Sie haben gesagt – das finde ich ja gut –, dass medizinisch-technische Dienste, vor allem Psychotherapie, aber auch Logopädie et cetera ärztlichen Leistungen gleichzusetzen sind; da sollten die Eltern eben klagen. Es ist aber in Österreich nicht so einfach zu klagen, das dauert sehr lange. Wenn man ein krankes, eventuell psychisch krankes Kind hat, will man aber eine Behandlung haben und keinen jahrelangen Klageweg und Wartezeiten von bis zu einem halben Jahr und darüber – auch das ist belegt.
Sie wissen, dass das kostentreibend ist, denn: Wenn jemand psychisch krank ist und auch in der Schule, im Lehrberuf, im Studium Schwierigkeiten hat, dann neigen die Krankheiten dazu, sich festzufressen, zu chronifizieren, und dann wird die Behandlung noch teurer. Also da wäre es sehr sinnvoll. Es gibt auch Lücken, vor allem in der Neuro-Rehab, nicht in der akuten, die ist hervorragend in Österreich mit den Stroke Units bei Schlaganfall und Schädel-Hirn-Verletzungen. Aber in den weiterfolgenden Rehabilitationen werden Leute teuerst behandelt – hervorragend, nach dem Stand der Wissenschaft – und landen dann irgendwo in der Wüste, wo kein Team zu Verfügung steht, damit sie wieder sprechen lernen, das Gehen üben und so weiter.
Die Kassen kürzen auch, das kann Ihnen nicht verborgen geblieben sein. Kinder mit Sauerstoffmangel bei der Geburt sind spastisch gelähmt – die Ursache dafür nennt man Cerebralparese –, haben Kontrakturen, Muskelverspannungen, und die sollten mindestens dreimal pro Woche eine Physiotherapie machen. Schon seit Jahren zahlen die Kassen nur mehr eine, maximal zwei, kürzen die Zeiten. Die Eltern zahlen den Rest oder sie können es nicht zahlen, und die Kinder haben dann einen Spitzfuß, der orthopädisch operiert werden muss, Kontrakturen, Gelenksschäden und so weiter.
Da gibt es also viel zu tun. Wir haben auch – wie Sie wissen, Sie arbeiten ja daran – teilweise sehr viele Daten, die aber irgendwo schubladisiert sind, Datenfriedhöfe, aber auch Datenmüll, weil viele Erhebungen nicht miteinander vergleichbar sind.
Das Österreichische Bundesinstitut für Gesundheitswesen hat eine gute Broschüre herausgebracht, und die schaut nicht immer so glänzend aus für Österreich. Bei der Fünfjahresüberlebenszeit bei Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs und Darmkrebs liegen wir im hinteren Drittel. Norwegen und Finnland sind die zwei Spitzennationen. Das zeigt auch, dass nicht überbordend große Einheiten, wenn sie gut geführt sind, oft besser arbeiten als ein Moloch von einem Krankenhaus, wo alles nur noch als Nummer gesehen wird.
Was mich irritiert und wo Sie noch stärker aufpassen müssen, ist sicher das Bestreben vieler Gesundheitsberufe, sich immer mehr als Lehrberuf zu etablieren, wo das Gesundheitsressort dann auf Lehrinhalte und Qualitätskontrolle, wie ich fürchte, nur noch relativ wenig Zugriff hat. In Alpbach ist einmal eine Riesenstudie vorgestellt worden: Gesundheitsmarkt als Chance.
Da haben alle ÖVPler gejubelt, wie sehr die Gesundheitskosten steigen, weil daran so viele verdienen; also es war ganz interessant. Und da stellt die Wirtschaftskammer diese Broschüre vor und nennt Zukunftsberufsgruppen des Gesundheitssystems. Ich habe es, glaube ich, einmal erzählt. Da ist unter anderem der Beruf des Astrologen dabei, und der Zungenreiniger nach Ayurveda wird als technische Innovation gepriesen. Also da hört der Spaß auf, da ist mir dies im Gesundheitsressort jedenfalls lieber.
Teilweise wird auch von den Gesundheitsplattformen der Länder – auch das wissen Sie – der Österreichische Strukturplan Gesundheit konterkariert. Die Arbeitskreise dieser Gesundheitsplattformen sind so geschaffen, dass sie nicht arbeiten können; denn im niedergelassenen Bereich, Arbeitskreis Niedergelassene, haben die Kassen die absolute Mehrheit der Stimmen, im stationären Bereich das Land und die Ge-
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