Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll155. Sitzung, 15. Mai 2012 / Seite 191

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Meine Damen und Herren! Wir sollten gemeinsam aus der Geschichte so viel lernen, dass wir uns mit Respekt diesen Themen immer wieder annähern, und wir sollten eines gemeinsam erreichen, ein wirkliches Niemals-Vergessen, und aus dem, was wir nie vergessen sollten, die Schlüsse ziehen, dass so etwas nicht mehr mit unserem Zutun, auch nicht mit dem Zutun unserer Kinder entstehen wird können.

Wir haben hier in diesem Haus vor ein paar Tagen eine Gedenkveranstaltung gehabt, die genau in die richtige Richtung geht. Es waren nicht alle Abgeordneten anwesend, es waren viele da, aber ich glaube, auch das ist ein Zeichen nach außen, dass das österreichische Parlament, die österreichische Politik sich dazu bekennt, was in der Geschichte geschehen ist, sich auch klar davon distanziert und alles in die Wege leiten wird, so etwas für die Zukunft zu verhindern.

Der Herr Bundesminister hat einige kleine Maßnahmen angeführt: Es werden Studien gemacht. Es gibt zum Beispiel genügend Publikationen, die nur dazu genutzt werden sollten, auch einmal hineinzuschauen.

Wir haben nichts davon, wenn wir uns gegenseitig Vorwürfe machen, was vor 40 oder 50 Jahren geschehen ist. Wir wissen heute nicht, wie wir selbst reagiert hätten. Gott sei Dank waren wir nicht in der Form gefordert, uns entsprechend zu äußern. Ich weiß nicht, wie stark ich persönlich gewesen wäre – das kann ich heute nicht sagen –, aber ich weiß, wie ich reagiert hätte, wenn ich die Folgen gekannt hätte. Da kann man sich nämlich nur striktest davon distanzieren und dagegen ankämpfen, dass so etwas wieder geschieht.

Meine Damen und Herren! Wir reden ja davon, das Bundesheer gesundzuschrumpfen, Kasernen zu verkaufen. Es gibt in Salzburg die Kaserne Glasenbach. Ich weiß schon, das Wort Glasenbach ist für viele wieder ein Reizwort. Dass das Bundesheer aber auf fast 40 Prozent – was heißt 40?, 70 oder 80 Prozent – des Erlöses verzichten soll, weil man meint, diese Kaserne wäre ein Denkmal aus der NS-Zeit, da verstehe ich die Welt nicht mehr.

Ich war dort selbst in meiner Grundausbildung beschäftigt, ich wüsste nicht, was dort zu schützen wäre – außer die Gedanken mancher, die dort für das, was sie angerichtet haben, auch Konsequenzen zu tragen hatten. Das ist aber nicht unsere Aufgabe. Unsere Aufgabe ist, daran zu erinnern. Da sollte man auch Tafeln anbringen – Mahntafeln –, aber letztendlich sollte man nicht Gebäude verehren, die eigentlich keinen Ruhm in das politische Geschehen, in die Historie bringen können.

Meine Damen und Herren! Ich glaube, dass wir den Herrn Bundesminister in seiner Arbeit bei der Aufarbeitung der faschistischen Vergangenheit unterstützen sollen. Und ich sage noch etwas, Herr Bundesminister: Es gibt immer wieder Kritik in deine Rich­tung, in Sachen Heeresführung und so weiter. Nur: In der historischen Bearbeitung der Vergangenheit ist jede Kritik, die an dich gerichtet ist, unangebracht, weil du mit gutem Beispiel vorangehst, wie man solche Dinge aufzuarbeiten hat. Auch die Wort­meldung heute war konziliant, nicht schuldzuweisend, sonst eher mahnend – und das ist genau das, was wir brauchen.

Daher: Hören wir uns gegenseitig zu, vergessen wir gemeinsam nicht, und seien wir stolz auf unsere Republik! – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

17.51


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Klikovits. – Bitte. (Zwischenrufe der Abgeordneten Grosz und Dr. Graf.)

 


17.51.57

Abgeordneter Oswald Klikovits (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Ge­schätzte Kolleginnen und Kollegen! Der 8. Mai 1945 ist für Österreich und Europa


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