Ich möchte aber nicht völlig pessimistisch schließen. Wir haben viel erreicht in diesem Jahr, wir haben trotz Regierungsparteien viel erreicht. Wir haben erstaunlich viel aufgeklärt. Wir haben in harten Verhandlungen einiges an Anti-Korruptionsgesetzen ausverhandelt, was die Regierungsparteien eigentlich nicht wollten. Es gibt einen Stimmungswandel bei einer großen Mehrheit der österreichischen Bevölkerung. Sie sagt: Wir wollen endlich eine saubere Politik, wir wollen endlich von Menschen regiert werden, die nicht unter Korruptionsverdacht stehen, wir wollen nicht mehr von Faymanns, sondern von ganz anderen Politikern und Politikerinnen regiert werden!
Es gibt viele positive Signale!
Sie glauben, Sie können den Ausschuss jetzt abdrehen und zur Tagesordnung übergehen. Das wird nicht funktionieren! Herausgeber, Chefredakteure und Chefredakteurinnen von fast allen Qualitätszeitungen dieser Republik haben Ihnen in den letzten Tagen ins politische Stammbuch geschrieben, dass nicht zur Tagesordnung übergegangen wird. Und auch wir hier in diesem Haus werden nicht zur Tagesordnung übergehen, weil es nicht möglich ist, weil es nicht sein darf, dass Minister und Bundeskanzler ihre politische Verantwortung einfach nicht eingestehen und sich diesem Haus nicht stellen, weil es nicht sein darf, dass Korruptionsverdächtige diese Republik regieren, weil Geschäfte, unseriöse, verantwortungslose und möglicherweise kriminelle Geschäfte mit dem Boulevard nicht die Regierungstätigkeit in dieser Republik bestimmen dür-fen.
Deswegen verlangen wir von Ihnen, von den Abgeordneten von SPÖ und ÖVP – wir ersuchen Sie nicht darum, wir verlangen von Ihnen! –, dass Sie diesen Ausschuss weiterarbeiten lassen (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen), dass Sie das Parlament weiter kontrollieren lassen und dass Sie diesem Haus die Chance geben, auch das, was den Bundeskanzler und seine engste politische Umgebung betrifft, aufzuklären, damit sich auch dort, wo das Zentrum der Macht dieser Republik ist, etwas ändert und ein Neubeginn möglich ist. – Danke schön. (Beifall bei Grünen, FPÖ und BZÖ.)
15.26
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich Herr Bundeskanzler Faymann zu Wort gemeldet. Die Redezeit sollte 20 Minuten nicht übersteigen. – Bitte, Herr Bundeskanzler.
15.26
Bundeskanzler Werner Faymann: Frau Präsidentin! Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Allein der Text der Dringlichen Anfrage, aber auch die Ausführungen des Herrn Pilz oder wenn jemand behauptet, es sei Faymanns Überzeugung, man könne sich die öffentliche Meinung kaufen – als einfache Feststellung, nicht einmal in einer Diskussion, nicht einmal als Frage, nichts –, Faymann glaube, er könne sich die öffentliche Meinung kaufen, „zumal die Praxis des Meinungskaufs durch teure () Inseratenstrecken () laufend weiterhin praktiziert wird“ (Abg. Dipl.-Ing. Pirklhuber: So ist es in Österreich!), all das bedeutet, jeder, der ein Inserat schaltet, will jemanden kaufen, jeder, der ein Inserat in einer Zeitung nimmt, lässt sich kaufen!
Herr Pilz, wir haben mit solchen Anschuldigungen nichts zu tun, und das hat auch nichts mit Seriosität zu tun! (Beifall bei der SPÖ.)
Wenn Sie sich das Inseraten-Volumen der österreichischen Wirtschaft, der österreichischen Bundesregierung, egal, ob vor oder nach meiner Ministerzeit, der öffentlichen Haushalte – auch dort, wo Sie mitregieren, nicht Sie, Herr Pilz, aber die Grüne Partei – ansehen, dann werden Sie vielleicht über das eine oder andere Inserat sagen können, ob jetzt die Telefonnummer so wichtig war oder ob die E-Mail-Adresse wichtig war oder
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