Punkt zwei. Heute wurde hier davon gesprochen, was man alles einsparen kann. – Natürlich: Einsparen kann man überall! Aber als wir die Reformen so etwa 2001/2002 diskutiert haben, waren es diese Gruppen, die alle führenden Stellen in der Sozialverwaltung begehrt haben. Warum haben Sie das gemacht? Wenn das eh alles nichts ist, dann frage ich mich: Warum haben Sie damals diese Begehrlichkeit angemeldet?
Ich sage Ihnen etwas anderes. 2,6 Prozent Verwaltungsaufwand in der gesetzlichen Sozialversicherung sind legendär, sind gegeben. Das können Sie überall nachlesen. In der AUVA sind es 7,6 Prozent. Herr Minister, das ist ein Thema. In der Privatversicherung, die wir brauchen, die gut ist, keine Frage, sind wir bei weit über 18 Prozent. Sie können alle Bilanzen durchblättern, Sie werden es sehen. Und deshalb glaube ich, dass eine Veränderung okay ist, jawohl, diskutiert werden soll, aber dass das nicht der einzige Grund Ihrer Erwartung sein kann.
Was ich mir erwarte, Herr Minister, ist, dass ein paar Dinge schon bei gebotener Behutsamkeit verhandelt werden.
Das Erste ist die Gesundheitsreform. Das ist schwierig. Ihnen Geheimverhandlungen zu unterstellen, das halten Sie aus. Mein Thema ist ein anderes: Bitte, Herr Minister, es darf zu keiner Verländerung der Krankenversicherung kommen! Wenn das kommt, gewinnt niemand, außer dass ein paar recht haben. Das kann es nicht sein. Die Kombination, das System, das wir jetzt haben, hat sich im Großen und Ganzen bewährt. Es muss nur nach der Gesundheitsreform die Mitsprache aller Sozialversicherungsträger gewährleistet sein, nicht nur von ein paar, aller! Alle, die Geld geben, müssen dabei sein.
Nächster Punkt: die Vorsorgeuntersuchung. Es hat ja einen Grund, warum sie nicht so gut angenommen wird. Ich denke, da müssen wir nachbessern. Entweder machen wir etwas bei den Zugangsvoraussetzungen oder, wenn Sie wollen – das hat die Kollegin Haubner ganz treffend eingebracht –, vielleicht auch ein Bonifikationssystem, irgendetwas, aber die Vorsorgeuntersuchung muss mehr beachtet werden, vor allem bei psychischen Erkrankungen, deren Zahl in den letzten fünf, acht Jahren enorm zugenommen hat, aber auch bei Stoffwechselerkrankungen und dergleichen mehr. Da haben wir Handlungsbedarf und Regelungsbedarf.
Ein letzter Punkt. Es wird immer wieder gesagt, Österreich hat einen Ärztemangel. – Na ja. Wenn ich mir die Zahlen des Hauptverbandes anschaue, lese ich, dass sich die Zahl der Allgemeinmediziner seit dem Jahr 2005 um 9,6 Prozent erhöht hat, jene der Fachärzte um 15,9 Prozent. Da frage ich: Wo ist der Ärztemangel? Wenn ich hier lese, dass seit dem Jahr 1995 12 Prozent mehr in Ausbildung sind, dann sehe ich keinen Ärztemangel. Ich sehe nur einen Mangel an etwas anderem, nämlich an der Versorgung der Bürger am Wochenende und an den Feiertagen. (Beifall bei Abgeord-neten der SPÖ.) Wenn Sie heute am Wochenende oder an einem Feiertag krank werden, dann sagen Sie mir, wo Sie hingehen. Da müssen Sie ins Spital; sonst hören Sie zwar eine sehr höfliche Tonbandstimme, aber Sie haben keine Versorgung.
Ich denke, über diese Themen müssen wir auch im Rahmen der Gesundheitsreform reden, weil es Dinge sind, die die Bürger tagtäglich berühren, und die Bürger erwarten sich von uns auch eine Lösung.
Es gäbe noch viel zu sagen, die Redezeit ist aber abgelaufen.
Herr Minister, ich wünsche Ihnen alles Gute! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)
14.47
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Kaufmann-Bruckberger. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.
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