Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll191. Sitzung / Seite 122

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Topf geworfen. Man schreibt eine Diplomarbeit oder Dissertation und hat de facto alle Prüfungen abgelegt bis auf die letzte, und macht also keine Prüfungen mehr. Die sind bei Ihnen alle prüfungsinaktiv. Das sind an und für sich Holzfällermethoden.

Sie wissen, dass sich der wissenschaftliche Nachwuchs aus den Studierenden und den AbsolventInnen ergibt. Sie lesen gestern und heute in den Zeitungen, dass fast 4 000 MedizinerInnen ins Ausland abwandern, da es hier keine Perspektiven gibt. Viele Leute, die im Ausland Stipendien haben, junge ForscherInnen, kommen nicht mehr zurück, da sie hier keine Perspektiven an den Universitäten haben. (Abg. Hörl: Sie studieren gleich anderswo!) Bitte? – Oder sie studieren irgendwo anders. Ja, das kann man so wollen. Ich will das nicht! Wenn Sie das wollen, sagen Sie es!

Wie ist das jetzt mit diesen 95 Professoren? Gilt das jetzt für drei Vereinbarungs­perioden oder kommen die in den ersten drei Jahren? Wissen Sie, dass die Profes­soren vielleicht auch ein Sekretariat, einen Raum und zumindest eine Assistentin brauchen? Was kostet das dann? Ist das Geld dafür da? – Ich weiß es nicht. Viele Studien, die stark nachgefragt werden, haben nicht genug Räume! Da kann ein Profes­sor kommen, aber wenn er seinen Regenschirm mitnimmt und seine Aktentasche, ist das Zimmer voll, sofern es überhaupt eines gibt.

Darüber wird einfach nicht gesprochen, was mich ärgert. Früher wurden wir vielfach in den Dialog eingebunden, haben schon bei der Gesetzesentstehung mitdiskutiert. Und jetzt ist es so, dass es nicht möglich ist, mit Ihnen zu reden. Seit eineinhalb Jahren wird nicht mehr geredet. Wenn man im Ausschuss Fragen stellt, findet man immer einen Grund, sie nicht zu beantworten. Ich frage mich, wer hat die Entscheidungsgewalt, ob ein Minister ungestört und untangiert von lästigen Fragen bleibt oder nicht? Geht es darum, wie sein Empfinden ist? Wer verfügt darüber? Ich glaube, Abgeordnete haben ein Recht darauf! (Beifall bei Grünen, FPÖ und BZÖ.)

Bei der Studienwahl reden Sie darüber, die Treffsicherheit erhöhen zu wollen. Wer informiert die Studierenden? Gibt es das, was Sie vorgeschlagen haben, nämlich eine Oberstufenreform, gemäß der HochschullehrerInnen in den Sachunterricht kommen und über das Studium und über die Anforderungen eines Studiums berichten? 35 Pro­zent der Inskribierten für Physik verlassen das Studium im ersten Jahr. 64 Prozent machen keine Prüfung im ersten Jahr, weil sie die Mathematikanforderungen als zu schwierig und zu hoch ansehen. Wer erzählt Ihnen darüber? Sie haben eine Novelle zur lückenlosen MaturantInnenberatung zurückgenommen, weil sie kostenneutral sein muss. Was ist das für eine Beratung, die kostenneutral ist? – Eine schlechte! Darüber redet auch niemand. Schnupperwochen an den Unis von der Schule aus – das wurde nicht besprochen.

Zu den Testverfahren nochmals – ich sage es zum hundertsten Male –: Alle ExpertIn­nen sagen, die Testverfahren haben eine Validität und Treffsicherheit, die 16 Prozent höher liegt als das Los! Und damit entscheidet sich das Leben von jungen Leuten! Und was machen die, die nicht aufgenommen werden? Haben Sie da einen Tipp? – Minister Töchterle hat gesagt, er sei falsch interpretiert worden, alles sei böswillig ausgelegt worden. Ich kann mich erinnern, dass man gesagt hat, die sollen drei oder vier Jahre etwas anderes tun, dann kommen bessere Zeiten und dann können sie sich das Studium ihrer Wahl aussuchen. – Das wird die Menschen wenig beruhigen, und ihre Eltern auch nicht.

Die Studieneingangs- und Orientierungsphase verdient diesen Namen nicht. Die ZuhörerInnen und ZuseherInnen müssen wissen, dass in dieser Eingangsphase nur zwei Vorlesungen genügen sollen, und die sollen eine Orientierung über das gesamte Studium verschaffen. Nach zwei Monaten fällt die Entscheidung. Das ist ein Studium, in dem die Merkfähigkeit, das Büffeln gefördert wird, aber nicht die Berufsfähigkeit. Ein


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite