Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll181. Sitzung, 14., 15. und 16. November 2012 / Seite 238

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Herr Minister, Sie fördern ein österreichisches Pilotprojekt nicht so, dass die Werner Schlager Academy das Geld bekommt, sondern dass die Baukosten einer Mehr­zweckhalle finanziert worden sind, die mittlerweile – Verzeihung, Herr Kollege – kracht wie die Kaisersemmel – man braucht es ja nur in Zeitungen nachzulesen –, wobei sich die Frage stellt, ob sie ansatzweise noch weiterbetrieben werden kann, ob sich das irgendwie ausgeht, und ziehen eines der Pilotprojekte des österreichischen Sports da mit rein.

Ich sage Ihnen: Wir schauen da nicht länger zu, wenn das so weitergeht! Die 700 000 € können Sie jetzt wieder ins Multiversum reinstecken. Wenn rauskommt, dass das Multiversum … Übrigens: Ich kenne mittlerweile ja auch die Verträge. Im Errichtungsvertrag ist gestanden, dass das Multiversum 30 Jahre lang den Betrieb der Werner Schlager Academy sicherzustellen hat.

Schauen Sie sich an, wie die Verträge jetzt verändert worden sind und was da auf einmal drinsteht, nämlich in der Abkehr vom Multiversum zur Werner Schlager Academy! Auf einmal steht nämlich diese Grundbedingung nicht mehr in den Förderungsverträgen drinnen. Dort wird es in nächster Zeit ziemlich Rambazamba spielen. Ich habe das bislang immer wieder dezent angesprochen.

Das ist ein geradezu klassisches Pilotprojekt. Da gibt es einen österreichischen Spitzensportler, der seinen Namen hergibt für ein Projekt, das international absolut funktioniert. Herr Kollege Markowitz! Der internationale Tischtennisverband buttert nirgends 700 000, 800 000 € pro Jahr in ein Zentrum, das in Österreich steht. Das sind Gelder, die reinkommen.

Und wissen Sie, was bei Ihnen passiert ist? – Es gibt keinen einzigen Förder-Euro – keinen einzigen –, der in den laufenden Betrieb geht. Ich habe Sie im Sportausschuss auch gefragt, ob es sinnvoll ist, Pilotprojekte in Österreich so zu verstehen, dass man riesige Kästen hinstellt – Bauten –, und dann gibt es keinen Euro mehr.

Ich meine, jeder, der irgendwie ansatzweise versteht, was Tischtennis ist, wird gewusst haben, dass sich das im laufenden Betrieb nicht rechnen kann. Wer soll denn das zahlen? Kollege Markowitz, vielleicht Herr Stronach, der könnte ein bisschen Geld hernehmen! Aber woher sollen aus dem Tischtennisbereich die Gelder kommen? Sollen die Eltern der Kinder, die in diesem Tischtennisleistungszentrum trainieren, mörderisch viel Geld hineinbuttern? In Österreich haben wahrscheinlich zwei Leute jemals vom Tischtennis gelebt, und einer davon ist Weltmeister geworden. Das ist ja völlig absurd!

Tischtennis wird in Österreich nie ein Sport sein, mit dem man das große Geld verdient. Wenn man so etwas fördern will, dann muss man natürlich auch die Trainer­kosten finanzieren. Sie haben im Sportausschuss dann noch irgendwie zynisch gefragt, warum deutsche Trainer bezahlt werden sollen. Wissen Sie, warum das anerkannt wird? – Weil einer der weltbesten Trainer nach Schwechat gekommen ist. Er ist von der deutschen Nationalmannschaft weggegangen und ist im Leistungszentrum in Schwechat Trainer – für ein Entgelt im Übrigen, für das sich Fußballtrainer wahr­scheinlich nicht einmal drei Tage lang auf einen Fußballplatz stellen würden.

Ich verlange von Ihnen, dass Sie jetzt einmal ernsthaft über Schwerpunkte in der Sportförderung reden und dann einmal erklären, warum man solche Pilotprojekte mit dem Gesetz, das Sie da hergeben, mit Sicherheit nicht fördern kann. Ein Thomas Muster wird mit diesem Gesetz im Tennis keinen Finger rühren; Schwimmer, die da drinnen sind, werden mit diesem Gesetz keinen Finger rühren, die können entweder eins zu eins in die Verbandsstrukturen reingehen, oder es gibt kein Geld.

 


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