Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll135. Sitzung / Seite 254

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Sorgen mache ich mir viel mehr um die Ausbildung der Ärzte insgesamt. Haben wir heute noch eine ausreichende Ausbildungsstruktur, haben wir heute noch aus­reichende Ausbildungseinrichtungen für Ärzte? – Das ist nämlich eine zentrale Frage für die medizinische Versorgung von morgen.

Also auf den Punkt gebracht, Herr Minister: Ich denke, das Bundesgesetz findet natürlich unsere Zustimmung, weil es ein Fortschritt ist. Ob es schon wirklich eine Strukturreform ist – na gut, wir arbeiten daran. Dass wir noch vor vielen Aufgaben stehen, das wissen wir. Und ich denke, in der Gemeinsamkeit liegt eine Chance, und die werden wir natürlich auch zu nutzen versuchen – zum Wohle der Bürger, zum Wohle aller Menschen, für alle Österreicherinnen und Österreicher, für alle, die in unserem Land leben und medizinische Versorgung brauchen. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

21.22


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dr. Huainigg zu Wort. – Bitte.

 


21.22.39

Abgeordneter Dr. Franz-Joseph Huainigg (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Minister! Hohes Haus! Wie viel PID braucht der Mensch? Ein bisschen mehr Gesundheit und Perfektheit könnte niemandem schaden. Aber wahrscheinlich würden wir alle nicht mehr hier sitzen. Die PID bedeutet Selektion zwischen Gesund und Behindert, Selektion zwischen Gut und Schlecht, Selektion zwischen wertem und unwertem Leben. Darüber müssen wir uns klar sein. Die Existenz von behinderten Menschen wird dadurch zunehmend infrage gestellt.

Überall, wo die PID eingeführt worden ist – in Großbritannien, Frankreich und wohl bald auch in Deutschland –, ist sie bald ausgeartet. Man hat begonnen mit der Lebensfähigkeit, aber bald schon hat man auch heilbare Krankheiten getestet. Und es wird zum Beispiel in Großbritannien auch der Brustkrebs getestet, obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass diese Krankheit ausbricht, sehr gering ist. Und es wird auch schon unter dem Titel „Family Balancing“ das Geschlecht spezifiziert, mit dem Argument: Wenn eine Familie zwei Söhne hat, dann ist es gerechtfertigt, dass eine Tochter zur Welt kommt.

Herr Grünewald, wenn Sie die PID fordern, dann müssen Sie auch damit rechnen, dass, wie in Amerika, gehörlose Eltern kommen und sagen, wir möchten ein gehör­loses Kind haben. Wir möchten ein Kind haben, das in unserer Welt lebt. Das ist genauso ein berechtigtes Anliegen wie der Wunsch nach einem gesunden Kind.

Und, Frau Kollegin Oberhauser, wenn Sie sagen, keine Schwangerschaft auf Probe: Ja, natürlich nicht. Aber es gibt Spätabtreibungen. Und, da gebe ich Ihnen recht, Spätabtreibungen sind unerträglich, wenn über die Drei-Monats-Frist hinaus ein behindertes Kind bis zur Geburt abgetrieben werden darf.

Das Hauptargument für die Einführung der PID ist ja, dass diese Spätabtreibungen dann nicht mehr stattfinden würden. Deshalb, wenn wir die PID diskutieren – und die Diskussion ist notwendig und wichtig –, dann müssen wir auch über die Abschaffung der eugenischen Indikation diskutieren.

Ich habe größtes Verständnis für die Sorgen und Ängste von Eltern, dass sie kein behindertes Kind wollen. Und wenn sie Träger einer Erbkrankheit sind und einen Kinderwunsch haben, dann ist das auch berechtigt. Aber es muss nicht immer ein leibliches Kind sein. Es gibt auch Adoption, es gibt Pflegeeltern. Das ist genauso Familienglück, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann. Es gibt viele Kinder, die Eltern suchen, und man gibt diesen Kindern eine Chance.

 


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