Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll164. Sitzung / Seite 206

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dem auch heute zu –, dass Kroatien Teil eines vereinten und, ich hoffe, in Zukunft friedlichen Europas ist.

Kroatien hat ein sehr schweres Schicksal hinter sich, und es nötigt Respekt ab, dass ein Land, das sich von 1991 bis 1995 in einem Krieg befunden hat, in einem Krieg vor unseren Haustüren, vor Österreich, in einem Unabhängigkeitskrieg, in dieser Schnellig­keit, in weniger als 20 Jahren, zu einem wirtschaftlich durchaus aufsteigenden Land geworden ist, das uns Österreichern nicht nur ans Herz gewachsen ist, weil es das Ur­laubsland vieler Österreicherinnen und Österreicher ist, die die Vorzüge, die Kultur und die geographische Lage Kroatiens schätzen, sondern weil es uns auch Respekt ab­nötigt, wie rasch Kroatien aus dem Krieg herausgefunden hat und jetzt ein guter Be­standteil Europas sein wird.

Nichtsdestotrotz darf ich Sie auch warnen: Behalten Sie Ihre Kuna! Ich appelliere an Sie! Nehmen Sie nicht den Euro. Euro je skup – der Euro ist teuer. Das ist sogar mehr­sprachig.

Seien Sie froh, dass Sie mit der Kuna eine Währung haben, mit der auch wir Österrei­cher uns angefreundet haben, aber machen Sie nicht den Fehler, den die österreichi­sche Bundesregierung gemacht hat, denn sonst haben Sie die gleichen Debatten wie wir heute zum ESM, wo Sie nur zahlen, aber nichts aus diesem Europa herausbekom­men werden. Ganz im Gegenteil, Sie werden für Pleiteländer mithaften. Und das kann nicht im Interesse eines stolzen Kroatiens sein, das seinen Stolz auch aus der Ge­schichte heraus bekommen hat und auch wirklich gut in die Zukunft blicken wird. (Bei­fall beim BZÖ.)

Das, was ich heute schon sagen möchte, ist: Wir können natürlich über Europa disku­tieren und darüber, wie schön und wie toll denn das Ganze ist, wir müssen aber auch die Gefahren erkennen. Die finanziellen Gefahren dieses Europas erkennen wir seit ei­nigen Jahren, seit 2008, und schmerzlich in den letzten Monaten. Es gibt aber auch an­dere Gefahren. Wenige Kilometer von Zagreb entfernt liegt Krško. Krško wird von Kroatien und Slowenien gleichermaßen betrieben. Wenn in Krško etwas passiert, ist an ein normales Leben in der kroatischen Hauptstadt nicht mehr zu denken. Wenn in Krško etwas passiert, ist an ein normales Leben, an ein friedliches Leben in Kärnten und in der Steiermark nicht zu denken. Krško wird zur Hälfte von Kroatien betrieben – ich muss den Kollegen Bartenstein aufklären, sie wissen es eben doch nicht alle, Kol­lege Bartenstein, großer Außenpolitiker – und zur anderen Hälfte von Slowenien. (Zwi­schenruf des Abg. Dr. Bartenstein.)

Daher ersuchen wir anlässlich des Beitritts (Zwischenruf der Abg. Silhavy) einmal mehr, dass Kroatien alle seine Möglichkeiten ausnutzt, im eigenen Interesse und in unser aller Interesse, im Interesse eines gesunden Lebensraums Mittel- und Südeuro­pa, um dieses Kraftwerk endlich zu schließen.

Ich wünsche Ihnen für Ihre Zukunft in der Europäischen Union alles Gute! Behalten Sie Ihr Rückgrat, für das auch Kroatien bekannt ist – und lassen Sie es sich nicht von den Bürokraten der Europäischen Union verbiegen! (Beifall beim BZÖ.)

19.39


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort gemeldet hat sich Herr Vizekanzler Dr. Spin­delegger. – Bitte.

 


19.39.22

Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Vizekanzler Dr. Michael Spindelegger: Herr Präsident! Meine sehr geschätzten Damen und Her­ren! Liebe Gäste aus Kroatien und vor allem Herr Parlamentspräsident!

Ich möchte drei Bemerkungen zu diesem Beitritt Kroatiens, der heute von Österreich ratifiziert wird, machen.

 


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