Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll184. Sitzung / Seite 49

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und diesen Fehler müssen wir möglichst schnell korrigieren. – Vielen Dank. (Beifall beim Team Stronach.)

10.03


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Kräu­ter. – Bitte.

 


10.03.21

Abgeordneter Dr. Günther Kräuter (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Ver­teidigungsminister! Meine Damen und Herren! Das Thema, das die FPÖ formuliert hat, ist ein heilloses Durcheinander, denn Wehrpflicht hat natürlich überhaupt nichts mit der Frage der Neutralität zu tun, auch nicht – um Gottes willen, Herr Strache! – mit einem Söldnerheer oder mit der NATO. Das ist eine Nebelgranate von Ihnen, Herr Strache! Sie sind ja der Oberfreiheitliche, Herr Strache, und auf einmal sind Sie für Zwang für junge Leute! Das ist eine absolute Chuzpe.

Ich selbst bin Spezialist bei der Wehrpflicht, meine Damen und Herren. Ich habe acht Monate als Systemerhalter Zeit vergeuden müssen, und ich sage Ihnen, mein ganzer Zug – so heißt das beim Bundesheer – hat in dieser Zeit keinen einzigen Katastro­pheneinsatz gehabt. Ich habe meine Erlebnisse auch öffentlich geschildert, so wie viele andere auch. Wer sich dafür interessiert, es gibt sogar eine eigene Homepage, auf der man das nachlesen und durchaus auch eigene Erlebnisse mitteilen kann. (Der Redner platziert auf dem Rednerpult eine Tafel mit der Aufschrift „Für Profiheer und soziales Jahr“, www.wehrpflichtade.at.)

Herr Generalstabschef Entacher verteidigt dieses System nach wie vor. Er ist übrigens der beste Werbeträger für die Abschaffung der Wehrpflicht, zumal er in den letzten Ta­gen gesagt hat, ein Teil der Rekrutenausbildung sei in den letzten Jahren „lieblos“ ge­worden. Man kann sich diese Qualifizierung sehr genau im Internet anschauen. (Abg. Kickl: Das ist aber jetzt interessant! – Abg. Klikovits: Wieso sagen Sie das nicht Ih­rem Minister? Reden Sie mit Ihrem Minister! Das ist doch unglaublich!)

Was aber die Wirtschaft betrifft, Herr Kollege von der ÖVP, der Sie sich gar so über die Abschaffung der Wehrpflicht aufregen, möchte ich Ihnen sagen: Es gibt aus Ihren Reihen ein Gutachten, das eine eindeutige Sprache spricht. Es ist ganz aktuell, stammt vom September, und darin heißt es:

„Volkswirtschaftlich betrachtet liegt bei einer Wehrpflicht ein ineffizienter Einsatz von Arbeit und Kapital vor.“

Weiters: „Aus arbeitsmarktpolitischer Sicht ist eine Aussetzung der Wehrpflicht ange­sichts der mittel- bis längerfristigen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt durchaus zu be­grüßen.“

Meine Damen und Herren von der sogenannten oder doch nicht Wirtschaftspartei ÖVP, was sagen Sie dazu, wenn aus Ihren Reihen ein Gutachten belegt, eine Berufs­armee sei volkswirtschaftlich kostengünstiger und ordnungspolitisch sinnvoller als eine Wehrpflichtarmee? Der Redner von der ÖVP nach mir wird gleich Gelegenheit haben, dazu Stellung zu nehmen. (Abg. Kickl: Habt ihr überhaupt noch einen Heeresspre­cher?)

Aber es geht ja nicht nur um die Volkswirtschaft, meine Damen und Herren, sondern auch um individuelle Nachteile. 5 Prozent Verlust des Lebensverdienstes – wer will denn so etwas seinen Kindern, seinen Enkelkindern zumuten? Ist es nicht besser, dass junge Frauen und Männer eine Chance bei einem Profiheer haben, ähnlich wie bei der Polizei, eine Chance auf eine top Ausbildung, auf einen interessanten Beruf? Die Auf­gaben der Zukunft können wir doch nicht Wehrpflichtigen für fünf oder sechs Monate überantworten.

 


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