Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll185. Sitzung / Seite 223

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kommen, und weil damit, wenn möglichst rasch Medikamente entwickelt werden kön­nen, viel Menschenleid vermieden werden kann.

Meiner Überzeugung nach ist dieser Ansatz der wichtigste, den sollen wir verfolgen: Ja, Tierversuche wirklich nur im engsten Raum, aber dann sollen sie unmittelbar Menschen zugutekommen, damit diese genesen können, damit die Heilung voran­schreiten kann.

Ich denke, mit dieser Novelle haben wir auch eine vernünftige Balance in diese Rich­tung gefunden. Daher würde ich bitten, dass auch Sie dieser Novelle zustimmen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

19.53


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Dr. Grüne­wald zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


19.54.07

Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Ge­schätzter Herr Bundesminister! Ich bezweifle nicht, dass dieser Gesetzesvorschlag sehr mühsam und sehr schwierig war, aber man muss Güter abwägen.

In Österreich haben wir ein einheitliches österreichweites Bundestierschutzgesetz, aber keine österreichweite Patientencharta über Patientenrechte. Neun Bundesländer haben jeweils ihre eigene Charta, und die ist nicht wortidentisch und die Patienten­rechte sind nicht einklagbar.

Ich würde daher, vielleicht ein bisschen zynisch, sagen: Ich wäre manchmal froh, wenn der Mensch dem Tier gleichgestellt wäre, was zum Beispiel in der Rechtssituation vielfach nicht der Fall ist, nämlich bei den Patientenrechten.

Aber ich sage genauso, dass viele Tierschützer insgesamt nicht so homogen in ihrer Meinung sind, wie man es sich erwarten könnte. Es gibt Personen, die sind für das Verbot sämtlicher Tierversuche, andere sehen das differenzierter. Und ich sage Ihnen, und darauf lege ich meine Hand ins Feuer: Es ist nicht jeder Tierversuch verzichtbar.

Die gesamte Entwicklung von Medikamenten – Zytostatika zur Krebstherapie und viele andere Medikamente – können nicht zuerst an Kleinkindern, an Frauen, an Männern, an alten Leuten experimentell getestet werden! Was würde da passieren, wenn das irgendjemand nur verlangen würde? Da sind Tierversuche notwendig.

In der Grundlagenforschung sind Tierversuche notwendig, um zu verstehen, warum sich Zellen teilen, warum sie sich unkontrolliert teilen, warum Hebel in Bewegung gesetzt werden, wo Zellen entdifferenzieren und zu Tumorzellen werden. Das muss erforscht werden, weil das Auswirkungen für die Menschen hat und wirklich für die Gesellschaft etwas Gutes bringen kann.

Diese Balance zu schaffen, ist schwierig. Mein Problem ist, dass ich für beide Teile kritisch bin: Den Tierschützern ist einiges nicht aufgegangen, wo ich sehr dafür wäre, vor allem bei einem Punkt, den ich kurz erwähne, wenn das der Fall gewesen wäre. Andererseits gibt es x wissenschaftliche Institutionen, die schwere Bedenken gemeldet haben oder rückgemeldet haben, in denen verlangt wird, dass Experimente bis ins Detail im Ablauf von einer ganzen Forschungsgruppe, Arbeitsgruppe oder sogar von einem Institut veröffentlicht werden müssen. Da ist das Recht auf geistiges Eigentum schwer gefährdet und natürlich auch dem Phänomen Tür und Tor geöffnet, dass andere abkupfern und die Nase vorne haben, obwohl sie sich das nicht verdient haben. – Ich überziehe meine Redezeit ein bisschen und spare das bei der nächsten Rede ein.

 


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