Das Gesundheitssystem ist ja nicht erst seit gestern, sondern schon seit Jahrzehnten schwer reformbedürftig. Allein in den letzten zehn Jahren haben sich in unserem Land die Gesundheitskosten verdoppelt. Es stellt sich daher die Frage, warum diesbezüglich keine Reformen stattfinden, durch die wir die Gesundheitskosten dämpfen und trotzdem eine gute Gesundheitsversorgung für alle erreichen. (Zwischenruf des Abg. Mag. Schickhofer.)
Im Bereich der Prävention wird in Österreich nicht das gemacht, was gemacht werden sollte, nämlich mehr Mittel eingesetzt, nein, es wird sogar noch eingespart. Die Präventionsmaßnahmen beschränken sich in Ihrem Programm eher auf Lippenbekenntnisse. Ist das wirklich zielführend?
Ich verstehe natürlich, dass Sie Maßnahmen haben wollen, die schnell greifen und schnell Erfolg bringen. Die Probleme, die wir haben, sind jedoch Langfristprobleme. Das heißt, wenn wir heute bei den Kindern einiges falsch machen, haben wir in Jahrzehnten die Probleme. Und bei jenen, die heute Probleme haben, wurde in deren Kindheit schon einiges falsch gemacht. (Zwischenruf des Abg. Öllinger.)
Wir haben in Österreich im Moment 600 000 Diabetes-2-Fälle – früher hat man „Altersdiabetes“ dazu gesagt, weil er nur bei alten Menschen aufgetreten ist. Heute haben schon 10-, 12-, 15-Jährige Altersdiabetes. Internationale Studien zeigen, dass das hauptsächlich auf schlechte Ernährung und Übergewicht zurückzuführen ist.
Aber in diesem Bereich wird praktisch gar nichts unternommen. Es gibt ein paar Folder, ein paar Lippenbekenntnisse, von der Homepage kann man etwas herunterladen, wo etwas steht über gesunde Ernährung und darüber, dass Übergewicht ein großes Problem ist, aber hinsichtlich Prävention wird praktisch nichts getan. Man müsste im Kindergarten, in der Volksschule, dort, wo man die Kinder noch an gesunde Ernährung heranführen kann, Maßnahmen setzen. (Beifall beim Team Stronach.)
Noch weniger wird im Bereich der Mütter und Väter gemacht. Viele wissen ja gar nicht, was sie ihren Kindern antun! Die Eltern, die ihre Kinder mit einer Tüte Chips vor den Fernseher setzen und dann darauf angesprochen werden – darüber gibt es eine Studie, ob sie glauben, dass das ihrem Kind schadet oder nützt –, wissen oft gar nicht, was sie ihren Kindern damit antun.
Das heißt, viele Kinder werden mit fünf, sechs, sieben Jahren gemästet und haben dann mit sechs, sieben, acht Jahren das doppelte Gewicht, das sie haben sollten – darüber gibt es einen ausführlichen Bericht. Aber da wird nicht gegengesteuert. Das ist in Wirklichkeit ein Verbrechen!
Es mag schon sein, dass die negativen Folgen erst in Jahrzehnten auftauchen, aber wollen wir nicht vorausschauende Politik machen? Erwartet man nicht von uns, dass wir Entwicklungen vorhersehen und frühzeitig gegensteuern?
Die Zahl der Diabetesfälle, die ja mit dieser Fehlentwicklung korrespondieren, ist explodiert, von 300 000 noch vor kurzer Zeit auf mittlerweile 600 000. Und die Prognosen gehen davon aus, dass wir in spätestens zehn Jahren eine Million Diabeteskranke in Österreich haben werden. Und was machen wir dagegen? – Gar nichts! Aber das sind die Kostentreiber der Zukunft.
Ein zweites Beispiel: Wir haben in Österreich 300 000 massiv Alkoholkranke. 300 000 Menschen in Österreich sind alkoholkrank. Gibt es für sie Programme? Gibt es Aufklärungsmaßnahmen?
Man könnte einmal ein Programm starten, bei dem man Alkoholkranke oder Ex-Alkoholkranke in Schulen schickt, um darauf aufmerksam zu machen, was da alles passiert. (Zwischenruf des Abg. Mag. Schickhofer.)
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