Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll193. Sitzung / Seite 114

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Kernproblem zwei: Wir haben zwar, und das gestehe ich auch zu – das unterscheidet uns da schon ein bisschen von der FPÖ in der Einschätzung –, eine Breitensport­struktur mit Dachverbänden, die anders als früher den politischen Hintergrund deutlich zurückgeschraubt haben. Viele sind in Union-Vereinen, in ASKÖ-Vereinen, und wenn man dort normal Sport betreibt, ist die Phase, in der man dort direkt mit Politik zu tun hat, sicher reduziert worden. Das gestehe ich zu.

Was allerdings gleich geblieben ist, sind die Strukturen dahinter, die gleichen behar­renden Strukturen, die auch mit diesem Sportförderungsgesetz nur schwer angegriffen werden können. Ich nehme an, Kollege Westenthaler wird dann auch noch darauf zu sprechen kommen. Wenn Sie – und das war der Anspruch des Ministers Darabos, der jetzt leider nicht da ist, um dieser Debatte zu folgen; das wäre ganz interessant gewesen – den Anspruch verfolgen, dass die Gießkanne weg soll, dann ist das ja offenbar ein Bekenntnis dazu, dass es bisher im derzeitigen System die Gießkanne gegeben hat, sonst bräuchten wir es ja nicht zu verändern.

Was war denn die Gießkanne? Wo sind die Sportförderungsmittel hingekommen? – Einerseits in die Dachverbände, andererseits in die Fachverbände, woanders ist das Geld ja kaum hingeflossen. Der Minister hat also da offenbar Reformbedarf geortet. Wenn Reformbedarf geortet ist, man also sagt, dass die es nicht so ganz zusam­mengebracht haben, braucht es vielleicht auch noch andere Möglichkeiten. – Hermann Krist schaut mich jetzt so an. – In vielen Bereichen ist er ja auch okay, der Breitensport, darüber brauchen wir gar nicht zu reden.

Wenn man sich jedoch die Bilanz im Leistungssport anschaut – Stichwort London –, aber auch, wenn man sich die Perspektive anschaut, wenn wir zwei jetzt diskutieren würden, wo bei den nächsten Olympischen Sommerspielen die Medaillenchancen Österreichs wären, dann müssten wir schon relativ lange nachdenken, bis uns etwas einfällt, wo man sagen könnte, da hätten wir mit einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit eine Chance.

Das liegt natürlich schon an einem Sportförderungssystem, das in Österreich eine Situation schafft, wie sie wahrscheinlich nicht in vielen anderen Ländern besteht. Wir wissen, das war durch die in den letzten Jahren extrem gestiegenen Geldsummen aus dem Lotto-Toto-Bereich der einzige Budgetbereich, der ausgeweitet worden ist, aber – formulieren wir das jetzt einmal vorsichtig – die Erfolge haben damit nicht Schritt gehalten.

Wenn man das analysieren will, müsste man fragen: Warum nicht? – Meine Analyse ist, dass es Verbandsstrukturen gibt, die es nie zustande gebracht haben, dass dort, wo es wirklich Erfolge gegeben hat, auch etwas aufgebaut worden ist. Ich kann das aus dem eigenen Bereich berichten. Im Tennis lässt sich das wunderbar nachvoll­ziehen: Es gab den Tennis-Boom rund um Muster Mitte der neunziger Jahre mit einer extremen hohen Anzahl von aktiven Kindern. Verpufft! Es ist in Österreich nie dazu gekommen, dass das eine gewisse Breite bekommen hätte.

Schwimmen? – Eine Zeit lang ein erfolgreicher Verband, das ist schon angesprochen worden. Mittlerweile ist das eigentlich ein Trümmerfeld, auf dem die Konflikte im Vordergrund stehen und auch nicht absehbar ist, dass es weiter zu Erfolgen in dem Ausmaß kommen könnte.

Ich weiß nicht, ob du mir einen Verband nennen kannst, von dem man sagen kann, es wäre ein Vorzeigeverband im olympischen Bereich, in dem man weiß, wo es hingeht. Da orte ich also deutlich Reformbedarf. Es soll auch der Breitensport sein, es sollen auch die Fachverbände sein. Was aber nicht geht, ist die Ankündigung, dass man jetzt eine neue Struktur, viel mehr für Spitzensportförderung machen will. Da gibt es dann die sogenannte Bundessportkonferenz, wenn das so umgesetzt wird, wie es da


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