Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll181. Sitzung, 14., 15. und 16. November 2012 / Seite 424

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versitätsklinikum LKH Graz von einfacher Routine zu entlasten, denn das hat mit Forschung und Lehre nicht so viel zu tun.

Was wird gemacht? – Der ganze Landesstrukturplan Gesundheit wird geändert. Es kommen dort Spezialabteilungen für Spitzenkrankenversorgung hinein, die an und für sich an der Uni stattfinden sollte, und die Uni bekommt wieder mehr Basisroutine. Und die Ärzte kommen nicht mehr ins Labor und nicht mehr oder noch viel weniger zum Forschen. Da gibt es Beschwerdebriefe, noch und noch.

Wo man kostenfrei etwas tun kann – das erfordert aber Courage und Hartnäckigkeit –, das ist in der Motivation der jungen Wissenschafterinnen und Wissenschafter. Es wird immer wieder gesagt, Mobilität, Mobilität, Mobilität, oder elitär, elitär, elitär, Habil-Normen. Ich nenne nur zwei Beispiele für das hierarchische System. Bei uns in Innsbruck hat es relativ starke Habil-Normen mit Impact-Faktoren gegeben, dass man überhaupt ab einem gewissen Niveau einreichen kann.

Die Professoren wollten das einmal um 100 Prozent steigern – um 100 Prozent von heute auf morgen! – und auf meine Bemerkung hin, das könne man schon machen, aber sie sollten zuerst unsere Studie abwarten, in der wir evaluieren, was die Professoren bei ihrer Berufung an Impact-Faktoren haben, war das in fünf Minuten vom Tisch. In fünf Minuten!

Das heißt, man muss einmal schauen, wie die Mobilität jener ist, die an der Spitze der Hierarchie stehen, und wie die Impact-Faktoren jener sind, die an der Spitze der Hierarchie stehen. Und es kommen immer wieder – und das Ministerium schaut da meistens nur zu – eher kritische Reihungen bei Berufungsvorschlägen, die auch nur halbwegs Interessierten suspekt vorkommen. Warum kann man da nicht eine internationale Kommission von einigen Fachleuten einrichten, die dann schauen, ob diese Reihung korrekt ist oder ob da gemauschelt wurde, ob das Seilschaften sind und anderes?

Muss man zuschauen, wenn junge Leute an Kliniken arbeiten, dort Privatgelder verteilt werden und Einkommensunterschiede zwischen den einzelnen Sonderfächern das Zehnfache betragen? In Innsbruck hat ein Ordinarius ein Interview gegeben. Er wurde vom ORF gefragt: Sie verdienen ja bis zu 1 Million – das waren damals noch Schilling – pro Monat? Und da gibt er zur Antwort – das war entwaffnend –: Ja, stimmt schon, aber nicht jeden Monat.

Davon werden auch junge Assistenten mitbezahlt, die in der Forschung sind, die in der Lehre sind. Die bekommen auf der Kinderklinik null, beim anderen das Zehnfache. – Ah so, das Zehnfache von null gibt es nicht, aber das Zehnfache des Gehalts.

Es gibt Aufsichtsbeschwerden beim Ministerium über Unzulänglichkeiten im Betrieb. Die liegen ewig, oder es kommt nichts heraus. Da könnte man vielen jungen Leuten wieder Mut geben, was Gerechtigkeit ist, dass sie auch zum Forschen kommen. 30 Prozent Forschung wurde gefordert, an kaum einer Klinik wird das eingehalten. Die Anästhesisten von Wien allein könnten die ganze Lehre in Graz, Innsbruck, Wien und in der deutschsprachigen Schweiz übernehmen, wenn sie nicht nur vor dem Krankenbett oder im OP stünden.

Zu Nebentätigkeiten, wenn die Professoren nicht am Arbeitsplatz sind: Ich kann Ihnen einen Fall schildern: Tropenmedizin. Da bekommt ein Junger endlich eine Stelle in Wien an der Uni, im AKH Wien, in der Tropenmedizin. Er war zwei Tage am Institut, der/die Leiter/in – ich halte es neutral – nimmt ihn dann mit in seine/ihre Privat­ordination, wo er sich selbst versichern musste, denn da gilt die Universicherung nicht, und er hat dort ein Jahr lang geimpft. Er traute sich nicht, sich zu beschweren, weil er sonst kein Zeugnis bekommen hätte. Und wenn man das dem Ministerium sagt –


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