Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll181. Sitzung, 14., 15. und 16. November 2012 / Seite 236

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dafür kritisiert, wie Sie in London aufgetreten sind, denn dass der Sportminister während der Olympischen Spiele – ziemlich genau bei der Hälfte – die große Krise des österreichischen Sports ausruft, ist ja bei vielen auf nicht besonders offene Ohren gestoßen. Unabhängig von einer berechtigten Kritik – der Zeitpunkt war auf jeden Fall indiskutabel.

Wenn ich Ihre Kritik richtig verstanden habe, dann hat sie gelautet: Ein Problem ist die jetzige Struktur der Sportförderung, ein Problem ist, dass im Spitzensport die Gelder nicht ausreichend dort hinkommen, wo sie eigentlich landen sollten. Und deshalb haben Sie das zu Ende gebracht, was Sie seit – ich weiß nicht, wie lange – zwei Jahren, glaube ich, im Sportausschuss von einem Termin zum nächsten verschoben haben, nämlich die Vorlage eines Bundes-Sportförderungsgesetzes.

Wenn man jetzt in dieses Gesetz reinschaut, das jetzt irgendwann ins Plenum oder zunächst in die Ausschüsse kommen wird, dann kann man es ja an dem messen, was Ihre Forderung war: gewisse Sportarten stärker zu fördern. Ich glaube, dass das ja durchaus Sinn macht, denn: Was ist in Österreich geschehen? In welchen Sportarten hat es in den letzten – sagen wir einmal – zwei Jahrzehnten einen Boom gegeben? – Dort, wo auch Erfolge da waren.

Ich erinnere mich nur an Thomas Muster, der 1995 in Paris gewonnen hat. Die Folge war, dass viele Kinder mit dem Tennisspielen beginnen wollten, begonnen haben und an der österreichischen Tennis-Struktur nachhaltig gescheitert sind. Man braucht ja nur einen Blick auf die jetzige Weltrangliste zu werfen: Wenn man bei den Herren Jürgen Melzer wegnimmt, sieht man, dass die Nachwuchsförderung im Spitzensport schief­gegangen ist; das schaut bei den Damen auch nicht wesentlich besser aus. Es stellt sich also schon berechtigterweise die Frage, ob die Sportförderung bei uns auch auf solche Ereignisse Rücksicht nimmt.

Jetzt rede ich nicht mehr von Ereignissen wie dem Doppel-Olympiasieg in Judo von Peter Seisenbacher. Judo findet in Österreich de facto auch im Spitzensport immer weniger statt. Es hat auch andere Probleme gegeben, aber zumindest von der Struktur her, dass es eine Breite geben würde, davon kann man nicht ausgehen.

Es hat einen Verband gegeben, bei dem es zumindest von den Ergebnissen her den Anschein gehabt hat, dass wirklich etwas weitergeht, das war der Schwimmverband. Wie der Schwimmverband jetzt geendet hat, haben alle mitbekommen. Was ist dort passiert? – Politische Entscheidungen haben offenbar wieder die Oberhand gewonnen.

Jetzt schaut man sich einmal dieses Sportförderungsgesetz an und sagt: Okay, Sie haben gesagt, Sie wollen zielgerichteter fördern können. – Insofern – das kommt ja nicht so oft vor – kann ich die Ausführungen des Kollegen Westenthaler nur unter­stützen. Ich möchte das gar nicht in Abrede stellen, es soll einen Teil für den Breiten­sport geben, der ruhig in die Dachverbände reingehen kann; da habe ich nicht wirklich etwas dagegen.

Der Punkt, der jetzt da ist, ist, zu sagen: Ein beträchtlicher Teil wird aufgesplittet in eine Basisförderung, Breitensportförderung; ein anderer Teil kommt auch in die Spitzen­sportförderung. Es wurde berechtigterweise angesprochen: Wie wird diese Förderung vergeben und verwaltet? – Von einem Gremium, in dem das Ministerium eine Sperr­minorität gegen sich hat beziehungsweise alles gegen die Vertreter des Ministeriums beschlossen werden kann.

Jetzt hatten wir eine Situation, in der sehr viel in die Gießkanne gegangen ist, in der aber gewisse Budgetmittel eigentlich beim Ministerium angesetzt worden wären. Das


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