Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll173. Sitzung / Seite 233

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Drittens: „Wie viele Krebserkrankungen“, für die eine solche Therapie in Frage kommt, „jährlich in Österreich diagnostiziert werden, kann nicht genau angegeben werden.“

Von Niederösterreich wurde im Landesstrukturfonds die Versorgungssituation durch MedAustron nicht im Detail dargelegt, sagt Stöger, und die Annahme, dass ein Großteil der Patienten ambulant versorgt werden kann, wird vom Hauptverband zu Recht – ich bin Onkologe – stark angezweifelt. Das sind schwer kranke Patienten, die nachher nicht in ein Gasthaus gehen und sich ein Zimmer nehmen – einige vielleicht, aber nicht der Großteil. Das heißt, da ist schon etwas schlampig kalkuliert worden.

Und wenn ich lese, dass die Forschung von 22 Uhr – das ist Nacht! – bis 6 Uhr früh ge­hen soll, frage ich mich, ob das ideale Bedingungen sind, wenn Leute, die an der Uni Wien, an der TU arbeiten, mit dem letzten Nachtzug nach Wiener Neustadt fahren und um 6 Uhr in der Früh wieder den Ort der Messung verlassen können.

Ich glaube, Sektionschefin Weitgruber und Dekan Badurek von der TU sind hier sicher seriöse Partner, die darauf achten werden, aber sie sind nicht verantwortlich für die Rahmenbedingungen, die vertraglich festgelegt worden sind.

Man lehnt sich da an ein italienisches Zentrum an, wo eine Beschleunigungseinheit mit 250 Elektronenvolt besteht, und man will das dort mit Italien zusammen etablieren. Für die Grundlagenforschung braucht man aber eine Aufrüstung auf mindestens 800 Me­gaelektronenvolt, und die kauft man sich nicht bei Ikea. Das sollten wir hier wissen.

Das heißt, hier wird ein Prototyp etabliert, der am Anfang Schwierigkeiten haben wird. Und wie geht es dann in der Forschung weiter? Wenn gewartet werden muss, wartet man wahrscheinlich nicht in Bestrahlungszeiten, da die Patienten ja eingetragen und angereist sind. Man wartet dann in der Nacht. Und ich kenne Physiker, die in einer ähnlichen Einheit in Deutschland – am Schering-Institut – messen, die 50 Jahre Erfah­rung haben. Und da fahren viele Physiker mit leeren Händen zurück, weil die Strahlen­intensität bei einem Beschleuniger nicht über Stunden konstant gehalten werden kann. Was passiert dann? Ich finde, da muss man wirklich aufpassen.

Herr Minister, die Professur wird eine Art Außenstelle in Wiener Neustadt sein. Es ist gut, wenn die dort kommt. Das ist nichts Schlechtes, aber man wird schauen müssen, ob die Hoffnungen erfüllt werden, wenn man dermaßen hinterfragenswerte Bedingun­gen in der Forschung hat. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

21.56


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter List. – Bitte.

 


21.56.30

Abgeordneter Kurt List (BZÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister Töchterle! Ho­hes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Das BZÖ wird der Übernahme der Ge­schäftsanteile von Wiener Neustadt am Krebsforschungs- und Krebstherapiezentrum MedAustron durch den Bund trotz einiger Bedenken ebenfalls zustimmen. Wir sind überzeugt, dass das 200 Millionen teure Zentrum wichtig für den medizinischen Fort­schritt ist.

Gleichzeitig müssen wir uns wieder der scharfen Kritik des Rechnungshofes anschlie­ßen, der die fehlenden Kostenberechnungen bemängelt.

Der Standort Wiener Neustadt „blattelt“ das ÖVP-System in Österreich schonungslos „auf“. (Beifall beim BZÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.) Der schwarze Landeshaupt­mann Pröll bekommt von der schwarzen Wissenschaftsministerin, damals Liesl Gehrer, mit Billigung des schwarzen Kanzlers Schüssel im Jahr 2004 das Krebszentrum zuge­schanzt. (Neuerliche Zwischenrufe bei der ÖVP.)

 


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