Niemand von uns Grünen sagt, wie im Ministerium behauptet wird, wir wollen eine Vollakademisierung Österreichs. Das ist eine bösartige Unterstellung und entspricht überhaupt nicht den Tatsachen. Aber wenn es heißt, es gibt im Ausland viele Berufsgruppen, die akademisiert sind, ist festzustellen, niemand hat weder Gehrer noch ihre Vorgänger, noch die jetzige Regierung davon abgehalten, diesen Berufsgruppen einen akademischen Zugang zu ermöglichen. Gerade in vielen Frauenberufen ist das so. Warum ist da die gläserne Decke? Warum werden Volksschullehrerinnen nicht auf einem akademischen Niveau ausgebildet? Warum werden an Pädagogischen Hochschulen Titel von Leuten verliehen, die diesen Titel selbst nicht einmal führen? – Also da stimmt einiges hinten und vorne nicht.
Wenn ich überlege, was im Regierungsprogramm noch so steht: Es wird öfter von „Exzellenz“ und „Elite“ gesprochen. Ich habe nichts gegen Exzellenz in der Forschung und im Studium und auch nichts gegen Eliten, aber wenn man im Hochschulbericht liest, jedes Studium ist elitär, so setzt das voraus, dass jeder, der dort studiert, auch elitär sein muss, um das Studium zu bewältigen. Da Elite und Exzellenz eine statistische Verteilungskurve haben, würden Sie/würdest du fordern, 100 Prozent dieser Gruppe ist Elite. – Dann gibt es aber keine Eliten mehr! Also irgendwo stimmt da etwas nicht.
Auch dieses Plenum, haben wir gesehen, besteht nicht nur aus hundertprozentigen Eliten, auch nicht das Ministerium.
Aber betrachten wir es so, wie es ist: Exzellenz-Programme machen sich toll im Regierungsprogramm, sind aber nicht finanziert, Overheads sind unzureichend und nicht flächendeckend, die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses lässt zu wünschen übrig, ein „Faculty“-Modell ist in weiter Ferne, das alte konservative Kurien-System feiert fröhliche Urständ. Manchmal habe ich das Gefühl, man umgibt sich im Ministerium nur noch mit Leuten, die zu allem Ja sagen oder alles bewundern.
Das ist demokratiepolitisch insofern bedenklich – ein Spruch von dir in mehreren Wissenschaftsausschüssen: Jeder, der vernünftigen Argumenten zugänglich ist, müsste sich meiner Meinung anschließen! –, als das im erlaubten Umkehrschluss heißt: Wer sich nicht deiner Meinung anschließt, ist unvernünftig respektive dumm. Und das kann es nicht sein, so schief kann ein Dialog nicht ablaufen!
Der FWF – ich habe dort mit vielen Leuten beste Kontakte – steht vor riesigen Problemen. Bestbeurteilte Forschungsprojekte müssen abgelehnt werden, weil das Geld nicht vorhanden ist. In Innsbruck werden für die Spitzenforschung in der Quantenphysik keine START-Preise mehr beantragt, weil die dortigen Physiker sagen, sie können sich einen weiteren Preis nicht leisten, weil die Ausstattung für die Leute nicht da ist und auch die Räume für die Ausstattung nicht da sind. Wie würde das dann aussehen? (Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen.)
Ich wünsche mir, dass dieser Pfad jungen Leuten und deren Eltern eine Chance gibt, dass nicht Tausende von jungen Leuten mit deren Eltern im Hintergrund letztlich vor verschlossenen Türen stehen müssen, dass es gute Forschungsbedingungen für Studierende und den wissenschaftlichen Nachwuchs gibt und dass sozusagen Hoffnung nicht nur phantasiert, sondern Hoffnung auch glaubwürdig gemacht wird. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)
12.36
Präsident Fritz Neugebauer: Für die nächsten Redebeiträge bis 13 Uhr stehen jeweils 5 Minuten und ein kurzer Schlusssatz zur Verfügung.
Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Sacher. – Bitte, Herr Kollege.
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