Wir meinen: Schaffen wir gemeinsame Werte – schaffen wir eine gemeinsame Identität. Das Bewahren unserer Identität ist das Gewissensthema unserer Epoche. Das ist mein ceterum censeo. (Beifall bei der FPÖ.)
18.16
Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Ablinger. – Bitte.
18.16
Abgeordnete Sonja Ablinger (SPÖ): Herr Präsident! Liebe Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Kollegin Unterreiner, es ist schon erstaunlich, mit welcher Wiederholungsenergie Sie als Kultursprecherin hier regelmäßig Künstlerinnen und Künstler verunglimpfen und ihnen Gehorsam oder anderes andichten. Das finde ich schon erstaunlich. Wenn Sie davon reden, dass sozusagen nur arrivierte Künstler Preise bekommen: Ich habe Sie noch nie bei Preisverleihungen des outstanding artist awards gesehen, aber kämen Sie dort hin, würden Sie sehen, wie viele herausragende KünstlerInnen der jüngeren Generation vonseiten des Ministeriums mit Preisen ausgezeichnet werden. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) Sie bräuchten sich nur auf den Weg zu machen und sich das einmal anzuschauen und sich wirklich für die Künstler zu interessieren. – Das nur dazu.
Des Weiteren möchte ich auf zwei Anträge eingehen, die wir im Zusammenhang mit dem Kunst- und Kulturbericht beschlossen haben und die mir sehr wichtig sind. Der eine ist ein Antrag betreffend die Bedeutung der Filmfestivals, weil wir nun jene Zahlen und Daten in den Kunstförder- und Filmwirtschaftsberichten zusätzlich ausweisen. Das ist auch eine Forderung des neuen Forums der österreichischen Filmfestivals, die sich gewünscht haben, dass ihre Bedeutung auch in den Berichten ausgewiesen wird.
Ein zweiter Antrag beschäftigt sich mit der erweiterten Berichtslegung im Zusammenhang mit Geschlechterverhältnissen. Wir haben nun beschlossen, dass zukünftig die Spielpläne und die Ausstellungstätigkeit im Hinblick auf Geschlechterausgewogenheit im Kunstbericht enthalten sein werden; im ersten Schritt Bundestheater und Bundesmuseen.
Ich halte das als ersten Schritt für sehr wichtig, um Geschlechterungleichheiten sichtbar zu machen. Der Hintergrund dafür, dass wir das gemacht haben, basiert auf Daten, die ich im Zusammenhang mit einer Anfrage an große Institutionen erhalten habe, und zwar an jene 18 Kultureinrichtungen, die über 400 000 € vom Bund an Förderung erhalten haben.
Wenn ich mir die Zahlen ansehe, kann ich nur bestätigen, was die Kunsthistorikerin Gabriele Horn einmal gesagt hat: „Auch wenn sich in den vergangenen Jahren positive Entwicklungen abzeichnen, haben sich – trotz scheinbarer Emanzipationsfreundlichkeit des Kunstbetriebs – patriarchalische Strukturen in den großen Kunstinstitutionen gut gehalten.“ – Das berichtet sie in einem interessanten Artikel in der letzten Woche in der Zeitung „Frankfurter Allgemeine“.
Ich möchte nur ein paar Zahlen nennen, die wir in Zukunft ausweisen wollen. Zum Beispiel hat die Wiener Staatsoper im Hinblick auf Komposition, Dirigentenpult und Urheber eine hundertprozentige Männerquote. Im Burgtheater zum Beispiel liegt der Frauenanteil für Regie zwischen 0 und 20 Prozent, Autorinnen werden im Burgtheater überhaupt nicht inszeniert. Nur im Akademietheater und im Kasino kommen fallweise Frauen zum Zug. Im Theater in der Josefstadt liegt der Anteil zwischen 0 und 23 Prozent. Ich könnte das beliebig weiterführen; auch bei den Salzburger Festspielen und so weiter.
Kann man das ändern? – Ja, das kann man ändern, indem man das bewusst zum Thema macht, indem man die Zahlen regelmäßig darstellt und versucht, diese Auswertungen zum Thema zu machen oder auch Rahmenzielvereinbarungen mit den Häusern zu treffen, die ja Förderungen erhalten.
HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite