen in Österreich haben und dass das auch ein Umstand da­für ist, dass Sie hier eine so gute Zahl vorweisen können. Verschweigen Sie das den Menschen nicht! (Beifall beim BZÖ und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Wenn Sie so stolz sind auf diese hohe Zahl der Beschäftigten in Österreich, dann hätte ich mir von Ihnen seriöserweise erwartet, dass Sie auch einen Dank gegenüber der ös­terreichischen Wirtschaft aussprechen, dass Sie den tüchtigen Unternehmerinnen und Unternehmern in unserem Land einmal dafür danken, dass sie so eine hohe Zahl an Lehrlingen, an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufnehmen. (Abg. Mag. Stadler: Trotz dieser Regierung!) Das ist auch keine Selbstverständlichkeit. (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Ich hätte mir in Ihren Aussagen gewünscht, dass Sie auch ein wenig selbstkritisch sind, nicht nur alles so hinstellen, als ob die ganze Welt auf Österreich blicken würde, was wir nicht für ein vorbildliches Land in puncto Beschäftigungspolitik sind.

Sagen Sie auch dazu, dass immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit dem, was sie verdienen, nicht mehr auskommen, dass die Arbeit, die sie haben, zwar


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