Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll181. Sitzung, 14., 15. und 16. November 2012 / Seite 396

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als Künstler erhalten, sind jedenfalls Staatskünstler und lassen sich vom Staat aus­halten. Dieses Verständnis lehne ich definitiv ab. (Beifall bei der SPÖ.)

Unser Verständnis ist ein anderes, unser Verständnis ist eines des Respekts gegen­über Künstlerinnen und Künstlern, Respekt für ihre Arbeit, aber auch Respekt für ihre oft schwierige Situation, gegen den Widerstand ganz einsam agieren zu müssen, gegen ihn bestehen zu müssen und die künstlerische Idee zum Durchbruch zu bringen. Dafür brauchen sie Unterstützung. Kunst ist sicher nicht immer streichelweich. Sie regt manchmal auf, sie kann auch verstören und verwirren, das glaube ich schon, aber sie ist jedenfalls nicht rückgratlos.

Wenn Sie, Frau Unterreiner, wie in den letzten Tagen die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek angreifen, die noch dazu – Sie haben das völlig falsch gesagt – jahrzehntelang um keine Förderung angesucht hat, eine Frau, die zu Recht regelmäßig für ihre Bühnenstücke ausgezeichnet wird, dann vermute ich, dass Sie ein Kunst­verständnis haben, das danach bewertet, ob und wie sich jemand politisch äußert. Das ist eine Haltung, die ich definitiv ablehne. Kunstschaffende, die Stellung beziehen, sich einmischen in einen öffentlichen Diskurs, sind in Ihrer Logik, in Ihrem Verständnis offensichtlich auch künstlerisch abzulehnen. Das legen Sie jedenfalls so dar. Sie sehen offensichtlich Kunstschaffende, die öffentliche Förderungen erhalten, damit auch als sprach- und haltungslos an. Das lehnen wir definitiv ab.

Unser künstlerisches Verständnis bezieht sich darauf, dass Künstler Anspruch auf Anerkennung haben, und das heißt auch Honorierung, das heißt Respekt, das heißt auch Geld. (Ruf bei der FPÖ: Staatskünstler nennt man das!) Das ist unser Bekennt­nis zu öffentlicher Finanzierung, die wir heute beschließen werden, mit vielen ver­schiedenen Projekten.

Unter anderem gibt es 27 Millionen € für regionale Kulturaktivitäten und Initiativen. Wir erhöhen die Mittel für regionale Kulturprogramme. Wir haben 6 Millionen € für die Nachwuchsförderung reserviert, und auch die zeitgenössische Kunst wird gefördert, beispielsweise mit der Verleihung des outstanding artist awards, die auch dazu dient, zeitgenössischer Kunst eine Bühne zu geben, sie darzustellen.

Ich möchte noch auf einen Punkt eingehen, nämlich auf die Erhöhung der Mittel für das Österreichische Filminstitut. Mein Dank an die Ministerin, ich bin sehr froh darüber, dass wir mit dieser Erhöhung um 3,4 Millionen auf 20 Millionen € kommen und damit die Zusagen einhalten und dem österreichischen Film damit auch eine Möglichkeit zum noch stärkeren Wachsen geben. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte in diesem Zusammenhang noch auf etwas eingehen. Vor zwei Wochen haben sich die Festivals zusammengeschlossen und haben ein gemeinsames Forum gegründet, das Forum österreichischer Filmfestivals, und haben darauf hingewiesen, dass die Filmfestivals ganz bedeutend sind für den österreichischen Film. Sie haben gezeigt, dass sie ungefähr 200 000 Besucher im Jahr haben, dass 1 800 Filme gezeigt werden, die möglicherweise nicht in die Kinos kämen, würde es die Festivals nicht geben. Sie haben damit eine Funktion, die Hans Hurch Aufmerksamkeits­gene­rierung genannt hat. Das hat der österreichische Film den Festivals zu verdanken.

Solche Festivals haben aber auch gewisse Finanzierungsschwierigkeiten, und ich finde schon, dass wir uns in Zukunft überlegen sollten, wie wir den Filmfestivals mehr Geld zur Verfügung stellen können, weil sie ein wesentlicher Teil für die Filmförderung sind.

Ganz zum Schluss – ich wiederhole mich –: Kunst jedenfalls braucht keine Geneh­migung, wie es so schön in einer künstlerischen Intervention heißt, sondern was sie


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