Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll159. Sitzung / Seite 119

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14.11.38

Abgeordneter Dr. Harald Walser (Grüne): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Baukultur und politische Kultur haben einiges gemeinsam: Beide liegen im Ar­gen in diesem Haus. Herr Präsident Graf, im Zusammenhang mit der politischen Kul­tur: Für jemanden, der alte Omas aussackelt, der zu Unrecht Titel führt (Abg. Dr. Bela­kowitsch-Jenewein: Zum Thema!), wäre es ganz einfach: Treten Sie zurück und Sie würden dem Ansehen des politischen Österreich einen großen Dienst erweisen!

Herr Staatssekretär, in Sachen Baukultur ist es ein bisschen schwieriger. Allerdings lie­gen auch da entsprechende Vorschläge vor. (Abg. Linder: Nicht einmal die eigene Fraktion klatscht!) Im Baukulturreport werden sehr viele Vorschläge gemacht. Wir har­ren dessen, dass man sie nun endlich umsetzt.

Mir sind natürlich jene Empfehlungen besonders wichtig, die im Zusammenhang mit den Schulbauten abgegeben worden sind. Die Bildungsdiskussion, die wir derzeit in Österreich führen, und die Architekturdiskussion, die hier geführt wird, haben sehr viel gemeinsam. Ich war eigentlich erstaunt, auf welch hohem Niveau diese Diskussion im Baukulturreport reflektiert und wie klargestellt worden ist, dass effiziente Lernräume, die wir in Österreich dringend brauchen, nur unter Einbeziehung der Betroffenen mög­lich sind. Wir brauchen – und das wird hier als Empfehlung angegeben – in etwa 0,5 Prozent der Bausumme als Summe, als Geld für entsprechende Partizipationspro­zesse bei der Errichtung von Schulbauten.

Die Architektur – das wird häufig erwähnt – ist der dritte Pädagoge, dem müssen wir Rechnung tragen. Dafür gibt es Vorbilder, das wird ja in diesem Report auch be­schrieben. Zum Glück gibt es entsprechende Vorbilder in Österreich. Angeführt sind beispielsweise der Schulcampus Sonnwendviertel in Wien und der Bildungscampus Moosburg in Kärnten. Das wären Beispiele, denen wir nacheifern sollten, die man als Vorbild hinstellen sollte.

Es gibt eine Studie der OECD aus dem Jahr 2003, die drei Schlüsselqualifikationen für unser Bildungssystem festhält. Wir brauchen Menschen, wir brauchen Schülerinnen und Schüler, die unser Bildungssystem verlassen, die selbständig handeln, die in der Lage sind, in heterogenen Gruppen zu arbeiten und die Werkzeuge – gedacht ist na­türlich an sehr moderne Werkzeuge – interaktiv zu benutzen.

Ich glaube, wenn wir das ernst nehmen, dann muss unsere Schularchitektur dem auch Rechnung tragen. Das heißt, wir brauchen Inklusion, wir brauchen mehr Eigenverant­wortung von Schülerinnen und Schülern. Wir brauchen Schulen, die ganztägig geführt werden können. Wir brauchen die Möglichkeit, auch im Schulgebäude, für fächerüber­greifende Kooperationen – viel stärker noch, als das bisher schon der Fall ist. Wir brau­chen Schulen, die eine lokale Vernetzung ermöglichen. All das sind wichtige Voraus­setzungen. All das ist in den derzeitigen Schulbauten nur sehr schwer möglich.

Etwas hat mir vor allem in der Besprechung im Ausschuss besonders imponiert. Ich glaube, es war Dipl.-Ing. Steger, der gemeint hat, wir brauchen einen Auftrag an unse­re BIG. Herr Staatssekretär, ein Auftrag, der von der Regierung auszugehen hat! Wir wollen in Österreich Innovationsweltmeister werden, was neue Schulbauten anlangt. Das ist ein großes Ziel. Wir sind weit davon entfernt. Aber wenn wir jetzt die richtigen Weichenstellungen vornehmen, dann ist es erreichbar. Wenn wir das mit der derzeit laufenden Schuldiskussion koordinieren, dann sind wir in der Lage, in relativ kurzer Zeit diesen Titel des Innovationsweltmeisters zu holen.

Ich erinnere daran, dass derzeit eine ganze Reihe von Schulen renoviert werden muss. Die Renovierung von Schulen ist natürlich eine Möglichkeit, diesen neuen Zielsetzun­gen gerecht zu werden. Unsere Unterstützung hätten Sie dabei. Wir müssen es aller­dings endlich angehen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

14.16

 


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