Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll199. Sitzung / Seite 207

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gen verschiedenen Zurufen, auch von außen – ich denke hier insbesondere an Mel­dungen und Meinungen der Sozialpartnerschaft –, an der grundsätzlichen Idee der Po­lytechnischen Schule festhält, weil es eben in Richtung Facharbeit eine entscheidende, eine wichtige Schule ist.

Dieser Sechs-Parteien-Antrag hat auch eine gewisse Vorgeschichte: Sämtliche Bil­dungssprecher waren von der Frau Bundesministerin eingeladen, eine Musterschule in Leibnitz zu besuchen. Da wurde einmal hergezeigt, was eine Polytechnische Schule leisten kann. Wir waren auch immer wieder beeindruckt, auch in den Unterausschüs­sen, was einzelne Schuldirektoren, was Lehrkräfte in ihren einzelnen Projekten an ih­ren Schulen zustandegebracht haben. Ich denke da vor allem an Bereiche, wie gut sich eine gewisse Schulautonomie – Frau Bundesministerin, Sie würden sagen: Verantwor­tung am Schulstandort; wie immer man es nennen möchte – entwickelt, wenn gute, engagierte Lehrer am Schulstandort sind, was diese zuwege bringen. Wir haben uns dort bereits Anregungen geholt, die letztlich auch in diesen Antrag gemündet sind.

Ich bin der festen Überzeugung – es hat bereits ein Runder Tisch stattgefunden –, dass die Polytechnische Schule, so wie sie jetzt ist, reformbedürftig ist, aber sämtliche Parlamentsparteien haben da einen guten Weg eingeschlagen. Die Vorschläge, die aus dem Bundesministerium gekommen sind, sind auch entsprechend seitens der Par­lamentsfraktionen goutiert worden, es gibt bereits die entsprechenden Aussendungen.

Es ist insgesamt ein „kleines Projekt“ – unter Anführungszeichen –, aber für den Ein­zelnen, der draufkommt, er möchte einen Bildungsabschluss nachholen – er hat viel­leicht irgendwann einmal, aus welcher Lust und Laune heraus auch immer, das Lernen nicht so ernst genommen, aber später geht ihm der Knopf auf – bietet sich nunmehr die Chance. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.49


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Ab­geordneter Dr. Walser. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


20.50.12

Abgeordneter Dr. Harald Walser (Grüne): Frau Ministerin! Hohes Haus! Natürlich ist es erfreulich, wenn wir im Unterrichtsausschuss ein konstruktives Klima haben, wenn wir im Unterrichtsausschuss die Probleme angehen und versuchen, dort einzugreifen, wo es große Probleme gibt. Und Probleme gibt es im österreichischen Schulwesen wahrlich genug – das hören wir jeden Tag, das müssen wir jeden Tag lesen, und jeden Tag gibt es Klagen.

Das konstruktive Klima allein wird uns aber nicht weiterbringen (Zwischenruf bei der ÖVP), wenn wir nicht den Mut haben, das österreichische Schulwesen wirklich grundle­gend zu reformieren. Das, was wir heute machen und zu einem nicht unbeträchtlichen Teil gemeinsam beschließen werden – nicht alles, aber doch einiges –, das sind Repa­raturen. Das sind notwendige Reparaturen, das ist Flickwerk am österreichischen Bil­dungssystem, und es ist nicht etwas, das in die Zukunft weist. Ich glaube, wir sollten uns schon im Klaren darüber sein, dass wir da eine große Verantwortung haben, die wir – so muss ich konstatieren – in den letzten Jahren nicht wirklich wahrgenommen haben.

Die Hauptschule, die Neue Mittelschule und der Polytechnische Lehrgang beziehungs­weise die Polytechnische Schule sind Ausdruck dieser Krise. Ich glaube, wenn wir wirklich weiterkommen wollen, dann müssen wir zukunftsweisend denken, dann brau­chen wir ein flexibleres Schulsystem, als wir es jetzt haben. Das beginnt in der Ein­gangsphase. Wir müssen an die Schnittstellen: dort, wo es vom Kindergarten in die Volksschule geht, dort, wo es von der Volksschule in die – hoffentlich bald eingeführ-


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