Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll184. Sitzung / Seite 48

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Und wenn Herr Kopf sagt, dass dieser Zwangsdienst hier in Österreich wichtig ist, und das mit der Freiwilligen Feuerwehr und anderen freiwilligen Organisationen vergleicht, dann ist da genau dieser Unterschied sichtbar. Der Unterschied ist, dass in Österreich 300 000 Menschen bei der Freiwilligen Feuerwehr sind, ohne Zwang (Beifall beim Team Stronach), aber Sie glauben, wir brauchen beim Bundesheer einen Zwang. Ich sage Ihnen, wir brauchen ihn nicht! – Das ist einmal der erste Punkt.

Der zweite Punkt ist – und das muss mir einmal jemand erklären –: Wir bilden sechs Monate lang Menschen aus, die angeblich einen großen Dienst für die Bevölkerung und für die Gesellschaft leisten sollen. (Abg. Kickl:  heute noch dem Land dienen!) Ein Bodenleger zum Beispiel muss drei Jahre lang lernen, es gibt viele andere Berufe, die drei, vier, fünf Jahre Ausbildung brauchen, aber für den Dienst an der Waffe, für den Dienst beim Heer, wo man mit Sprengmitteln, mit explosiven Stoffen hantiert, wo man scharf schießt, reichen angeblich sechs Monate?! – Das reicht nicht!

Wir haben ein System, in dem wir mühsam bis zu 30 000 junge Menschen pro Jahr durchschleusen, in dem die Berufssoldaten, die wir ja schon haben – wir haben 17 000 Berufssoldaten –, zum größten Teil dafür verantwortlich sind, diese 30 000 durchzuschleusen. Und was kommt letztendlich dabei heraus? – Nichts! Jene, die nach sechs Monaten ein bisschen etwas gelernt haben – vor allem stramm ste­hen –, sind nach einigen Jahren ohnehin nicht mehr einsetzbar. (Abg. Dr. Graf: Blöd­sinn!)

Wir brauchen sie auch nicht mehr, denn die allgemeine Wehrpflicht wurde zu einer Zeit eingeführt, in der wir große Schlachten zu erwarten hatten. (Abg. Kickl: Wann ist denn die Demokratie erfunden worden?) Die allgemeine Wehrpflicht wurde eingeführt, um im Bedarfsfall riesige Heere aufstellen zu können und damit zumindest die „Ausgebilde­ten“ – unter Anführungszeichen – wissen, wo bei der Waffe vorne und hinten ist. Das war der Hintergrund, und das brauchen wir heute nicht mehr. Was wir heute brauchen, und das brauchen wir in allen Bereichen, sind bestens ausgebildete Profis. (Beifall beim Team Stronach.)

Es würde ja auch niemand auf die Idee kommen und sagen: Bei der Polizei reicht es vollkommen, wenn wir Hunderttausende durchschleusen, und wenn wir sie dann brau­chen, ziehen wir sie ein. Das würde auch niemand machen. Auch bei der Polizei haben wir Profis, und es würde wahrscheinlich niemand von der FPÖ sagen, dass das Söld­ner sind. Das passte genau in Ihr Konzept. Wenn Sie sagen, ein Berufssoldat ist ein Söldner – es gibt übrigens 17 000 in Österreich, auch aktuell schon –, wenn Sie sagen, ein Berufsheer wäre ein Söldnerheer, dann haben wir bei der Polizei ein Söldnerheer – wissen Sie das? (Zwischenruf des Abg. Kickl.)

Oder: die Berufsfeuerwehr. – Sind die Mitglieder der Berufsfeuerwehr denn schlecht ausgebildet? Sind das in Ihren Augen auch „Söldner“? (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Wenn Sie davon sprechen, dass es darum geht, dass ein Berufsheer eher auf die eige­ne Bevölkerung schießt als ein Freiwilligenheer, dann kann ich Ihnen nur eines sagen, und dafür gibt es genug Beispiele: In Syrien schießt das Freiwilligenheer auf die Bevöl­kerung, in Syrien ist es das Freiwilligenheer, nicht das Berufsheer. (Abg. Strache: Dort gibt es kein Freiwilligenheer! Seit wann haben die in Syrien ein Freiwilligenheer?)

Das heißt, das können Sie nicht ausschließen. Entscheidend ist die Führung des Hee­res, und hier gibt es einiges zu verbessern, und nicht die Frage Zwangsdienst oder Freiwilligenheer. (Abg. Strache: Wo leben Sie denn, dass es in Syrien ein Freiwilligen­heer gibt?)

Letztlich geht es darum (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen): Wenn wir jedes Jahr 30 000 junge, bestens ausgebildete Österreicher zwangsverpflichten, anstatt sie das machen zu lassen, wofür sie ausgebildet sind, dann ist das ein Fehler,


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