Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll188. Sitzung / Seite 206

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Schule besuchen und die zum Teil als außerordentliche Hörer an ein Konservatorium, an eine Musikuniversität fahren müssen.

Nun habe ich gerade eben die Frau Bundesministerin als richtige Ansprechperson be­treffend Kunst und Unterricht da. – Allerorts hören wir jetzt, einer der Schlüssel für die Lösung unserer Bildungsprobleme ist die Ganztagsschule mit verschränktem Unter­richt, wo auch an den Nachmittagen Unterricht geboten wird, und zwischendurch gibt es Freizeit.

Was machen denn all diese Talente, diese talentierten Schüler, wenn sie in einen ver­schränkten Unterricht ganztags hineingezwungen werden, weil das am besten ver­pflichtend sein soll? Wir sind ja für die Wahlfreiheit. (Beifall bei der FPÖ.) Wir sagen immer, die Eltern müssen sich entscheiden können. Aber was passiert denn dann mit einem Kind? Muss das dann am Nachmittag Mathematik, Deutsch, Englisch, Latein und sonst etwas versäumen, nur weil es ein Talent ist und eigentlich drei Stunden Kla­vier üben sollte?

Die Sozialdemokratie wird dann sagen: Nein, nein, die Kinder können ja dann beim verschränkten Unterricht in ihren Freieinheiten in der Schule üben! – Na ja, bei zehn Klavier-Schulkindern wird dann jede Schule wahrscheinlich zehn Klaviere anschaffen müssen, ob das jetzt ein Stutzflügel ist, ein Konzertflügel ist, von welcher Marke auch immer, oder ob es vielleicht auch das „Vernebelungsklavier“ ist. Frau Kollegin Lapp, auch die Stalinorgel ist kein Musikinstrument, obwohl es vielleicht so heißen mag. Wie auch immer, lassen Sie sich auf solch eine Diskussion gar nicht ein!

Die Frage ist nur: Wann haben denn dann diese Kinder die Zeit dafür, ohne Unterricht zu versäumen? Wo können sie, weil sie ein derartiges Talent sind, in einer weiterbil­denden Einrichtung, vor allem in einer Musikhochschule oder in einem Konservatori­um – das nicht in jeder Gemeinde in Österreich, wo eine Ganztagsschule stehen wird, vorhanden ist –, wo können sie denn üben? – Denn eines muss ich schon sagen: Wenn man, und das lässt sich wahrscheinlich auch auf den Sport übertragen, bereits als junger Mensch und als junges Talent zu einer Spitzenleistung kommen möchte, dann ist dieses Engagement der Eltern in zeitlicher und wirtschaftlicher Hinsicht not­wendig, damit die Kinder diese Bildungseinrichtungen bereits frühzeitig besuchen kön­nen. Das ist so.

Das kann vielleicht in Ihren Bildungsutopien so drinnen sein, aber es wird in Wirklich­keit nicht passen. (Zwischenruf des Abg. Mag. Josef Auer.) – Da hinten lacht schon wieder einer in der letzten Reihe. Es ist ja alles bestens! Vielleicht ein bisschen mehr mit der Hirnforschung auseinandersetzen und sich darum kümmern, dann geht es wie­der besser! – Tatsache ist, es geht nicht anders, wenn man Talente fördern will. (Neu­erlicher Zwischenruf des Abg. Mag. Josef Auer.)

Wir sehen eine eindeutige Gefahr, und die sehen nicht nur wir, wenn man aufmerksam die Medien liest: Die Musikschulen haben sogar Angst davor, dass durch verpflichten­de Ganztagsschulen ihre Kinder und ihre Schüler dem Betrieb in der Musikschule ver­loren gehen werden. Freizeitpädagogen werden das unter Umständen nicht leisten, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass, wenn ein Kind zwei, drei Stunden am Tag ein Instrument üben soll oder letztlich vielleicht auch an einem Sportgerät oder überhaupt eine Sportart trainieren soll, das in diesem Rahmen gemacht werden kann.

Abschließend: Wir stehen dazu – und das ist die Intention dieses Antrages der Freiheit­lichen –, dass Talente im künstlerischen Bereich frühzeitig gefördert werden, und zwar dort, wo sie auch gefördert und gefordert werden können, nämlich meistens im tertiä­ren Bereich, nach einer soliden, guten Ausbildung an den Musikschulen (Abg. Mag. Jo­sef Auer: ... Eltern!), wo die Lehrer auch danach trachten, dass die Kinder dort hinkom­men. Das erfordert aber Zeit und Geld, und deswegen wollten wir eben diesen entspre-


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