Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll167. Sitzung / Seite 57

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Was jetzt noch behandelt wird, sind ja andere Dinge wie die Etablierung der Schmerz­therapie. Da kann ich Ihnen sagen, ich habe vor drei Tagen ein Mail bekommen, dem ein Attachment mit Foto angehängt war. Dieses zeigte den Vater der Absenderin, einen über 50-jährigen Mann mit einem Tumor im Hals-, Nasen-, Ohrenbereich. Und wenn man sich dieses Foto anschaut, dann muss man sich zusammennehmen. Da fehlt das gesamte Unterkiefer, der Tumor ist so groß wie eine kleine Melone, bedeckt das Auge, die Lippen und das Ohr sind kaum mehr sichtbar. Und sie beklagt sich, dass von der Fachabteilung ein Schmerzmedikament verschrieben wurde, das die Krankenkasse nicht bewilligt hat. Ich verstehe schon, dass Krankenkassen darauf schauen, dass günstige Präparate verwendet werden. Aber wenn man dieses Bild sieht, dann weiß man, dass die Krankenkasse da wahrscheinlich kaum mehr zehn Tage Therapiekosten tragen wird müssen. Der Mann wird nicht mehr lange leben.

Ich glaube, dass hier ein interdisziplinäres Herangehen und auch eine gewisse Größe von Entscheidungsorganen, etwas zu tun, gegeben sein müssen. Es gibt in Österreich über 400 000 PatientInnen mit chronischen Schmerzen aus unterschiedlichsten Gründen – das hat nicht nur mit Tumoren oder Krebs zu tun, auch Rheuma, entzünd­liche Darmerkrankungen, Migräne, Neuralgien, Bewegungs- und Stütz­apparat –, die oft wirklich herumirren, weil diese Medikation keine einfache ist. Man kann nicht einfach die Dosis steigern, denn dann steigern sich auch die Neben­wirkungen. Man muss diese Therapien zum Wohle des Patienten kombinieren und versuchen, den Schaden geringzuhalten und trotzdem zu helfen. Und da wäre es schon ganz gut, flächendeckend Kompetenzzentren aufzubauen, wie wir es uns wünschen.

Ein weiterer Punkt, über den verhandelt wurde und heute nicht mehr zu verhandeln ist, ist der Wunsch, dass auch die Erstattung bestimmter erprobter, ich sage, nicht alter­nativer, sondern komplementärmedizinischer Methoden in den Überlegungshorizont der Kassen kommen sollte. Es ist nicht, wie Jacky Maier gemeint hat, eine Propa­gierung von aberwitzigen Therapien von ungeheuren Scharlatanen wie Dirk Hammer, die dann Leute behandeln und sagen, Krebs ist die Heilungsphase eines Mikroben-Befalls im Gehirn, das ist ja alles jenseitig, sondern es betrifft die traditionelle chinesische Medizin, die Akupunktur, die Homöopathie.

Und ich sage aus meiner Erfahrung, gerade Tumorpatienten, die sehr belastenden und sehr invasiven Therapien ausgeliefert sind, brauchen für sich ein Feld, in dem sie sich autonom für eine weitere Therapie entscheiden können – die nicht schaden soll, das ist ganz klar –, die vielleicht ein wenig Kraft geben kann oder mehr Autonomie, selbst etwas mitzusteuern. Und es hilft diesen Menschen allein schon, wenn sie da ein Mitspracherecht haben. Und wenn Ärzte sagen, ja, ich drücke da jetzt kein Auge zu, sondern das kann ich gutheißen, das kann ich hinnehmen und die Schulmedizin wird dadurch nicht tangiert, dann sollte die Kasse wirklich überlegen, diese Möglichkeiten zu eröffnen. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

10.44


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Rasinger. – Bitte.

 


10.44.03

Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsident! Sehr ge­ehrter Herr Minister! Hohes Haus! Es ist ein wahnsinnig spannendes Thema, Sie werden alle von den Sitzen fallen, es geht um das Medizinische Assistenzberufe-Gesetz. Wie alle meine Vorredner schon gesagt haben, nach 50 Jahren Sanitätshilfs­gesetz ist es an der Zeit gewesen, dass man das Ganze novelliert. Die Frau Abgeordnete Oberhauser hat gesagt, das Novellieren von derartigen Gesetzen heißt


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