Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll166. Sitzung / Seite 92

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Jene, die jetzt soweit sind, können bereits ab kommendem Schuljahr damit beginnen, und die, die längere Zeit brauchen zur Vorbereitung, denen soll die Zeit gewährt werden. Eine derart flexible Art und Weise, etwas guten Gewissens umzusetzen und einzuführen, hat es in der Bildungspolitik ohnehin noch nicht gegeben. Ich halte das für pädagogisch wertvoll, um das noch einmal zu unterstreichen und zu betonen.

Es wird auch kritisiert, dass die Entscheidung jetzt den Schulpartnern obliegt, ob sie früher oder später damit beginnen. Als ehemalige Schülervertreterin und in Anbetracht von Diskussionen, in denen es um Formen der Demokratie geht, erachte ich es durch­aus als sinnvoll, auch solch wichtige Entscheidungen in die Entscheidungskompetenz der Schulpartnerschaft vor Ort an einer Schule zu legen, denn dort wird Demokratie gelernt und dort wird gerade für Schüler zum ersten Mal Demokratie auch gelebt. Wenn wir der Politikverdrossenheit etwas entgegenhalten wollen, dann ist genau dort auch der richtige Punkt, die Motivation für demokratisches Verständnis zu wecken. (Beifall bei der ÖVP.)

Wenn Herr Kollege Rosenkranz ein bisschen nebenbei anmerkt, dass er eigentlich ohnehin nie für die Zentralmatura war, finde ich das schade. Sie bedeutet natürlich keine Nivellierung nach unten; das hat auch nie jemand beabsichtigt.

Er behauptet auch, vorwissenschaftliche Arbeiten brauche man sowieso nicht. Ich war, glaube ich, im ersten Jahrgang, der die Möglichkeit hatte, eine Fachbereichsarbeit zu schreiben. Ob es dann die Diplomarbeit oder die Masterthese war in der postgradualen Ausbildung, das Wissen über wissenschaftliches Arbeiten stammt aus der Schule. Viele, die sich in postgradualen Systemen oder Ausbildungslehrgängen befinden und in ihrem Leben noch nie etwas mit wissenschaftlichem Arbeiten zu tun hatten, weil sie nicht von einer Universität kommen, wären dankbar, hätten sie das in der Schule jemals gelernt.

Abgesehen davon bin ich der Meinung, dass in Zeiten des World Wide Web, in denen es auch darum geht, seriös beurteilen zu können, ob eine Information korrekt ist oder nicht, valide ist oder nicht, Umgang mit Wissen und Umgang mit Informationen etwas ist, was man sehr wohl in der Schule lernen muss. Insofern ist diese vorwissen­schaft­liche Arbeit sicherlich nicht unnütz, sondern eine wichtige Bereicherung für alle. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

13.33


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner zu Wort gelangt Herr Abge­ordneter Mag. Auer. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


13.33.22

Abgeordneter Mag. Josef Auer (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Die Zentralmatura hat mehrere Ziele. Ein wesentliches Ziel ist sicherlich, eine breite und fundierte Wissensbasis zu schaffen und alle Schülerinnen und Schüler auf einen maximalen Mindestsockel zu stellen. Ich habe selbst als Lehrer viele Jahre in einem Kolleg unterrichtet, in dem Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden, die bereits die Matura haben. Und da habe ich die leidvolle Erfahrung gemacht, dass viele eben noch nicht so reif sind, speziell in den Fächern, die ich unterrichte, Mathematik und Physik – Herr Kollege Rosenkranz, bleiben Sie vielleicht sitzen! –, große Mängel gibt es zum Beispiel beim Prozentrechnen. Das haben Sie heute gezeigt. Ich will das jetzt nicht politisch aufzeigen, sondern pädagogisch, eben Prozentrechnen.

Sie haben heute in der Asyldebatte davon gesprochen, dass eine Steigerung von 30 Prozent gegeben war und im darauffolgenden Jahr wieder von 30 Prozent, und haben das dann einfach zusammengezählt. Das geht aber nicht additiv! Da muss man multiplizieren. Das wären also insgesamt fast 70 Prozent. – Aber noch einmal: Prozent-


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