Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll175. Sitzung / Seite 109

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

BZÖ. Abg. Kopf:  war gestern bei einem Fußballmatch, wo wir hier gesessen sind!)

Also ich glaube, dass wir das in der Frage des Ernstnehmens, gerade in der Frage der heutigen Diskussion, wirklich auch ernst nehmen sollten und unsere Arbeit hier ernst nehmen sollten, das Budget hier ernst nehmen sollten, denn das hat sich diese Regierung verdient, dass wir hier ordentlich darüber diskutieren! (Beifall bei der SPÖ. Abg. Mag. Kogler: Ich geh’ jetzt Wasser trinken, ich sag’s gleich! Zwischenrufe bei der SPÖ.)

16.17


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Dr.  Rasinger gelangt als Nächster zu Wort. – Bitte.

 


16.17.44

Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Sie werden jetzt von mir als Arzt sicher nicht erwarten, dass ich da irgendwelche schlechten Diagnosen stelle über das Gesund­heitswesen und das Gesundheitswesen krankrede. Wir hatten heute einen Gast da, er ist schon wieder weg, von der WHO. Er hat uns gesagt, dass Österreich ein Role Model ist, also ein Vorbild. Er ist extra von der WHO, Genf gekommen und hat gesagt, er würde sich wünschen, dass mehr österreichische Ärzte und Schwestern nach Afrika, Asien gehen, damit sie dort auch eine Art Entwicklungshilfe machen.

Und wissen Sie, was dieser Gast gesagt hat, was seine größte Angst ist? Er kommt aus der Schweiz, arbeitet in Genf und ist jetzt in Deutschland gewesen. Er sagt: Die wenigen Doktoren, die es – sagen wir einmal – in Ruanda, in Mosambik gibt, die gehen nach ihrer Ausbildung nach Deutschland, in die Schweiz – nach Österreich noch nicht –, weil die Deutschen und Schweizer zu wenig ausbilden. Das ist eine Art negative Entwicklungshilfe. Man raubt den Ländern die Gesundheitsversorgung. Ich habe dann gesagt: Sie können beruhigt sein, wir haben derzeit noch genug Ärzte, aber mittlerweile rauben uns die Schweizer und die Deutschen die Ärzte. Wir haben 2 800 Ärzte, die schon im Ausland tätig sind. Warum?  Das Gehalt ist deutlich besser, und die Arbeitsbedingungen sind besser.

Dieser Gast von der WHO hat auch noch etwas anderes Interessantes gesagt: Jede Maßnahme im Gesundheitswesen dauert mindestens zehn Jahre, und: Haben Sie nicht Angst? – Ich habe gesagt: Ich habe überhaupt keine Angst, weil natürlich das Gesundheitswesen bei mir in guten Händen wäre. Bei Minister Stöger, den ich immer ein bisschen zwicke, ist es auch in guten Händen. Aber machen wir uns nichts vor, lügen wir uns nicht in den Sack: Wir haben natürlich schon Probleme. Wenn ich daran denke, was mir junge Kollegen und Ärzte in Ausbildung, vom AKH, et cetera erzählen, wenn ich mir die Burn-out-Rate anschaue, die weit höher ist als in der Normalbevölkerung – kranke Ärzte sollen Kranke heilen –, dann habe ich ein bisschen Angst.

Wir nehmen auch viel zu wenig Rücksicht auf das Verhältnis Frauen, Beruf und Familie. Es sind heute über 50 Prozent Frauen im Beruf tätig. Wie soll jemand im AKH eine Ausbildung bis 18 Uhr machen und dann auch noch forschen? Jemand kann nur Dozent werden, wenn er drei Top-Arbeiten in Journals publiziert, und diese Arbeiten kann er nur publizieren, wenn er voll forscht. Das heißt, er (Abg. Mag. Wurm: Sie!) kann um 18 Uhr müde zu forschen anfangen. – Das geht nicht! Es gibt kein Geld für Auslandsreisen, für Auslandsaufenthalte. Das darf wirklich nicht ein Hobby für Leute sein, die reiche Eltern haben, die es ermöglichen, dass man in diesem Land Dozent wird. (Abg. Mag. Wurm: Oder Dozentin!)

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite