Wie die Länder damit umgehen, steht in den Sternen. Sie wissen, obwohl viele Landespolitiker oder Beamte von Ländern zwar diesen Strukturplan Gesundheit unterschrieben haben, sagen sie ganz ohne Scham: Wir haben es unterschrieben, aber machen tun wir das nicht! – Da wird es sehr darauf ankommen, wie verantwortungsbewusst Länder damit umgehen und ob man in schnell erreichbarer Nähe dann wirklich diese Fachleute findet. Das ist aber heutzutage in den meisten Krankenanstalten möglich.
Ich würde sehr bitten, dass man das genau evaluiert und den Ländern schon auf die Finger schaut, ob sie das missbrauchen, nutzen oder ob ohnehin alles beim Alten bleibt.
Die permanente Akutversorgung bei Notfällen rund um die Uhr halte ich für essenziell, aber diese muss auch durch FachärztInnen repräsentiert sein.
Für einen Fehler halte ich es, Kinder- und Jugendpsychosomatik oder Psychosomatik für Erwachsene anzusprechen, denn in einem Einzugsgebiet unter 50 000 werde ich diese Fülle an Fachleuten nicht finden, die für Psychosomatik notwendig sind. Da, glaube ich, droht, dass es diesbezüglich keine optimale Versorgung geben wird, weil diese Berufsgruppen in so entfernten oder teilweise entlegenen Regionen nicht aufzufinden sein werden.
Ganz kurz auch zu Contergan. Österreich liegt mit Spanien an letzter Stelle bei der Unterstützung von Contergan-Opfern. Es haben 66 Personen angesucht, elf wurden mit einer Einmalzahlung abgefertigt. Man darf nicht vergessen, diese Leute sind jetzt 45 bis 50 Jahre alt, und es treten Folgeschäden auf. Wenn meine Arme zu kurz sind, muss ich mich bücken. Wenn meine Beine zu kurz sind, wird die Wirbelsäule ganz anders belastet. Diese Menschen werden häufig zu Pflegefällen, bräuchten persönliche Assistenz. Ich sehe ein, wenn Sie versuchen, dass Deutschland diese Zahlung übernimmt, wo die betreffende Firma auch ihren Standort hatte beziehungsweise noch hat, aber 2,5 Millionen € auf Dauer bereitzustellen, und das ohne Berentung mit Einmalzahlungen: Da kann man vielleicht einmal die Wohnung einigermaßen behindertenfreundlich oder barrierefreier gestalten, aber sonst ist ihnen damit nicht geholfen. Da bitte ich wirklich, am Ball zu bleiben und zu schauen, dass etwas passiert.
Abschließend zur Präimplantationsdiagnostik. Die Präimplantationsdiagnostik ist nicht gedacht, um Designer-Babys zu kreieren. Das geht auch medizinisch nicht. Ich bitte Sie, das endlich zu verstehen! Es ist völlig unmöglich, sich ein blauäugiges, schwarzgelocktes Kind zu wünschen, das gut in Mathematik ist und ein hervorragender Konzertpianist. Das wird es nie geben, sondern es ist dafür gedacht, wenn in einer Familie historisch schwerste, teils mit dem Leben nicht vereinbare Erberkrankungen vorliegen, beziehungsweise bei einem Paar schon vorgekommen sind. Und man sollte auch wissen, dass bei einem Kinderwunsch, der nicht „auf natürlichem Wege“, sage ich jetzt einmal unter Gänsefüßchen, erfüllt werden kann, oft schon genetische Schäden die Grundlage dafür sind, warum auch In-vitro-Fertilisationen oft nicht ausgetragen werden, weil eben Samen oder Eizelle oder beide genetische Schäden aufweisen.
Einer Frau ein „russisches Roulette“ anzubieten und zu sagen: Dein erstes Kind hat die Geburt nicht überlebt oder wurde nicht älter als ein Jahr, jetzt probieren wir es halt noch einmal!, obwohl man schauen könnte, ob dieses befruchtete Ei den Schaden trägt oder nicht, halte ich für verwegen und für keine ethische Glanzleistung. Mir wurde von einem Paar erzählt, das ein Kind mit Epidermolysis bullosa hatte. Das ist ein Schmetterlingskind. Diesen Kindern hängt die Haut in „Fetzen“ vom Leib, wenn man sie nur angreift. Die können nicht saugen, denn die Lippe hat große Blasen. Im
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