Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll141. Sitzung / Seite 66

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stellvertreter Schützenhöfer, haben nämlich vor wenigen Tagen bekanntgegeben, dass in der Steiermark 48 Volksschulen, 5 Hauptschulen und 4 Polytechnische Schulen un­mittelbar vor der Schließung stehen. Hierbei handelt es sich ausschließlich um Klein- und Kleinstschulen, die nur im ländlichen Raum vorhanden sind. Über das Warum darf man rätseln. Einsparungen gibt es nämlich dadurch keine, sagen auch diese beiden Herrschaften, die wie ein Reformtornado durch das Land fahren und dabei einen Scha­den hinterlassen, der kaum bis gar nicht mehr wiedergutzumachen sein wird. (Beifall bei der FPÖ.)

Begründet wird dieser bildungspolitische Wahnsinn damit, dass gewisse Lehrplaninhal­te in kleinen Schülergruppen nicht umsetzbar seien. Diese beiden Herrschaften legen einen Wert darauf, dass Gruppenspiele in Bewegung durchgeführt werden und Lö­sungsstrategien in altersgemäßen Gruppen erarbeitet werden. Die gerade in der Volks­schule so wesentlichen Lehrinhalte wie Lesen, Schreiben und Rechnen bleiben unbe­rührt beziehungsweise unberücksichtigt. Dabei hat gerade erst vor wenigen Wochen der Präsident der steirischen Industriellenvereinigung, Jochen Pildner-Steinburg, fest­gestellt, dass bei den Lehrlingen die größte Problematik darin liegt, dass sie nicht le­sen, nicht schreiben und nicht rechnen können. Da wäre anzusetzen, da wäre etwas zu tun. Diese Herrschaften sollten munter werden und auf jene hören, die die Erfah­rung haben und die wissen, was notwendig ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Völlig unberührt von dieser Tatsache fahren die beiden „Reformzwillinge“ in ihrem Re­formwahn drüber, und zwar gerade über die schwächsten Glieder der Gesellschaft, nämlich unsere kleinen Kinder im Volksschulalter. Diese dürfen dafür ab dem nächsten oder übernächsten Schuljahr deutliche Nachteile in Kauf nehmen. Sie werden heraus­gerissen aus einer vertrauten Gemeinschaft und haben wesentlich weitere Schulwege in Kauf zu nehmen.

Ich darf ein Beispiel nenne: das steierische Salla, eine Ortschaft unterhalb des Ga­berls, wo ab dem Herbst dieses Jahres die Kinder 30 Kilometer Schulweg zurückzule­gen haben, und das entlang einer Straße, die gefährlich und unübersichtlich ist.

Oder: die Schüler im Hohentauern, einem bekannten Ferienort, die sich über die oft ge­sperrte und schwer passierbare Bundesstraße 114, eine bekannte Lkw-Ausweichstre­cke, 10 Kilometer nach Trieben begeben dürfen.

Und so nebenbei belastet man noch die betroffenen Eltern ordentlich in finanzieller Hinsicht, denn dass das In-die-Schule-Gehen dadurch teurer wird, liegt auf der Hand, und das noch dazu in jenen geographischen Räumen, wo die Jahreseinkommen im Vergleich zu jenen in den Zentralräumen um 3 000 € bis 6 000 € geringer sind. Diese Familien verdienen ohnehin schon weniger als beispielsweise jene im Bereich Graz und Graz Umgebung und werden nun durch Voves und Schützenhöfer noch mehr be­lastet.

Das Motto lautet vermutlich: Ich mache nichts besser, aber teurer, und das dafür sofort! Diesen beiden Herrschaften wäre zu empfehlen, sich jene Bildungsinhalte anzueignen, die sie von den Kleinen einfordern, nämlich die Erarbeitung von Lösungsstrategien in altersgemäßen Gruppen! (Beifall bei der FPÖ.)

Was wäre aber nun wirklich zu tun? – Wie gesagt, im Unterausschuss des Unterrichts­ausschusses waren sich die Experten einig: Klein- und Kleinstschulen sind aufrechtzu­erhalten! Es ist ja nicht notwendig, dass jede Schule ihren eigenen Direktor hat. Es würde beispielsweise genügen, wenn einem Direktor mehrere kleine Schulen unter­stellt wären. Es wäre immer noch gescheiter, er würde die Zeit zum Herumfahren ver­wenden, als wenn es mehrere Direktoren für nicht notwendige zusätzliche Administra­tion gäbe. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abg. Ursula Haubner.)

Man hätte damit aber auch die Möglichkeit, Schwerpunktschulen zu entwickeln, um die besonderen Fähigkeiten eines Kindes hervorzukehren.

 


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