Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll159. Sitzung / Seite 83

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gleichzeitig sollen finanzielle Mittel für Auslandspraktika bereitgestellt werden. Eine lan­ge Liste, aber nur kleine Schritte, und das überdeckt völlig, wo es eigentlich eckt.

Die Wirtschaft beklagt einen Fachkräftemangel, und eigentlich wird nie darüber disku­tiert, dass Unternehmen und Betriebe kaum mehr Lehrlinge ausbilden. Nur noch 20 Prozent der Unternehmen bilden Lehrlinge aus. Es ist anscheinend nicht mehr at­traktiv, es ist vielleicht zu anstrengend, Lehrlinge auszubilden. Die Unternehmen wollen fertige, flexible Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die jedoch eine Ausbildung brauchen.

Und da kann und muss die Politik eingreifen, auf österreichischer Ebene, aber natürlich auch auf europäischer Ebene. Das System der Ausbildung, bestehend aus einem lan­gen praktischen Teil und einem kurzen theoretischen Teil, gehört endlich modifiziert, gehört endlich attraktiviert. Allgemeinwissen, Fremdsprachen, politische Bildung, de­mokratiepolitische Bildung, Europabildung, all das fehlt.

Es ist erfreulich, zu hören, dass es nun finanzielle Anreize für Auslandspraktika geben soll, doch das Problem ist: Wenn Sprachbarrieren vorhanden sind und nicht frühzeitig aufgebrochen werden, wie sollen dann Jugendliche ihre Lehre im Ausland absolvieren, sich weiterbilden?

Die Durchlässigkeit der Berufe existiert nicht: einmal Tischler, immer Tischler; einmal Friseurin, immer Friseurin. Es gibt diese Durchlässigkeit nicht, es gibt diese Öffnung nicht, das fehlt. Das fehlt im europäischen und auch im österreichischen Kontext. Und das ist eine Bildungssackgasse, die fatal ist und fatal enden wird. (Beifall bei den Grü­nen.)

Dieser politische Stillstand gehört auf alle Fälle hier und jetzt aufgebrochen, und des­halb begrüße ich als Jugendsprecherin den Vorschlag des Jugendministers sehr, end­lich zu forcieren, dass es in der siebenten und achten Schulstufe echte Berufsberatung und Berufsbildung geben soll. Dabei geht es darum, Talente zu finden, Talente zu för­dern. Jugendliche sollen entdecken können, wofür sie geeignet sind, was sie gerne machen wollen, welche Berufe es gibt, denn es kann nicht sein, dass die geschlechts­spezifische Berufswahl weitergeführt wird. Es kann nicht sein, dass noch immer 70 Prozent aller Mädchen in 5 Prozent der Lehrberufe landen, bei den Burschen schaut es genauso aus.

Es gibt Unmengen an Berichten, den Jugendbericht, den Männerbericht, den Frauen­bericht, den Jugendbeschäftigungsbericht, all diese Berichte. Die Experten und Exper­tinnen sagen ganz klar, was zu tun ist. Sie haben es schwarz auf weiß vor sich liegen, Sie brauchen es nur mehr umzusetzen. (Beifall bei den Grünen.)

12.10


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dolinschek. – Bitte.

 


12.10.22

Abgeordneter Sigisbert Dolinschek (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Her­ren Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, wir haben Rekordbeschäf­tigung, und das ist auch gut so. Es ist auch so, dass die Beschäftigungsquote der 14- bis 64-Jährigen noch nie so hoch war wie jetzt.

Wir kennen die demographische Entwicklung und wissen auch, dass sich die demogra­phische Pyramide irgendwann umdreht, auf den Kopf stellt, und daher müssen wir jetzt rechtzeitig reagieren.

Herr Bundesminister! Es ist so, dass trotz Beschäftigungsrekord auch die Arbeitslosig­keit gestiegen ist. Bei den Frauen ist ein Anstieg gegenüber dem Mai vorigen Jahres von 2,4 Prozent zu verzeichnen, die Jugendarbeitslosigkeit ist um 1,4 Prozent höher als im Vorjahr.

 


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