Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll179. Sitzung / Seite 27

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schon sehr präzise sein. Es geht nicht um die Einführung eines Berufsheers, sondern Österreich hat bereits ein Berufsheer! 21 000 Planstellen im Heer sind bereits jetzt für Berufssoldaten. (Beifall bei Grünen, SPÖ und BZÖ.)

Es geht nur um eine einzige Frage, nämlich ob wir weiterhin 22 000 Präsenzdienern jedes Jahr sechs Monate ihrer Zeit stehlen. Das ist die einzige Frage, die es zu beant­worten gilt.

Und jetzt zum Zivildienst und zu den teilweise kruden Attacken, mit denen Sie versu­chen, die Wehrpflicht weiterhin zu verteidigen. Sie sagen, ein freiwilliges soziales, öko­logisches Jahr, ein freiwilliges ehrenamtliches Jahr ist ein Anschlag auf die Ehrenamt­lichkeit. Also wenn ich mir das so vorstelle: Ich bringe jeden Tag meinen größeren Sohn in die Schule. Dort steht ein Schülerlotse. Der macht das ehrenamtlich. Und nur weil daneben eine Polizistin steht, die das bezahlterweise macht, hört der Schülerlotse nicht auf, weiterhin die Kinder über die Straße zu bringen (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ), weil es ihm einfach Freude macht, weil es ihm einfach wichtig ist. Das ist ein absurdes Argument.

Zweitens: Wir haben 45 Prozent der österreichischen Bevölkerung in ehrenamtlichen Tätigkeiten, Männer und Frauen, Junge und Alte, bei Vereinen, in der Kirche, bei der Caritas, bei der Feuerwehr, überall. 45 Prozent! Und eines kann ich Ihnen wirklich vor­rechnen: Die waren nicht alle beim Zivildienst, mit Sicherheit nicht, das geht sich wirk­lich nicht aus. Das ist einfach ein Teil unserer Gesellschaft. Das gehört besser unter­stützt. Gerade in Katastrophenfällen haben wir immer wieder auch hier für eine bes­sere Absicherung argumentiert, insbesondere für den Katastrophenschutz, was Urlaub und so weiter betrifft. Das haben Sie immer abgelehnt.

Also kommen Sie nicht mit dermaßen kruden Argumenten, das wäre ein Anschlag auf das Ehrenamt! Selbst jetzt sitzen in Rettungsfahrzeugen nebeneinander Hauptamtliche und Ehrenamtliche. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.) Würde Ihr Argument zutreffen, gäbe es das alles gar nicht mehr.

Zu Deutschland. Immer wieder wird darauf verwiesen, in Deutschland bricht das ge­samte System zusammen und in Bayern muss man drei Stunden auf die Rettung war­ten. – Also das ist übelste Gruselpropaganda!

Wenn Sie es mir nicht glauben, vielleicht glauben Sie es Ihrer Parteikollegin Angela Merkel. Angela Merkel lobt das Modell als absolutes Erfolgsmodell. Kanzlerin Merkel hält den Bundesfreiwilligendienst für ein wahres Erfolgsmodell. „,Wir sind ein Stück weit reicher geworden, menschlicher in unserer Gesellschaft‘, sagte die Regierungs­chefin“ anlässlich des zweiten Jahres in Berlin.

Auch die Zahlen sprechen eine ganz deutliche Sprache. Das Deutsche Rote Kreuz sagt, wir könnten das Doppelte an Stellen besetzen, weil die Nachfrage so groß ist.

Also jetzt frage ich mich, welches Argument bei Ihnen noch übrigbleibt, um hier nicht einen Schritt in eine modernere, neue Zukunft zu gehen, die in ganz Europa mittler­weile Standard ist, nur nicht bei der ÖVP und bei der FPÖ. (Beifall bei den Grünen.)

9.52


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Grosz. – Bitte.

 


9.52.49

Abgeordneter Gerald Grosz (BZÖ): Zu den Mitgliedern des ÖVP-Klubs möchte ich eingangs etwas feststellen. Im Gegensatz zu den Dienstbefreiten und Untauglichen in Ihrer Reihe, die Sie heute eine Expertise über ein Bundesheer hier abgeben, habe ich meinen Präsenzdienst im Aufklärungsbataillon 1 der Hackher-Kaserne Gratkorn abge­leistet und weiß daher im Gegensatz zu vielen von Ihnen seitens der ÖVP – ein Bun-


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