Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll185. Sitzung / Seite 98

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Im gemeinsamen Antrag, den wir verhandelt haben, gehen wir weit über die Position der internationalen Organisationen hinaus, Herr Außenminister, und es ist ganz wichtig, dass Sie diese wirklich strikte Haltung des österreichischen Nationalrates auch nach außen tragen. Es reicht nämlich nicht aus, Leitlinien zu entwickeln, damit Land Grabbing nicht ganz so arg wird, sondern wir lehnen es ab. Der österreichische Nationalrat lehnt Land Grabbing ab! Was passiert auf diesen Flächen? – 66 Prozent dieser Flächen in Afrika werden mit Agrotreibstoffen bepflanzt. Die bäuerlichen Kleinerzeuger werden vom Land vertrieben. Das ist die Herausforderung! Wenn man Hunger bekämpfen will, wenn man die Millennium Development Goals erreichen oder zumindest ernsthaft anstreben will, dann muss man eine andere Politik machen. (Beifall bei den Grünen.)

Zum zweiten Antrag: Warum sind wir uns so sicher, dass das die richtige Strategie ist? – Weil ein internationaler Bericht, der Weltagrarbericht aus dem Jahr 2008, der von 400 Wissenschaftlern weltweit erarbeitet wurde, dies auch mit Unterstützung der Weltbank übrigens – sehr interessant – klar sagt: Business as usual is not an option. So weiter wie bisher geht nicht, liebe Freundinnen und Freunde, sagt der Bericht, von der Forschungsseite, von der Umsetzung und von der agrarpolitischen Seite her.

Herr Bundesminister! Das ist jetzt eine Chance. Mit diesem Antrag sind wir nicht ganz durchgekommen, nämlich dass Österreich den Weltagrarbericht noch im Nachhinein unterzeichnet hätte. Wir haben teilweise mitgewirkt, aber wir haben nicht unterzeichnet. Wir haben es zumindest jetzt mit dem Antrag geschafft, dass Österreich bei den Folgeprojekten diese Strategie aktiv unterstützen wird, dass wir die Chancen der ländlichen Räume, der Regionalpolitik in unserer Entwicklungszusammenarbeit stärken werden. Das ist mir ganz wichtig. Ich freue mich, dass in diesem Punkt heute eine gemeinsame Beschlussfassung möglich ist.

Abschließend ein Satz zur Frage Palästina. Selbstverständlich begrüßen wir, Herr Außenminister, dass jetzt der Beobachterstatus endlich gewährleistet ist. Das ist ein kleiner Lichtblick, der zeigt, dass auch in dieser Region in Zusammenhang mit dem Arabischen Frühling und den großen Herausforderungen vielleicht ein Weg in Richtung mehr Frieden, mehr Sicherheit eine Chance hat. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

13.32


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Grosz. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.32.33

Abgeordneter Gerald Grosz (BZÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler und Außen­mi­nister! Das Jahr 2012 endet außenpolitisch genauso traurig, wie das Jahr 2011 begonnen hat. Ich erinnere an dieser Stelle noch einmal an die Silvesternacht 2010/2011 mit blutigen Anschlägen auf koptische Christen in Ägypten, mit vielen Toten aufgrund der Terroranschläge dieser Silvesternacht. Ich erinnere Sie an den Mai 2011 mit Straßenschlachten in Kairo, die dazu geführt haben, dass zwölf tote Christen zu beklagen waren und mehr als 230 Verletzte.

Ich erinnere Sie, Herr Vizekanzler – weil ich ja versucht habe, so lange an Ihrem Außenpolitischen Bericht zu rütteln, bis es sozusagen unten herauskommt –, vielleicht auch daran, dass Christen in Marokko nach wie vor ausgewiesen werden. Vielleicht war es vom Kollegen Hagen vom Team Stronach übertrieben, von Völkermord zu sprechen, weil das tatsächlich nicht stimmt, aber es ist eine neue Christenverfolgung. Österreich sieht mehr oder weniger tatenlos zu. Außer schönen Worten in Ihrem Vorwort und einigen Schutzformeln für ethnische und religiöse Minderheiten finde ich in diesem Außen- und Europapolitischen Bericht keinerlei Akzente, dass Sie im Namen


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